Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Jndiſches Nashorn. 101

mehrere regelmäßig verlaufende, tiefe, bereits bei neugeborenen Tieren vorhandene Bte unterbrochen wird.

An den Rändern dieſer Falten iſt die Haut wulſtig aufgeworfen, in E Mitte aber ſehr verdünnt und weih, während ſie ſih ſonſt wie ein di>es Brett anfühlt. Hinter dem Kopfe zieht ſi die erſte ſtarke Falte ſenkreht am Halſe herab, unten eine Querwamme bildend; hinter ihr ſteigt, von ihr ſchief nah oben und rü>wärts, eine zweite Falte auf, welche anfangs ſehr tief iſt, gegen den Widerriſt hin ſi< aber verflaht und verſhwindet. Sie ſendet unterhalb ihrer Mitte eine dritte Falte ab, welche ſih ſchief vorwärts am Halſe hinaufzieht. Hinter dem Widerriſte zeigt ſih eine vierte tiefe Falte, welche über den Rücken weg und beiderſeits in einer bogenförmigen Krümmung hinter der Schulter hinabläuft, ſi< unten quer über das Vorderbein hinwegzieht und vorn um dasſelbe herumſchlingt. Eine fünfte Falte beginnt am Kreuze, ſteigt ſchief und vorwärts an den Schenkeln hinab, wendet fi< in den Weichen um, richtet ſi< na< vorn und verſchwindet dort, ſendet aber vorher einen Zweig ab, welcher anfangs den Vorderrand des Hinterbeines umgibt, ſodann ſich wagere<t über das Schienbein zieht und zum After hinaufſteigt, von wo aus eine ſtarke Wulſt wagere<ht über die Schenkel verläuft. Durch die beiden vom Rücken abwärts gerichteten Falten wird die Haut in drei breite Gürtel geſchieden, von denen der erſte auf Hals und Schultern, der zweite zwiſchen dieſen und den Lenden und der dritte auf dem Hinterteile liegt; dur die Querfalten werden dieſe Gürtel, mit Au8nahme des mittleren, den Leib de>enden, in Schilde geteilt, und es bildet ſi<h ſomit ein Schild im Na>en, eins auf jeder Schulter, eins auf dem Kreuze und eins auf jedem Schenkel. Die bis auf die angegebenen Stellen nate Haut iſt überall mit unregelmäßigen, rundlichen, mehr oder weniger glatten, hornartigen Warzenſchildchen bedelt welche auf der Außenſeite der Beine ſo dicht zuſammentreten, daß dieſe ausſehen, als ob ſie mit einem ſhuppigen Panzerhemde bekleidet wären, wogegen Bauch- und Jnnenſeite der Beine durh mannigſach ſih durhkreuzende Furchen in kleine Felder geteilt ſind. Um die Schnauze ziehen ſih Querrunzeln. Bei jungen Tieren brechen einzelne harte, dide, borſtenartige Haare hier und da hervor. Die Färbung iſt verſchieden, bei alten Tieren einförmig dunkel graubraun, mehr oder minder ins Nötliche oder Bläuliche ſpielend. Jn der Tiefe der Falten iſt die Haut blaßrötlih oder bräunlich fleiſchfarben. Staub, Schlamm und andere Einwirkungen von außen laſſen das Kleid dunkler erſcheinen, als es iſt. Funge Tiere ſind viel heller als alte.

Ein indiſches Nashorn wurde ums Jahr 1513 an den König von Portugal geſendet ; na< England kamen die exſten lebenden in den Fahren 1685, 1739 und 1741.

Wie ſchon aus der von Albrecht Dürer herrührenden und von Gesner wiedergegebenen, erſten bekannten Abbildung des Nashornes hervorgeht, finden ſich bei einzelnen alten Nashörnern Hautwucherungen an verſchiedenen Stellen des Leibes welche mit dem auf der Naſe ſißenden Horne eine größere oder geringere Ähnlichkeit haben. Zuweilen häufen ſich dieſe Wucherungen in auffallender Weiſe. So lebte ein etwa 18 Jahre altes Nashorn im Tiergarten zu Antwerpen, bei welchem die Hauthörner ſehr bemerklih waren. Veränderlih in Größe und Geſtalt, gleichen ſie ſi<h do< darin, daß ſie aus einer vollſtändig verhornten Hautmaſſe beſtehen. Wie Müßel mir mitteilt, zeigte das Tier im Jahre 1875 auf dem Kopfe wie auf allen bedeutenderen Erhebungen der Falten ſolche Hautwucherungen in ziemlicher Anzahl. Diejenigen, welche auf den Augenbrauenwülſten ſaßen, hatten nur Haſelnußgröße, während alle übrigen viel augenfälliger waren. So trug das Tier auf den ſehr ſtark hervorragenden Fochbeinen jederſeits 3—4 abgeſchliffene, 2,5—7 cm ſtarke Hörner, auf jedem der von einer mächtigen, vor den Ohren liegenden Hautfalte bede>ten Scheitelhügel dagegen eine hornartige Wucherung und auf der oberſten Krümmung der Kehlfalte ein ebenſo dides, mindeſtens 12 cm langes Horn, welches mit den daneben