Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

60 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

des Tieres ein Stü Steigbügel, einen Sporn und ein Meſſer, welche ebenfalls von dem Aguarachay hingeſ<hleppt worden waren.

Der Balg des Aguarachay wird nur ſelten, das Fleiſch aber, ſeines widrigen Geruches und Geſchmackes wegen, niemals von den Eingeborenen Paraguays benußzt. Dennoch ſtellt man ihm wegen des Schadens, den ex anrihtet, mit Eifer nah, fängt ihn in Fallen oder ſchießt ihn abends auf der Lauer oder hett ihn mit Hunden zu Tode. Zu dieſem Ende ſucht man ihn aus dem Gebüſche, in welchem er ſih verſte>t hat, ins Freie zu treiben, damit ihn die berittenen Jäger zugleich mit den Hunden verfolgen können. Anfangs läuft er ſehr ſ<nell, ſo daß ihn die Reiter beinahe aus den Augen verlieren. Nach einer Viertelſtunde aber fängt er an, müde zu werden, und wird nun bald eingeholt. Gegen die Hunde ſucht er ſi zu verteidigen, wird aber ſogleich von ihnen in Stüe zerriſſen. Es hält übrigens ſ<wer genug, einen Aguarachay aus ſeinem Schlupfwinkel hinaus ins Freie zu treiben, indem ihm die Hunde in der Gewandtheit, dur< das verſhlungene Gebüſch und die ſtacheligen Bromelien durhzuſhlüpfen, weit na<hſtehen. Fn Peru zahlt der Gutsbeſizer für jeden Schakalfuchs, welcher ihm abgeliefert wird, ein Schaf. Die Fndianer ſtellen deshalb dem Aguarachay eifrig nach, und die Herdenbeſizer ihrerſeits ſuchen eine Ehre darin, ihre Gebäude mit möglichſt vielen ausgeſtopften Fuchsbälgen zu verzieren. Außer dem Menſchen mag der Aguarachay keinem anderen Feinde unterliegen. Sein ſcharfes Gehör und ſeine äußerſt feine Naſe ſichern ihn vor jedem unverſehenen Überfalle, und der Verfolgung entgeht er dann leicht durch ſeine Schnelligkeit.

Eine zweite Untergattung der Wölfe (Lycaon) bildet eine der merkwürdigſten und zuglei<h am ſ{<önſten gezeihneten Arten: der Hyänenhund. Nah Pagenſtehers Unterſuchungen weiht das Gebiß von dem des Wolfes nur dadurch ab, daß der leßte obere Mahlzahn dort dreie>ig und klein, hier viere>ig und groß iſt, die bei anderen Hunden kleinen Lü>kenzähne bei dem Hyänenhunde groß ſind und die hinteren an ihrem Hinterrande zwei ſtarke Sägezacken zeigen. Der Schädel iſt vergleichbar „einem verhältnismäßig kleinen, etwas kurzen, ſtumpfen, breitgeſihtigen Hundeſchädel, an welchem die Naſenkanäle lang, mit weiten Nebenhöhlen verſehen und dur ihre Weite zum Atmen bequem ſind, die Trommelbeine dur thre beträchtliche Entwidelung ein feines Gehör anzuzeigen ſcheinen, und an welchem die weit abſtehenden Fochbogen und die Kammleiſte auf kräftige Muskeln hindeuten“. Au bezüglih der Anzahl und der Verhältniszahlen der Wirbel ſteht das Tier den übrigen Hunden gleich. Sein Leib iſt ſ{<lank, aber doch kräftig gebaut, der Kopf mäßig, eher klein als groß, die Schnauze ſtumpf; Gehör und Geſicht ſind ſehr entwi>elt, die Ohren hoh, breit und faſt na>t, die rundſternigen Augen groß. Die mäßig hohen Beine, mit kräftigen, im Gegenſaße zu denen aller anderen Hunde auh vorn immer nur vierzehigen Füßen, der mittellange, niht beſonders buſhige Shwanz und das in höchſt eigentümlicher Weiſe gefärbte, furz- und glatthaarige Fell dienen zur weiteren Kennzeihnung der Untergattung.

Der Hyänen=-, Steppen- und gemalte Hund oder die JFagdhyäne, Simr der Araber, Tekuela der Abeſſinier (Canis [lycaon] pictus, L. venaticus, typicus, tricolor, Hyaena picta und venatica, Canis tricolor, Kynos pictus), erreiht eine Länge von 1,35—1,5 m, wovon 85—40 ecm auf den Shwanz kommen, 70—75 cm Höhe am Widerriſte und ein Gewicht von 30—35 kg, hat alſo ungefähr die Größe eines ſ{<hmähtigen Wolfes oder mittelgroßen Fleiſcherhundes in ſeiner Geſtalt aber größere Ähnlichkeit mit leßterem. Bei aller Schlankheit und Leichtigkeit des Baues macht ex den Eindru> eines kräftigen und ſtarken Tieres. Es gibt kaum zwei von dieſen Hunden, welche vollkommen gleich gezeichnet wären: nur am Kopfe und am Na>en hat die Zeichnung eine gewiſſe Beſtändigkeit. Weiß, Schwarz und O>ergelb bilden die Hauptfarben. Bei dem einen iſt die weiße,