Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

98 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; dritte Familie: Nashörner.

Von der Gemeinſamkeit der Merkmale, welche berehtigt, Pferde, Tapire und Nashörner innerhalb einer und derſelben Ordnung zu vereinigen, wird allerdings {hon bei einer rein äußerlichen Betrachtung und Vergleichung der Tiere manches erſichtlih; es bedarf indeſſen der Zergliederung, um die verhältnismäßig nahe Verwandtſchaft der von ihnen vertretenen Familien zu erkennen.

Die Nashörner (Rhinocerotidae) find plump gebaute, ungeſhlahte Tiere von ziemlich bedeutender Größe, au8gezeihnet dur< auffallend geſtre>ten Kopf, deſſen vorderer Geſichtsteil ein Horn oder zwei hintereinander ſtehende Hörner trägt, kurzen Hals fräftigen, in eine panzerartige Haut gehüllten, faſt gänzlih oder größtenteils unbehaarten Leib, furzen Schwanz und kurze, ſtämmige, jedoch keineswegs plumpe Beine, deren Füße vorn wie hinten drei mit Hufen umkleidete Zehen haben. Feder einzelne Leibesteil erſcheint, auh wenn man ihn mit dem entſprechenden anderer Unpaarzeher vergleicht, eigentümli<h und abſonderlich. Der Kopf iſt ſ{<hmal und ſehr geſtre>, zumal der Geſichtsteil ungewöhnlich verlängert und vorgezogen, der Schädelteil dagegen von vorn nach hinten ſtark zuſammengedrückt, ſo daß die Stirn ungemein ſteil abfällt und zwiſchen ihr und dem merklich erhöhten Naſenteile ein in der Mitte tief eingebuchteter, ſeitli<h ſharf gewölbter Sattel entſteht; der Winkel des Unterkiefers deutli hervortretend, dieſer im übrigen mit mehr oder minder ſtarker Wölbung gegen das Maul zu aufwärts ſteigend; das Maul unverhältnismäßig klein, die Oberlippe in ihrer Mitte in Geſtalt eines finger- oder rüſſelartigen Fortſaßes vorgezogen, die Unter= lippe gerundet oder vorn gerade abgeſchnitten; das länglih eiförmige, hinten ſpaltartige Naſenloch faſt wagere<ht geſtellt und von dem anderen dur einen weiten Zwiſchenraum getrennt; das Auge auffallend klein, ſein länglih runder Stern quer geſtellt, ſein oberes Lid dicht, aber kurz bewimpert; das niht ungewöhnlich geſtaltete Dhr eher groß als klein, ſein äußerer Rand gerundet, ſein innerer Rand bis zur Hälfte der Länge umgeſtülpt. Der kurze, ſtets faltige Hals übertrifft den Kopf an Di>ke und geht ohne merklichen Abſas in den maſſigen Leib über, welcher ſih ebenſo dur den ſchneidigen, in der Mitte eingeſentten Rückenfirſt und den allſeitig gerundeten und hängenden Bauch wie dadur< auszeihnet, daß der Widerriſt das Kreuz an Höhe um etwas überragt; der kurze Schwanz iſt entweder gegen die Spige hin ſeitlih ſtark zuſammengedrü>t und dann bis zu ſeinem Ende beinahe gleich breit oder geſtre>t kegelförmig. Die Beine, welche ſehr ſtarke und breite Schultern und Oberſchenkel, aber ziemlih ſ{hmähtige Oberarme und Unterſchenkel ſowie noh mehr verdünnte Hand- und Fußwurzeln haben, krümmen ſi<h wie bei einem Dachshunde von außen nah innen und ſtre>en ſih erſt von der Handwurzel oder Ferſe an ſenkreht nah unten; die Füße verbreitern ſih vorn wie hinten gleihmäßig zu dem Fußballen, deſſen Sohlenfläche rundlih eiförmig iſt; unter den niht unzierlichen Hufen iſt der mittlere etwa doppelt ſo breit wie die beiden ſeitlihen. Die ſtets ſehr die, bei den meiſten Arten panzerartige Haut ſchließt ſich dem Leibe entweder bis auf wenige und nicht ſtark hervortretende Falten an, oder zerfällt in mehrere dur tiefe Falten beſtimmt getrennte Schilder, welche einzig und allein dur jene Falten eine gewiſſe Beweglichkeit erlangen, indem ſie ſih an den mit dünnerer und ſ{hmiegſamerer Haut ausgekleideten Faltenfurhen übereinander wegſchieben laſſen. Tiefe Nunzeln umgeben Augen und Maul und ermöglichen das Öffnen oder Shließen der Lider und eine unerwartete Schmiegſamkeit der plumpen, aber verhältnismäßig ſehr beweglichen Lippen. Netartige Riefen durchkreuzen ſih auf der Haut, begaben ſie mit einer bemerkbaren Zeichnung und bu>elartigen Erhebungen von ſehr regelmäßiger Geſtalt und verleihen ihr, zumal den Schildern, einen ebenſo abſonderlithen wie gefälligen Shmu>. Die Behaarung beſchränkt ſih auf eine mehr oder weniger lange Umſäumung der Ohren und der breitgedrü>ten Shwanzſpiße ſowie bei einzelnen Arten auf einige Stellen des Rü>ens, woſelbſt dann ſpärlih di>e und kurze Borſten ſtehen. Die Hörner, Gebilde der Oberhaut,