Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

58 Vierte Lrdnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

ſah ih ihn ſih mit der größten Vorſicht nähern, immer unter dem Winde, damit er Menſchen und Hunde ſchon von weitem wittern konnte. Mit leiſen, gänzlih unvernehmbaren Tritten \<li< er längs der Umzäunung oder dur< das Gras, machte oft große Umwege, bis er in die Nähe der Enten kam, ſprang dann plößli<h auf eine los, ergriff ſie mit den Zähnen beim Halſe, ſo daß ſie kaum einen Laut von \ſi< geben konnte, und entfernte ſih {nell mit ſeinem RNaube, ihn ho< empor haltend, um im Laufe niht gehindert zu werden. Erſt in einiger Entfernung, wenn ex ſih geſichert glaubte, verzehrte er die Beute, wie man an den zurügelaſſenen Federn und Knochen wahrnehmen tonnte. Wurde er dur< Geräuſch geſtört, ſo zog er ſih ſogleich in das dichteſte Gebüſch zurü>, kam aber ſpäter von einer anderen Seite wieder und verſuchte von neuem. Manchmal erſchien er vier- bis fünfmal in der Nähe einer Hütte, bis er den günſtigen Augenbli> wahrgenommen hatte. Gelingt ihm der Fang niht in einer Nacht, ſo macht ex in der folgenden neue Verſuche. Jh hatte einem, welcher mix eine Ente geraubt hatte, mehrere Nächte hintereinander auflauern laſſen. Er zeigte ſ< aber niht, obſchon wir jeden Morgen die friſche Fährte in der Nähe fanden. Die erſte Nacht hingegen, wo ex niemand auf der Lauer bemerkte, beſuchte er den Hühnerhof. Jm Walde und auf offenem Felde iſt der Aguarachay in der Verfolgung der Beute minder behutſam, weil er hier weniger Feinde zu befürchten hat und die kleinen Säugetiere, welche er niht unverſehens überfallen kann, bald einholt. Bei der Verfolgung hält er, wie die Fagdhunde, die Naſe nahe am Boden, ſpürt auf der Fährte hin und windet dann mit emporgehaltener Naſe von Zeit zu Zeit. Sind die Zu>errohre ihrer Reife nahe, ſo beſucht er die Pflanzung, und zwar nicht allein der vielen dort lebenden Mäuſe, ſondern auch des Zu>errohres ſelbſt wegen. Er frißt nux einen kleinen Teil der Pflanzen, denjenigen nämlich, der ſih gleih über der Wurzel findet und den meiſten Zu>er enthält, beißt aber jedesmal zehn und mehr Pflanzen an oder ab und richtet bedeutenden Schaden an.“

Jn weniger bewohnten Gegenden wird der Aguarachay oder die Zorra der ſpaniſchen Südamerikaner oft außerordentlih fre<h. Göring erzählte mir, daß er unſeren Wildhund auch bei Tage in der Nähe der Gehöfte geſehen habe. Das Tier beſißt ein ganz vortreffliches Gedächtnis und merkt es ſi< genau, wo es einmal Beute gemacht hat. Auf dem Hühnerhofe, welchem es einen Beſuch abſtattete, mag man die Hühner gut hüten: ſonſt fommt die Zorra ſicherlih ſo lange, wie no< ein Huhn zu finden iſt, wieder. Wo ſich der Schakalfuchs ungeſtört weiß, treibt ex ſi< überhaupt ebenſoviel bei Tage wie bei Nacht umher. Jn den Sümpfen weiß er mit großer Geſchiclichkeit Wege zu finden. Dort ſtellt er eifrig dem Waſſer- und Sumpfgeflügel, namentlih den Enten, Rallen, Waſſerhühnchen und Wehrvögeln, nah und weiß immer eins oder das andere der tölpiſchen Jungen, ja ſelbſt die Alten zu berücen. Die Gauchos, welche ihn vortrefflih kennen, erzählten Göring, daß er ſich gerade dann nah den Sümpfen verfüge, wenn Jäger dort waren, weil er ſo klug ſei, zu wiſſen, daß die Jäger doh einen oder den anderen Vogel für ihn erlegen würden.

Einzelnen Reitern gegenüber zeigt er ſih oft ſehr neugierig: er kommt, wenú er den Tritt eines Pferdes vernimmt, aus dem Gebüſche hervor, ſtellt ſih ofen mitten auf die Straße und ſchaut Reiter und Pferd unverwandt an, läßt auh beide manhmal bis auf 50 Schritt und noch näher an ſih herankommen, bevor er ſih zurü>zieht. Ein ſolher NRükzug geſchieht keineswegs mit großer Eile, ſondern langſam; der Schakalfuchs trollt in aller Gemütlichkeit davon und ſchaut ſih noh viele Male nach der ihn feſſelnden Erſcheinung um, faſt als wolle er Roß und Reiter verhöhnen. Merkt er dagegen, daß man Miene mat, ihn zu verfolgen, ſo ſut er ſo eilig wie mögli ſein Heil in der Flucht und iſt dann in kürzeſter Friſt im dichten Geſtrüpp verſhwunden.

„Jm Winter, zur Zeit der Begattung“, fährt Rengger fort, „ſuchen ſih beide Geſ<le<ter auf und laſſen dann häufig abends und bei Nacht den Laut ,„A-gua-a‘ vernehmen,