Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

96 Zehnte Drdnung: Unpaarzeher; zweite Familie: Tapire.

Tapirs werden Heilkräfte zugeſchrieben; auf der Oſtküſte aber iſt das gemeine Volk, wie Rengger mitteilt, weit entfernt, die Wirkung dieſer Mittel an ſi ſelbſt zu verſuchen, begnügt ſich vielmehr, ſie anderen Kranken anzupreiſen. Dagegen werden die Klauen, na< T\chudis Verſicherung, von den Fndianern als Vorkehrmittel gegen die Fallſucht an einem Faden um den Hals getragen oder geröſtet und zu feinem Pulver gerieben auc innerlich eingegeben. Dasſelbe Mittel nimmt in der indianiſchen Heilkunde einen hohen Rang ein; denn es wird auh gegen Lungenſchwindſucht angewandt, dann aber mit der Leber des Stinktieres in Kakao abgekocht. Endlich ſollen die Hufe als Tonwerßzeuge nah Art der Kaſtagnetten verwandt werden.

Man jagt den Tapix in Amerika gewöhnli<h mit Hilfe von Hunden, die dem flüchtenden Tiere ſcharf nachſeßen, bis es, wie es regelmäßig geſchieht, zum nächſten Gewäſſer eilt. Hier aber lauert, im leichten Kahne am Ufer verborgen, der Jäger und verfolgt nun nebſt der Meute das ſ<wimmende und tauchende Wild. Es wird, falls die Waſſerfläche niht zu klein iſt, von den Verfolgern bald überholt und dur< eine Kugel oder au< mittels des langen Weidmeſſers abgethan. Freilich verläuft eine ſolche Jagd niht immer glü>li< oder doh nicht ſo einfa. Sehr bezeichnend ſchildert von den Steinen eine Tapirheße während ſeiner Fahrt auf dem Schingu: „Valentin entde>t einen nahe dem Ufer ſhwimmenden Tapix, alles eilt zur Jagd herbei. FJrineo gibt ihm zwei Kugelſchüſſe, den einen in die Weichen, den anderen auf den Rüſſel, Valentin ſpielt ihm mit Schrot um die Ohren — er entfommt in den Wald. Die Hunde verfolgen ihn, und wir rudern aus Leibeskräften; neues Geknalle, neues Entwiſchen zurü> in das Di>kicht. Die Hunde bli>en dumm ins Waſſer und wiſſen ſi niht zu helfen, nur der kleine Spiß gewinnt die Fährte, verfolgt ſie, und die anderen kommen zu Hilfe. Da, 0,5 km entfernt, iſt der Tapir ſchon wieder im Waſſer; Wettfahrt und unbeſchreibliche Verwirrung; er taucht auf, er taut unter; Pedro verfehlt ihn auf fünf Schritt mit dem Gewehre und ſendet einen Pfeil, der abprallt; Merelles ſchießt auh in dichter Nähe vorbei, ein anderer trifft wieder; die Boote fahren faſt übereinander, man verſu<ht ihn zu ergreifen, unſeres ſ{<lägt beinahe um und füllt ſi< mit Waſſer; er wird mit Meſſern geſtochen; der Yuruna ſpi>t ihn mit einem Pfeile, die Frau \<hreit, aufgeregt mit den Armen fuchtelnd, man ſolle ihn laſſieren; Antonios Meſſer entlo>t einen Blutſtrahl — wieder <hwimmt das Tier unter Waſſer, doh zwiſchen zwei Kähnen auftauchend, wird er bei einem Beine gefaßt, getötet und nah dem nahen Felſen geſ{<leppt. Es iſt ein großes Stück „förmlich ein Maultier“, und wimmelt von mächtigen braunen Ze>en. Hübſch iſt die kurze, ſtrafe Mähne, gleich derjenigen der griechiſchen Götterpferde.“

Wie ſich die Zwiſchenfälle einer ſolchen Haß auf dem Lande, im Dickicht abſpielen, ſil: dert Shomburgk. „Eben bogen wir um eine der Krümmungen, als wir zu unſerer großen Freude einen Tapir mit ſeinem Jungen auf einer der vielen Sandbänke am Waſſerſaume herumwaten ſahen; kaum aber war das Wort ,Maipuri! den Lippen unſerer Fndianer entflohen, als wir au<h von beiden Tieren bemerkt wurden, welche die Flucht ergriffen und in dem dichten Pflanzendikicht am Ufer verſhwanden. Ebenſo ſ{nell, wie ſie dorthin geeilt, waren wir dem Ufer zugerudert, ſo daß wir ziemlich gleichzeitig an dieſes ſprangen und ihnen mit Flinten, Pfeil und Bogen nacheilten. Sowie wir die waldige Umzäunung durchbrachen, bemerkten wir, daß ſi< die beiden Flüchtlinge in den 2 m hohen Schneidegräſern und Rohr, welches eine unüberſehbare Fläche bede>te, zu verbergen ſuhten. Unſere Meute befand ſi< in dem etwas zurü>gebliebenen dritten Boote, und verdußt ſtanden wir Europäer vor der gewaltigen Wand, vox der wir von früheren Erfahrungen her heiligen Reſpekt bekommen hatten. Unſere Jndianer aber konnte ſie nicht abhalten, und wie die Schlangen verſhwanden ſie zwiſchen den gefährlihen Gräſern. Zwei kurz aufeinander fallende Schüſſe und das triumphierende Aufjauchzen der Jäger verkündeten ihr Glück. Alles drängte jebt