Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2

78 Vierte Ordnung: Raubtiere; fünfte Familie: Hunde.

würde man leßtere niht brauchen fönnen, um die Zucht zu verbeſſern. Der Hund der Haſenindianer, welcher in vieler Beziehung vom Eskimohunde abweicht, ſteht na<h Nichardſon in derſelben Beziehung zum Heul- oder Prairiewolfe wie der Eskimohund zum Falbwolfe, ſo daß gedachter Forſcher keine au2geſprochene Verſchiedenheit zwiſchen ihnen auffinden konnte. Die von beiden genannten Stämmen herrührenden Hunde kreuzen ſi< untereinander ebenſowohl wie mit den wilden Wölfen oder mit europäiſchen Hunden; der ſhwarze Wolfshund der Jndianer in Florida weicht, laut Bertram, von den Wölfen dieſes Landes nur dadurch ab, daß er bellt. Kolumbus fand zwei Hundearten in Weſtindien, und Fernandez be ſchreibt ihrer drei in Mexiko. Einige dieſer eingeborenen Hunde waren ſtumm, d. h. bellten niht. Seit der Zeit Buffons weiß: man, daß die Eingeborenen von Guayana ihre Hunde welcher dieſe Länder ſorgfältig dur<hforſht hat, ſchreibt mir darüber: „Arawak- Fndianer, welche in der Nähe der Küſte wohnen, haben mir wiederholt erzählt, daß ſie ihre Hunde zur Verbeſſerung der Zucht mit einer der wilden Arten kreuzen, und einzelne Hunde ſind mir gezeigt worden, welche ſicher dem Maikong viel mehr glichen als der gewöhnlichen Raſſe. Selten aber halten die Jndianer leßtere für häuslihe Zwecke.“

„Auch der Ai, eine andere Art Wildhund, wahrſcheinlih Canis silyestris, wird von den Arekunas jetzt nicht viel zum Jagen benußt. Die Hunde der Taruma-FJndianer ſind ganz verſchieden und gleihen Buffons Windſpielen von St. Domingo. Es ſcheint alſo, daß die Eingeborenen von Guayana zwei wilde Hunde zum Teil gezähmt haben und ihre Haushunde noch mit ihnen kreuzen. Beide Arten gehören einer von den nordamerikaniſchen und europäiſchen Wölfen verſchiedenen Gruppe an. Rengger begründet die Anſicht, daß man nur haarloſe Hunde zähmte, als Amerika zuerſt von Europäern beſucht wurde, und einige dieſer Hunde, von denen Tſchudi ſagt, daß ſie in den Kordilleren von der Kälte leiden, ſind no< ſumm. Gleichwohl iſt dieſer na>te Hund gänzlih von dem verſchieden, welchen Tſchudi unter dem Namen JFnkahund beſchreibt, und von dem er anführt, daß er ebenſowohl Kälte ertrage als auch belle. Man weiß nicht, ob dieſe zwei verſchiedenen Hunde: raſſen Abkömmlinge eingeborener Arten ſind, und könnte annehmen, daß der urſprünglich einwandernde Menſch vom aſiatiſhen Feſtlande Hunde mitbrachte, welche niht bellen konnten; dieſe Anſicht ſcheint jedo<h aus dem Grunde unwahrſcheinlich, als die Eingeborenen auf dem Wege ihrer Einwanderung vom Norden her wenigſtens zwei nordamerikaniſhe Wildhunde zähmten.

„Wenden wir uns zur Alten Welt zurü>, ſo finden wir, daß mehrere europäiſhe Hunde ſehr dem Wolfe ähneln, ſo der Schäferhund der ungariſchen Ebene in ſo hohem Grade, daß ein Ungar nah Pagets Erzählung einen Wolf für einen ſeiner eigenen Hunde halten fonnte. Die Schäferhunde in Ftalien müſſen früher den Wölfen ſehr ähnli geweſen fein, denn Columella gibt den Rat, weiße Hunde zu halten, und fügt hinzu: „Pastor album probat, ne pro lupe canem feriat.‘ Daß ih Hunde und Wölfe von ſelbſt kreuzen, wird von den Alten oft erzählt, von Plinius ſogar behauptet, die Gallier hätten ihre Hündinnen in den Wäldern angebunden, damit ſie ſi< mit Wölfen kreuzen.“

Jh will an dieſer Stelle eine von Darwin, wie es ſcheint, überſehene Bemerkung Raddes einſchalten, welche mit vorſtehenden Angaben übereinſtimmt. „Bei ſehr vielen Hunden“ ſagt er, „namentlih der gebirgigeren Gegenden des Oſtens läßt ſih das Wolf- und Fuchsgepräge durhaus nicht verkennen, und nicht ſelten findet man beſonders ſolche Tiere, welche bis auf die Größe vollkommen den Wölfen ähneln. Jh ſelbſt beſaß einen ſolchen Jagdhund. welcher, dem Chingangebirge entſtammend, mit zum mittleren Amur gekommen und hier bald bei Eingeborenen und ſpäteren Anſiedlern dur<h ſeine ausgezeichneten Begabungen bekannt wurde. Solche den Wölfen ſehr ähnliche Hunde, welche möglicherweiſe