Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Mähnenwolf. Heulwolf. 49

Südamerika, kommt auch an geeigneten Örtlichkeiten Braſiliens, Paraguays und Argentiniens einzeln überall vor, wird aber wegen ſeines ſ{heuen, vorſichtigen und fur<htſamen Weſens, welches ihn den menſchlihen Anſiedelungen fern hält, ſtets ſelten geſehen und noh ſeltener erlangt. Burmeiſter betrachtet es als eine beſondere „Gunſt des Schictſals“/, daß während ſeiner Anweſenheit in Lagoaſanta ein Stü aufgebraht wurde und er dadurch Gelegenheit erhielt, das Tier beſchreiben zu können. Aus der Ferne bli>t der Mähnenwolf den Menſchen neugierig an, geht dann aber ſ<leunigſt ab, wird überhaupt niemals zudringli®, greift nux ausnahmsweiſe das Herdenviech, unter keinen Umſtänden aber den Menſchen an und nährt ſih ſhle<t und re<t von kleinen Säugetieren und allerlei Früchten. Henſel, welcher bemerkt, daß auh er aus eigener Anſchauung ni<hts zur Kenntnis der noh immer in Dunkel gehüllten Lebensweiſe des Mähnenwolfes beitragen könne, hörte auf der Hochebene der Serra geral am häufigſten von ihm erzählen. Er ſtellt hier den Schafherden nah und fönnte ſomit ſ{<ädli< werden, wenn er häufiger vorkäme. Am Tage hält er ſi, nah Angabe des Prinzen von Wied, in den zerſtreuten Gebüſchen der offenen, heideartigen Gegenden des inneren Landes auf, ängſtlich ſich verbergend; des Nats, in unbewohnten Gegenden wohl auch in den Nachmittagsſtunden, trabt er na< Nahrung umher und läßt dann ſeine laute, weitſchallende Stimme vernehmen. Gegen Abend ſoll man ihn, laut Henſel, zuweilen in den ſumpfigen, mit hohen Grasbüſcheln bewahſenen Niederungen ſehen, wie er ſi< mit der Jagd der Apereas oder wilden Meerſchweinchen beſchäftigt. Dieſe Tiere huſchen mit ſo großer Schnelligkeit zwiſchen den Grasbüſcheln umher, daß ſie fein Jagdhund fangen fann; der Mähnenwolf aber greift ſie doh. Seine hohen Läufe befähigen ihn, das Zagdgebiet auf weithin zu überſehen und ſo gewaltige Säße zu machen, daß ihm gedachtes Kleinwild nict immer entgeht. Ob er auch zu andauerndem Laufe geſchi>t iſt, konnte Henſel nict in Erfahrung bringen. Man möchte dies vermuten, obgleich er zuweilen von HUnden eingeholt werden ſoll. Jn Braſilien verſ<hmäht man das Fleiſch eines erlegten Gugra durhaus niht. Burmeiſter, welchem es als Hirſchbraten vorgeſebt wurde, fand es zwar etwas zäh, aber wohlſ<hme>end und erfuhr erſt durch ſeinen Gaſtgeber, daß er einen Wolfsſchenkel anſtatt eines Wildſchlegels verzehrt hatte.

Die zweite Art, der Heul- oder Steppenwolf, Prairiewolf, Coyote (Canis latrans, Chrysocyon latrans, Lyciscus cayotis, Canis frustor), erſcheint ebenfalls als Mittelglied zwiſchen Wölfen und Füchſen, wenn auch der Wolf in ihm ſi niht verkennen läßt. Von exſteren hat er Leib und Schwanz ſowie die kräftigen Läufe, von leßteren die zugeſpißte Schnauze. Sein kräftiger Leib erſcheint wegen des ungewöhnlich reihen Balges noch dier, als es in Wirklihhkeit der Fall, der Hals iſt kurz und kräftig, der Kopf ſchlanker als der des Wolfes, oben breit, an der Schnauze zugeſpibt, das Ohr ziemlih groß, unten breit, oben aber nicht gerundet. Das lihtbraune Auge hat einen runden Stern. Die Färbung des Balges iſt ein ſ<mußiges Gelblichgrau, welches auf Ohr und Naſenrücken in das Roſtfarbene, auf Oberhals und Rücken aber in das Schwärzliche übergeht, weil hier alle Haare in ſhwarzen Spiben endigen; die Seiten des Halſes, der Vorderblätter, der Hinterſchenkel und die Läufe an ihrer äußeren Seite ſind hellroſtrot oder hellgelb, Unter- und Innenſeite der Beine weißlich, die Lauſcher roſtfarben, hier und da mit ſhwärzlihen Haarſpitzen, innen mit weißlihen Haaren dicht bede>t. Der Lippenrand iſt weißlich, die Umgebung der Augen hellfahl oder bräunlichgrau mit weißen Haarſpißzen. Über das Handgelenk zieht ſi ein ſchmaler, ſchwarzer Streifen; der Schwanz iſt an der Wurzel fahl und ſchwarz gemiſcht, an der Spiße tiefſ<warz. Auf dem Nücken werden die Haare im Winter über 10 cm lang. Sie ſind an ihrer Wurzel aſhgrau, hierauf gelbrot, dann ſt{hwarzbraun geringelt, hierauf weißlih und an der Spiße wieder ſ<warzbraun. Verſchiedene

Brehm, Tierleben. 23. Auflage. Il. 4