Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

48 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

aber verlor ſi< bald. Der Schabra>enſchakal erkannte das Vergebliche ſeines Sträubens und befliß ſich fortan eines verſtändigen Betragens. Schon nah wenigen Wochen nahm er, vielleicht dur das gute Beiſpiel ſeiner Mitgefangenen ermuntert, dem Wärter das ihm vorgehaltene Fleiſ<h oder Brot aus der Hand; nah etwa Monatsfriſt hatte ſih ſeine Scheu ſo weit verloren, daß er trauli<h auf den Ruf herbeikam und die dargebotene Hand liebevoll bele>te. Auch zu ſeinen Mitgefangenen faßte er allgema< Vertrauen, und mit dem Vertrauen ſtellte ſih eine gewiſſe Freundſchaft ein, welche freilih durch einen vorgehaltenen fetten Biſſen zuweilen kleine Unterbrehungen erhielt, im ganzen aber doh thatſächlih beſtand.

Während des Haarwechſels, welcher im September vor ſi ging, hatte gedahter Schakal vorübergehend ein ganz eigentümlihes Ausſehen. Seine {warze Schabracke verlor ſih in kurzer Zeit bis auf ſpärliche Überbleibſel; das neue Grannenhaar wu<hs aber ſehr raſh wieder heran, und bereits nah 4 Wochen hatte er ſein neues, ſ<höneres Kleid angelegt. Fn einem Käfig zuſammengehaltene Paare des Schabra>enſchakals pflanzen ſi leicht fort. Db ihre Trächtigkeitszeit von der anderer Wölfe abweicht, vermag ih niht zu ſagen. Ein Paar, welches unter der Pflege Kjärböllings mehrere Fahre nacheinander Junge brachte, begattete ſih in einem Fahre am 16. Januar, trot der herrſchenden 12 Grad Réaumur Kälte, und bekam — wann, iſt niht geſagt — vier Junge, welche vortrefflih gediehen. Jn den beiden folgenden Jahren wölfte das Weibchen wieder, einmal am 4. März, fraß gelegentlich auh einen ſeiner Sprößlinge, obgleih es dieſe ſonſt gut behandelte.

Jn Südafrika iſ das weiche Fell des Schabra>enſchakal3 ſehr beliebt und wird, zu 10—20 zu einer Decke (Karoß) zuſammengenäht, gern gekauft und über Lagerſtätten gebreitet. Bei geſ<ma>voller Zuſammenſtellung der in Färbung und Zeichnung recht verſchiedenen Felle ſehen dieſe De>ken ſehr reih und ſ{hön aus.

Werfen wir nach dieſer faſt vollſtändigen Überſicht der altweltlihen einen Blik auf andere, in Amerika hauſende Glieder der Untergattung, ſo ſtoßen uns zunächſt zwei Arten auf, als deren gemeinſame Merkmale der ſehr lange, dünnnaſige Kopf und kurze Shwanz gelten. Unter ſi< ſind dieſe beiden Arten übrigens weſentlih verſchieden.

Der Mähnenmwolf, rote Wolf der Anſiedler, Guara der Eingeborenen (Canis [Lupus] jubatus, Chrysocyon jnbatus, Canis campestris), hat, laut Burmeiſter, zwar die unverkennbarſte Ähnlichkeit mit dem Wolfe, iſt jedoh verhältnismäßig ſhwächer gebaut und viel hochbeiniger als dieſer, die Schnauze enger, die Bruſt {<hmäler, der Shwanz kürzer. „Eigentlih“, ſagt Henſel, „iſt das Tier eine Mißgeſtalt. Sein Rumpf erſcheint unverhältnismäßig kurz, während die Beine, namentlih dur< Verlängerung der Mittelhand und des Mittelfußes, eine für unſer Gefühl unnatürliche Länge beſißen.“ Der Pelz hat ebenfalls ſein Eigentümliches. Jm Geſichte und an den Pfoten ſind die Haare, nah Burmeiſters Beſchreibung, kurz anliegend; weiterhin, an den Beinen ganz allmählich, werden ſie länger und erreichen ihre größte Länge im Na>ken und längs des Rückens, wo ſie eine ſtarke aufrihtbare Mähne bilden und gegen 13 cm Länge haben. Jhre Färbung, ein- klares, reines Zimtrotbraun, wird gegen die Mitte des Rü>kens etwas dunkler, gegen den Bauch hin heller, gelblicher; die Schnauze iſt braun, die na>te Naſe ganz ſhwarz, das Geſicht heller, das Ohr außen rotbraun, innen weißgelb; den Na>en ziert ein großer ſhwarzbrauner Fleœen, welcher ſi< na< dem Rücken hinabzieht; die Pfoten ſind auf der Vorderſeite hwarz, hinten braun, die Fnnenſeiten der Beine faſt weiß; der Schwanz hat oben rotbraune, unten gelbliche Färbung. Bei 1,25—1 3 m Leibes- und 40 cm Schwanzlänge beträgt die Schulterhöhe 70 cm und darüber.

Noh heutigestags wiſſen wir über das Leben dieſes in allen Sammlungen ſeltenen Tieres außerordentlih wenig. Der Mähnenwolf hat zwar eine weite Verbreitung über