Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

102 Zehnte Drdnung: Unpaarzeher; dritte Familie: Nashörner.

aufgewucherten Gebilden eine Pyramide darſtellte. Die ganze Gruppe richtete ſi<h na< hinten und war wie die meiſten übrigen auf der vorderen Fläche abgeſchliffen. Zwiſchen den Stirn- oder Scheitelhügeln bemerkte man ähnliche Wucherungen von Haſelnußgröße, welche eine dur< Abfallen eines derartigen Horngebildes entſtandene Narbe von 4 ecm Durchmeſſer umgaben. Von der Mitte des Halſes erhoben ſih fünf ſenkre<hte Hörner, von denen das mittelſte 8 cm an Höhe erreiht hatte. Ähnliche Gebilde fanden ſi< endlih auf der Höhe der Kreuzbeinfalte und am oberen Teile des Schwanzes. Die einen wie die anderen ſind durchaus verſchieden von den breiten, faltigen Warzen, welche die großen Seitenflächen des Nashornes bede>en. Jhre ſeitlihe Oberfläche iſt längs gerieft; die glatte Schlifffläche hat horngelblihe Färbung. Nach Ausſage des Wärters fallen dieſe Hautwucherungen von Zeit zu Zeit ab, und es entſtehen dann Narben, welche denen an der Roſenſtelle eines abgeworfenen Hirſchgeweihes in gewiſſer Hinſicht ähneln.

Das Verbreitung8gebiet dieſes Nashornes erſtre>t ſih gegenwärtig noh auf den nördlichen Teil Fndiens, auf das Terai und überhaupt einen ſ{<malen Landſtrih, der ſi< am Fuße des Himalajas von Nepal an oſtwärts bis in die fernſten Gebiete Aſſams hinzieht. Nach Sterndale ſoll es ein langlebiges Tier ſein; ein Pärchen lebte, laut Blyth, 45 Fahre im Barra>puxr- Garten.

Die einzige andere Art der Untergattung iſt das Wara-Nashorn, Wara oder Waraët der Javaner, in Barma Khyen-ſen genannt, das Fava-Nashorn der europäiſchen Händler (Rhinoceros [Rhinoceros] sondaïcus, Rhinoceros javanicus, javanus, floweri, inermis (2) und nasalis)/ eine der feinſten Arten der Familie, welche, bei 1,4 m Schulterhöhe, einſhließlih des 50 cm langen Schwanzes, etwa 3 m an Länge erreiht. Co>burn gibt indeſſen bedeutendere Maße an; nah ihm betrug bei einem Weibchen die Körperlänge 3,7 m, die Shwanzlänge 72 cm und die Schulterhöhe 1,67 m. Dieſen Angaben ſtimmt Kinlo<h bei, indem er ausdrüd>li<h anführt, daß erwachſene Stücke dieſer Art an Größe hinter dem gewöhnlichen indiſhen Nashorne kaum oder gar nicht zurü>ſtehen. Fm übrigen unterſcheidet ſi{< die Wara durch den geſtre>teren, vor der Stirn nicht ſo tief eingebuchteten Kopf, das kürzere, höchſtens bis 25 em an Länge erreichende Horn, welches, laut Kinlo<, dem Weibchen gänzlih fehlt, den längeren rüſſelförmigen Fortſaß der Oberlippe, die Anordnung der Schilde und die Geſtalt der Hautbu>el vor dem Nashorne. Das Na>enſchild der Wara trennt ſi<h ſchärfer und reiht, nah unten hin in eine ſtumpfe Spiße auslaufend, bis zum unteren Drittel der Hal3shöhe, alſo viel weiter herab, iſt dagegen merklih ſ{<mäler oder minder lang als beim Nashorne und läßt auf dem Widerriſte ſo viel Raum, daß die bei dem Nashorne durh das Na>enſchild getrennten Schulterſchilde ineinander übergehen können und demgemäß einen einzigen, von einem Ellbogen zum anderen ſih erſtre>enden, unten breiten, nah oben ſih verſhmälernden Gürtel bilden. Die Hautbu>el ſind viel kleiner als beim Nashorne, fünf- oder mehrſeitig, moſaikartig dicht nebeneinander geſtellt und in der Mitte vertieft, tragen auch hier je eine oder mehrere kurze, ſ<hwarze Borſten, welche zwar an den Seiten von älteren Tieren regelmäßig abgerieben werden, auf dem Rücken aber gemeiniglih erhalten bleiben und die Haut hier mit einem ſ<hwachen, wie angeflogenen Haarfkleide bede>en. Die Färbung des Tieres iſt ein ſ{hmußiges Graubraun.

Das Wara- Nashorn hat, ſoweit unſere Kenntnis reiht, ein viel au8gedehnteres Verbreitungsgebiet als die vorhergehende Art. Kinloch hat es 1878 im Sikkim Terai gefunden; es iſt ferner heiüniſ<h in den Sanderbans Bengalens, weiter oſtwärts in den Sümpfen am Fuße der Hügelländer ſüdlih vom Aſſam und, laut Co>burn, auch in den ſüdweſtlichen Provinzen Chinas, ferner in Barma und auf Java; auf dieſer Jnuſel ſteigt es, na< Funghuhn, bis zu 3000 m Höhe empor.