Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

56 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

Savanne ſcheinen dieſe Hunde ihre Jagdbeute mehr mit den Augen als mit der Naſe auszuſpähen;, im Walde iſt das Gegenteil der Fall: hier verfolgen ſie auc ihre Beute jedesmal unter lautem Gebelle. Gelingt es einer Koppel, eine Siedelung zu beſhleihen und unbemerkt in dieſe einzudringen, ſo entgehen ihr nur einige der auf den Dächern und nahen Geſträuchen ſhlafenden Hühner und Papageien. Die Beute verzehren die Räuber niemals an dem Orte, wo ſie dieſelbe gewürgt, ſondern immer erſt im Walde oder in einem ſonſtigen Shlupfwinkel. Indianer verſicherten, daß ſie ſelbſt Rehe und Nachzügler der Waſſerſhweinherden jagen, um das endli<h ermattete Tier niederzurcißen.

„Für die Fndianer hat der Maikong namentli<h aus dem Grunde beſonderen Wert, weil aus der Kreuzung desſelben mit ihren Hunden ſehr geſuhte Jagdhunde hervorgehen. Die Baſtarde ſchlagen in ihrer Geſtalt mehr na< dem Hunde als nah dem Maikong. Sie ſind ungemein ſlank, tragen die Ohren immer aufgerihtet und übertreffen in Bezug auf Ausdauer, Fertigkeit und Gewandtheit im Aufſuchen und Jagen des Wildes jeden anderen Hund. Jn der Anſiedelung wird ein ſolcher Blendling, welcher zur Jagd auf Rehe, Waſſerſhweine und Tapire abgerichtet iſt, gewöhnlih mit 10—12 Thalern bezahlt. Der Beſitz eines gezähmten Maikong gehört daher zu den beſonderen Reichtümern der Jndianer. Doch muß das Tier fortwährend an Stricken gehalten werden, da ihm keine Abrichtung ſeine Raubgelüſte abgewöhnen kann. Schrankenloſe Verwirrung bringt er unter dem Federvieh ſeines Herrn hervor, ſobald ihm die Nachläſſigkeit des Beſißers den Stri> nicht feſtgebunden. Gekochtes Fleiſh, Fiſche und Früchte ſind das Futter, womit ihn der Jndianer erhält.“ Henſel bezweifelt die Angabe Shomburgks, jene Hunde ſeien Blendlinge vom Maifong und dem Haushunde. „Eine ſolhe Behauptung“, ſagt er, „iſt in hohem Grade unwahrſcheinlich. Ohne Zweifel ſtimmen die Hunde der Fndianer Guayanas mit den braſiliſhen Rehhunden überein. Hätte eine Kreuzung ſtattgefunden, ſo müßte dies an dem Schädel der Blendlinge augenbli>li< zu erkennen ſein, da der Maikong an Schädel und Gebiß ſehr leiht von den Füchſen, mehr aber no< von dem Haushunde zu unterſcheiden iſt. Man ſollte alſo Bedenken tragen, die Anſiht Shomburgks wiſſenſchaftlih zu verwerten, bevor nicht die Thatſache tierkundlih nachgewieſen iſt.“

Ein gefangener Maikong, welchen ih pflegte, erinnerte durch ſein Weſen und Betragen ſo vollſtändig an den altweltlihen Schakal, daß ih wenigſtens keinen Unterſchied herau8zufinden vermochte. Er nährte ſi< nah anderer Wildhunde Art von allerlei Futter, obwohl er das Fleiſch jeder anderen Nahrung vorzuziehen ſchien; do< fraß er auh Früchte und Milchbrot ſehr gern. Uns gegenüber zeigte er ſi< anfänglih {heu und mißtrauiſh wie der Schabra>enſchakal, ſpäter in gleicher Weiſe freundlicher und liebenswürdiger, je größeres Zutrauen er gewann. -

Ein anderer tiefſtehender Wolf iſt der Aguarachay der Guaraner, Atoj oder „braſiliſhe Fus“ (Canis [Lupus] vetulus, C. azarae, melanostomus und melampus, Vulpes, Pseudalopex und Lycalopex azarae), eine Art Mittelglied zwiſhen Schakal und Fuchs. Seine Geſamtlänge beträgt 90—100 em, wovon 35 em auf den ziemlih langen Schwanz kommen. Die Färbung ändert vielfah ab. Gewöhnlich ſind Na>ken und Rücken ſ<hwarz, Scheitel und Kopfſeiten grau, die Seiten dunkelgrau, weil aus ſhwarzen und weißen Haaren gemiſcht, Bruſt und Bauch hmußgig iſabellgelb, die Läufe vorn braun, hinten {hwarz, die Pfoten braun. Eine weiße Bleſſe im Geſichte, ein hellgelber Augenring, ein o>ergelber Ohrfle>en und die gleihgefärbte Gurgel ſtehen von jener Färbung ab. Die langen Borſten im Geſichte, eine Augenbinde und alle na>ten Teile ſind ſhwarz. Der Pelz beſteht aus weichem Wollhaare und etwas gekräuſelten, ziemlih rauhen Grannen, welche abweichend geringelt ſind und an den verſchiedenen Körperteilen die betreffende Färbung dur ihre helleren