Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Schabra>entapir und Anta: Nußung. Jagdweiſen. Feinde. 97

der Richtung zu; wix erhielten dadurh einen weniger gefährlichen Weg, und bald fanden wir die beiden glüclihen Jäger, ſih auf ihre Gewehre ſtüßend, vor dem eben verendeten alten Tapir ſtehen. Purekas Kugel hatte, wie ſih beim Zerlegen herausſtellte, die Lunge des Tieres dur<bohrt. Es war ein Weibchen von ungewöhnlicher Größe. Noch umſtanden wir in dichtem Kreiſe die willklommene Beute, als uns das wilde Durchbrechen des Graſes und Rohres die Ankunft der Hunde bekundete, welche gierig den Schweiß des Tapirs aufle>ten. Jett begann die Jagd auf das Junge, deſſen Spur unſere trefflichen Hunde bald aufgefunden hatten. Sobald das geängſtigte Tier ſih entde>t ſah, ließ es einen durch: dringenden, pfeifenden Ton hören; noch aber konnten wir nichts ſehen, bis uns die pfeifenden, gellenden Töne verrieten, daß das Tier dem Saume des hohen Rohres, dem offenen Felde zugetrieben würde, weshalb wir ſo ſchnell wie möglih nah einer nahen Erhöhung eilten, um die Jagd anzuſehen. Kaum waren wir dort angekommen, als das Tier aus dem Rohre hervorbrach, hinter ihm die kfläffende Meute und unſere 30 Fndianer, welche im Laufen mit den Hunden gleichen Schritt hielten, und in deren Fauchzen und Jubeln das Hundegebell und Angſtgeſchrei des Tapirs faſt erſtarb. Es war ein eigentümlihes Schauſpiel, eine Jagd, wie ih ſie no< nie geſehen! Die Kräfte des geheßzten Wildes ermatteten ſichtbar, und bald hatte es unſer treffliher Fagdhund geſtellt, worauf es die Fndianer nah einem harten, aber vergeblichen Widerſtande mit gebundenen Füßen unter betäubendem Fubel und no< wilderem Hundegebelle nah dem Fahrzeuge trugen. Es hatte die Größe eines faſt ausgewa<hſenen Schweines.

„Jett galt es, den alten Tapir nah der Sandbank zu bringen, was uns erſt mit Aufwendung der Geſamtfkräfte gelang, indem wir dem Rieſen ein langes Seil an die Hinterfüße befeſtigten und ihn ſo unter Jubel und Fauchzen dahinſhleppten. Bald war das große Tier von vielen rührigen Händen zerlegt. Ein Teil des Fleiſches wurde geräuchert, der Reſt gefoht. Das Fleiſch fanden wir ungemein wohlſ{<hme>end: es hatte nicht allein in Bezug auf den Geſhma>, ſondern auch in ſeinem Ausſehen viel Ähnlichkeit mit dem Rindfleiſche. Als wir das Tier ausweideten, fingen die Fndianer ſorgfältig das Blut auf, miſchten klein geſchnittene Fleiſchſtücke darunter und füllten die Maſſe in die Därme. Sie kochten dieſe Würſte aber nicht, ſondern räucherten ſie. Jh koſtete die Wurſt einmal und nicht wieder.“

Die Wilden ſuchen den Tapir nach ſeiner Fährte auf, umſtellen ihn, nachdem ſie ſeinen Aufenthalt erſpäht, und treiben ihn dann den Schüßen zu. Jn Paraguay durchſtechen die Jäger einem lebendig gefangenen jungen Tapir, welcher zu groß iſt, als daß ſie ihn aufs Pferd nehmen könnten, von einem der Naſenlöcher aus den Oberteil des Nüſſels und ziehen einen Lederriemen dur die Öffnung, um ihn mit ſi zu führen. Jede zerrende Bewegung verurſacht dem Tiere heftigen Schmerz, und es folgt deshalb zulezt ſeinem Führer ohne Widerſtreben.

Schlimmere Feinde noch, als die Menſchen es ſind, mögen die Tapire in den großen Katzen haben, welche mit ihnen dieſelbe Heimat bewohnen. Daß die amerikaniſchen Arten vom Jaguar hart verfolgt werden, verſichern alle Reiſenden; das Gleiche wird wohl vom Schabra>entapire hinſichtlih des Tigers anzunehmen ſein. Es wird erzählt, daß die Anta, wenn der Jaguar ihr auf den Na>en ſpringe, ſich ſo eiligſt wie möglich in das verſchlungenſte Dickicht ſtürze, um den böſen Feind von ſich abzuſtreifen, und daß ſie, da ihre Haut die Krallen des Raubtieres kaum durchdringen laſſe, oft au<h glü>li<h davon käme. Die Angabe dürſte niht ſo unglaublich ſein, wie ſie ſcheint; es wird wenigſtens verſichert, daß viele erlegte Tapire bedeutende, von ihrem Zuſammentreffen mit den Katen herrührende Narben an ſi tragen.

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. III. tU