Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Streifenwolf. Schakal. 41

Betragen war übrigens im weſentlichen dasſelbe wie das der Schakale und anderer Wölfe ähnlicher Größe. Auth ſie zeigte ſih Menſchen und größeren Tieren gegenüber {heu und furhtſam, obgleih ſie ſih ihrer Haut zu wehren wußte. Anfangs ſebte ſie meinen Liebfoſungen Mißtrauen entgegen, allgema<h aber verlor ſich ihre übergroße Vorſicht, und nah einigen Wochen hatte ih ihr Vertrauen wirklich gewonnen. Sie kam auf meinen Ruf herbei und geſtattete, daß ih ſie berührte, und wenn auch anfangs bedenklihes Naſenrümpfen zur Vorſicht mahnte, erreichte ih endli<h doh meinen Zwe> und durfte ſie ſtreicheln. Später wurde ſie zahm und freundlih, mir jedenfalls ſehr zugethan, obgleich ſie ihr Mißtrauen niemals vollſtändig überwinden konnte. Mit den Genoſſen ihres Käfigs hielt ſie ihrerſeits Frieden; Zudringlichkeiten aber wies ſie entſchieden zurü>. Eine Stimme habe ih niht von ihr vernommen. Auf kleine Tiere, z. B. Ratten und Sperlinge, war ſie ſehr gierig, niht minder gern fraß ſie Früchte: Pflaumen, Kirſchen, Virnen, ebenſo Milchbrot gehörten zu ihren ganz beſonderen Le>ereien. Gegen die rauhe Witterung unſeres Nordens ſchien ſie höchſt empfindlich zu ſein, lag an kalten Tagen, nah Hundeart zuſammengerollt, regungslos und erhob ſi< dann, au< wenn man ſie rief, nur ungern, während ſie ſonſt augenbli>lih ans Gitter kam. Am lebendigſten war ſie an warmen Sommerabenden.

Der Schakal (Canis [Lupus] aureus, C. barbarnus, indicus, micrurus, Sacalius und Oxygolis indicus) iſt dasſelbe Tier, welches die Alten Thos und Goldwolf nannten, und wahrſcheinlich der bei dem Bubenſtreiche Simſons erwähnte „Fus“, welchen jener edle Re>e benußte, um den Philiſtern ihr Getreide anzuzünden. Sein Name rührt von dem perſiſhen Worte Shigal her, welches die Türken in Schikal umgewandelt haben. Bei den Arabern heißt er Dieb oder Dib, in Fndien Gidar, Phial, Kola, Nerka, Nari 2c., im Sanskrit Srigala, bei den Singaleſen Naria. Man kennt ihn im Morgenlande überall und ſpricht von ſeinen Thaten mit demſelben Wohlgefallen, mit welchem wir des Fuchſes gedenken.

Der Schakal erreicht bei 65—80 cm Leibes- und 22—30 cm Schwanzlänge 45—50 cm Höhe am Widerriſte, iſt kräftig gebaut und hochbeinig, ſeine Schnauze ſpiter als die des Wolfes, aber ſtumpfer als die des Fuchſes; die buſchige Standarte hängt bis zu dem Ferſengelenke herab. Die Ohren ſind kurz, erreichen höchſtens ein Viertel der Kopflänge und ſtehen weit voneinander ab; die lihtbraunen Augen haben einen runden Stern. Ein mittellanger, rauher Balg von ſ{<hwer beſchreibliher Färbung de>t den Leib. Die Grundfarbe iſt ein ſ{<mugziges Fahl- oder Graugelb, welches auf dem Nücken und an den Seiten mehr ins Schwarze zieht, bisweilen auh ſchwarz gewellt erſcheint oder durch dunkle, unregelmäßig verlaufende Streifen über den Schultern gezeihnet wird. Dieſe Färbung ſebt ſih ſcharf ab von den Seiten, Schenkeln und Läufen, welche wie die Kopfſeiten und der Hals fahlrot ausſehen. Die Stirnmitte pflegt dunkler zu ſein, weil hier die Haare ſ{<wärzlihe Spißen haben; die Ohren ſind äußerlich dicht mit rotgelben, innen ſpärlicher mit längeren lihtgelben Haaren befleidet. Das Fahlgelb der Unterſeite geht an der Kehle und am Bauche in Weißlih-, an der Bruſt in Rötlichgelb, am Unterhalſe in Grau über; in der Schlüſſelbeingegend machen ſi< undeutliche dunklere Querbänder bemerklich, ohne daß eine regelmäßige Zeihhnung ausgeſprohen wäre. Jn die dunkle, an der Spitze ſchwarze Behaarung des Schwanzes miſcht ſich Fahlgelb ein. Sein Gewicht beträgt bis 10 Kg.

Als das Heimatsgebiet des Schakals muß Aſien angeſehen werden. Er verbreitet ſih von Indien aus über den Weſten und Nordweſten des Erdteiles, dur Belutſchiſtan, Afghaniſtan, Perſien, Kaukaſien, Kleinaſien, Paläſtina, Arabien nah Nordafrika, tritt aber auch in Europa, in der Türkei, in Griechenland ſowie in einigen Gegenden Dalmatiens, auf. Wie weit ſich ſein Verbreitungsgebiet in Afrika erſtre>t, ob ausſ<ließli< auf den Norden, iſt noh niht