Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

100 Zehnte Drdnung: Unpaarzeher; dritte Familie: Nashörner.

ſeines Kleides von den anderen Nashörnern ab. Die getro>nete Haut hat eine ſhmußig gelbliche Farbe und keine Falten, iſt aber di>, an den Lippen gekörnelt und überall mit nebförmigen, rundlichen Poren dicht beſeßt. Die Haare, ſtraffe Grannen und weiches Wollhaar, ſtehen in den Poren büſchelförmig beiſammen; im übrigen ähnelt das Tier den jetzt lebenden ſo außerordentlih, daß es höchſtens einer anderen Untergattung zugezählt werden kann. Seine Nahrung ſcheint in Nadeln und jungen Trieben der Kiefern beſtanden zu haben; doch iſt darüber nihts Sicheres bekannt.

Unſere Kenntnis der jeßt lebenden Arten iſ zwar in der neueſten Zeit weſentlich bereichert worden, darf aber keineswegs als befriedigend bezeichnet werden. Kaum diejenigen Arten kennen wir wirkli, welche neuerdings lebend in unſere Tiergärten gelangt ſind und von kundigen Forſchern untercinander verglichen werden konnten. Flower hat im Jahre 1876 die Familie einer neuen Durchſicht und Bearbeitung unterzogen; ſeine Auffaſſung darf einſtweilen als maßgebend erachtet werden und ſomit unter zwe>mäßiger Beſchränkung auch uns als Leitfaden dienen.

Nach Gebiß und Faltung unterſcheidet Flower drei Hauptgruppen der Familie, denen wir den zweifelhaften Nang von Untergattungen zuſprechen dürfen. Zu der erſten Gruppe rehnet er alle Arten mit ſchildartig geteilter, zur zweiten die mit weniger gefalteter Haut, zur dritten die Arten ohne bleibend ausgeprägte Falten.

Ein Horn und wohlentwi>elte Hals- und Lendenfalten, welche mit den übrigen den harniſchartig abgeteilten Hautpanzer begrenzen und ſchildartige Flächen umgeben, ein innerer, großer, zuſammengedrü>ter Schneidezahn, dem zuweilen ſeitlih ein kleiner anſißt, in jeder Oberkieferhälfte, zwei, und zwar ein ſehr kleiner innerer und ein ſehr großer äußerer, in jeder Unterkieferhälfte kennzeihnen außer der dien, in ſtarte, beſtimmte Rinnen und Falten gelegten Haut die Panzer-Nashörner (Rhinoceros), vertreten dur zwei wohlbekannte lebende Arten.

Das Nashorn oder Einhorn, gewöhnlich indiſhes Nashorn und in ſeiner Heimat Genda, Ganda, Genra und Gor genannt (Rhinoceros [Rhinoceros] unicornis, Rhinoceros indicus, asíaticus und stenocephalus), erreiht, einſ<ließli<h des 60 cm langen Schwanzes, 3,75 m Geſamtlänge, 1,7 m Schulterhöhe und etwa 2000 kg an Gewicht. Sehr kräftig und plump gebaut, zeichnet es ſih vor ſeinen Verwandten aus durch den verhältnismäßig kurzen, breiten und di>en Kopf und die nur ihm eigene Abgrenzung der Schilder. Der Sattel zwiſchen der ſehr ſteil abfallenden Stirn und dem bis 55 em hohen, kräftigen, mit der Spiße mäßig zurü>gebogenem Horne iſt tief, aber kurz, die Unterkinnlade flah gewölbt, das Dhr lang und ſchmal, an ſeinem Rande bürſtenartig mit kurzen Haaren bekleidet, das Maul groß, die Unterlippe breit und e>ig, der rüſſelförmige Fortſaß der Oberlippe kurz, der bis zur Kniekehle herabreichende, in der tiefen Afterfalte gewöhnlih größtenteils verſte>te, beziehentlih ſie de>ende Schwanz an der Spibe von beiden Seiten her abgeplattet und hier ringsum zeilig behaart. Die großen, vorn gewölbten, unten ſcharf abgeſchnittenen Hufe laſſen die langgeſtre>te, herzförmig geſtaltete, kahle, ſhwielige, harte Sohle zum größeren Teile frei. Die Geſchlechtsteile ſind ſehr groß, die männlichen höchſt ſonderbar gebildet; das Euter des Weibchens enthält nur ein einziges Zibenpaar. Eine ungewöhnlich ſtarke Haut, welche viel härter und tro>ener als beim Elefanten iſt und auf einer diden Schicht lo>eren Bindegewebes liegt, ſo daß ſie ſi leiht hin: und herſchieben läßt, de>t den Körper und bildet einen in Schilde geteilten, hornartigen Panzer, welcher durch