Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

Darwin: Über den Urſprung der Haushunde. 79

eine Kreuzungsform ſind, haben einen mehr gedrungenen Körper und kürzere Shnauze als der Wolf; die Färbung aber ſowohl als auch die eigentümliche Straffheit des Haares und ſeine Dichtigkeit, namentlih auf dem Schwanze, ſind ganz wie beim Wolfe. Gewöhnlich tragen ſie den Schwanz nicht aufre<t, ſondern ſchleifen ihn geſenkt na<h. Nux beim Stellen des Wildes, beim Anſchlagen oder Wedeln heben ſie ihn im Bogen nach oben. Mit ſolchen Hunden, wel<he niemals eine Abrichtung erhalten, werden alle die großen, oft gefährlichen und ſehr viel Ausdauer erfordernden Jagden betrieben. Ganz verſchieden von ſolhen Hunden ſind die der nomadiſierenden Mongolenſtämme der Hohen Gobi, welche auc hier und da bei den Burjäten Transbaikaliens angetroffen werden und ebenſowohl als Spürhunde wie au<h zum Bewachen der Jurten dienen. Sie haben wohl die Länge, aber nicht die Höhe eines Wolfes. Zhr ganzer Körper iſt mit glänzend ſhwarzen, langen und wenig über dem Rü>en zu den Seiten hinab gekräuſelten Haaren bede>t. Auch die Fnnenſeite der Vorderfüße ſowie die Kniee der Hinterfüße ſind ſamt dem Kopfe ebenfalls lang und \{warz behaart, und die kurzen Stumpfſhwänze nur bleiben mit dem Naſenrücken kurzhaarig \{<warz. Die Oberlippe hängt lefzenartig abwärts, auf dem Auge iſt ein kreisrunder, hellroter oder brauner Fle>en immer zu bemerken. Die Kopfform iſt mehr breit als lang, das Ohr halb hängend, der Schwanz buſchig, aber niht ſpindelſörmig in ſeiner Geſamtform, ſondern durch Bezottung, die ſeitwärts hängt, entſtellt. Dieſe Hunde, welche ſtiller, aber ſchr böſe ſind, werden in den mongoliſchen Jurten in großer Anzahl als Wächter gehalten. Grenzkofaken tauſchen ſie gern ein, und ſo findet man ſie au< no< im mittleren Amurlaufe. Hier, wo ſi< ihnen die Wolfs- und Fuchstypen ſowie die gewöhnlichen ſtämmigen Hofhunde zugeſellen, erhält ſi< ihre Nahkommenſchaft in den carakteriſtiſhen Abzeichen und der Form Des Körpers niht, und ſie werden immer durch neue bei den Mongolen eingetauf<te Tiere erſeßt.““

„Der europäiſche Wolf“, fährt Darwin fort, „weiht in geringem Grade von dem nordamerifaniſhen ab und wird von vielen Tierkundigen für eine verſchiedene Art gehalten, ebenſo der Wolf Jndiens, und hier finden wir wieder eine ausgeſprochene Ähnlichkeit zwiſchen den Pariahunden gewiſſer Gegenden von Jndien und dieſem indiſchen Wolfe. Jn Bezug auf die Schakale ſagt Geoffroy Saint-Hilaire, daß man nicht einen beſtändigen Unterſchied zwiſchen ihrem Bau und dem der kleineren Hunderaſſen aufweiſen könnte. Dieſe wie jene ſtimmen auch in ihrer Lebensweiſe innig überein. Ehrenberg führt an, daß die Haushunde Unterägyptens und gewiſſe einbalſamierte Hunde im Schakalwolfe ihr Vorbild hätten, wie andererſeits Haushunde Nubiens und andere als Mumien vorhandene Naſſen mit dem Schakale eng verwandt ſind. Pallas behauptet, daß Schakal und Haushund ſich zuweilen im Morgenlande kreuzen. Ein hierauf bezüglicher Fall iſt auh aus Algerien bekannt geworden. Die Haushunde an der Küſte von Guinea ſind fu<sartige Tiere und ſtumm. An der Oſtküſte von Afrika, zwiſchen dem 4. und 6. Grade nördliher Breite und ungefähr zehn Tagereiſen nah dem Jnneren, wird, wie Erhardt mitteilt, ein halbgezähmter Hund gehalten, welcher nah Behauptung der Eingeborenen von einem ähnlichen wilden Tiere abſtammt. Lichtenſtein ſagt, daß die Hunde der Buſhmänner eine auffallende Ähnlichkeit ſelbſt in der Färbung mit dem Schabra>kenſchakale darbieten; Layard dagegen teilt mir mit, daß er einen Kaffernhund geſehen habe, welcher einem Eskimohunde ſehr ähnlich war. SST Auſtralien findet ſi der Dingo ebenſowohl gezähmt als wild, und wenn er auch urſprüngli<h von Menſchen eingeführt worden ſein mag, darf er doh als eine einheimiſche Form angeſehen werden; denn ſeine Überbleibſel ſind mit denen eines ausgeſtorbenen Tieres in einem ähnlichen Zuſtande von Erhaltung gefunden worden, ſo daß ſeine Einführung ſehr alt ſein muß. Dieſe Ähnlichkeit der halbgezähmten Hunde verſchiedener Länder mit denen in ihnen noch lebender wilder Arten, nach der Leichtigkeit, mit welcher beide oft noch gekreuzt werden können, der Wert, welchen Wilde ſelbſt halbgezähmten Tieren beilegen, und andere