Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

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104 Zehnte Ordnung: Unpaarzeher; dritte Familie: Nashörner.

Gänzlich fehlende oder vollſtändig verkümmerte Schneidezähne kennzeihnen das vollſtändig ausgebildete Gebiß der afrikaniſhen Nashörner, welche die dritte Untergattung (Atelodus) bilden. Jhre glatte, gleihförmige und haarloſe Haut iſt nur an der Verbindungsſtelle von Hals und Leib deutlich gefaltet und weder in Schilde no<h in Gürtel geteilt; die Bewaffnung beſteht aus zwei ſ{hlanken, hintereinander ſtehenden Hörnern.

Der bekannteſte Vertreter der Untergattung iſt das Doppelnashorn, das Shwarznashorn der Boers und engliſchen Jäger, von den Eingeborenen Südafrikas Borele, Upetane oder Upetyane und, falls das hintere Horn ſehr lang iſt, Keitloa, von den Arabern Anaſa und Fertit, Amhariſh Awaris, Tigreniſh Aris, von den Somali Wuil/ von anderen Eingeborenen Gedangik, Tſhal, Gargadan genannt (Rhinoceros [Atelodus] bicornis, Rhinoceros africanus, vamperi, brucei und keitloa, Atelodus und Rlinaster bicornis), welches i< na<h einem faſt erwa<ſenen Weibchen des Berliner Tiergartens beſhreibe. Der Kopf mag kürzer ſein als bei den anderen afrikaniſhen Nashörnern, iſt aber verhältnismäßig länger als bei den Panzernashörnern, ſein hinterer Teil ſtark vortretend, der Geſichtsteil von der Stirn an ſattelförmig ſanft eingebuchtet, der Unterkiefer merklit nah aufwärts gebogen, das Maul klein, der rüſſelförmige Fortſaß der Oberlippe deutlich, aber niht auffallend entwi>elt, die Unterlippe ſtumpf gerundet, jede Lippe mit tiefen, weit ausgedehnten, vielfah ſih verzweigenden Runzelfalten bede>t, das ringsum von Runzeln umgebene Auge ſehr klein, ſein Stern eixund, das Ohx, um deſſen Wurzel herum ebenfalls einige Runzelfalten verlaufen, kurz und breit, nur an der Wurzel des umgeſtülpten Fnnenrandes mit ſehr furzen, aber di>en Haaren bekleidet, das erſte Horn mit eirunder Wurzelfläche aufgeſeßt, auh im ferneren Verlaufe ſeitli<h zuſammengedrü>t, nah vorn und oben gewölbt, mit der Spiße etwas zurückgekrümmt, das zweite, meiſt kürzere Horn am Grunde vorn und hinten fla< gekielt, wodurch der Querſchnitt die Geſtalt eines verſhobenen länglichen Viere>es mit abgerundeten Een erhält, faſt gerade empor oder ein wenig nah vorn gerichtet. Der kurze und dide, den Kopf an Umfang merklih übertreffende Hals erhebt ſih nah dem Widerriſte zu und trägt eine dur<h zwei ziemlich tiefe Falten von dem Kopfe und den Schultern getrennte Querwamme; der Leib iſt ſehr geſtre>t, ſein Na>en- und der in der Mitte etwas eingeſenkte Rückenfirſt ſhneidig, das Kreuzteil verbreitert und, obwohl die Hüftknochen deutlich erkennbar zu ſein pflegen, gerundet; der Schwanz hängt {la herab; die ebenfalls ſtark einwärts gekrümmten Beine erſcheinen höher als bei den Panzernashörnern, ſind durchaus niht unförmlih di>, im Handteile ſogar zierlih gebaut und haben wohlgeſtaltete Ballen mit Hufen, welche von dem allgemeinen Gepräge niht abweichen. Außer den erwähnten beiden Halsfalten bemerkt man noch eine kurze hinter dem Schulterteile des Vorderbeines und eine längere vor der Einlenkungsſtelle des Hinterbeines, in der Schenkelfuge; im übrigen iſt die dide und haarloſe Haut bis auf die angegebenen Nunzeln gleihmäßig glatt und zeigt erſt bei genauer Beſichtigung unendlich viele ſih kreuzende und ſonſtwie dur<hſhneidende Riefen, zwiſchen denen ſich kleine, vielgeſtaltige Felder bilden. Die Färbung wechſelt zwiſchen einem dunkeln Schiefergrau, welches vorherrſcht, und einem {mutigen Rotbraun. Vollkommen ausgewa<hſene Männchen haben, bei 1,6 m Schulterhöhe, einſchließlih des etwa 60 ecm langen Shwanzes, eine Geſamtlänge von rund 4 m. Die mehr oder minder ſtark rü>wärts gebogenen Hörner meſſen 70—80 ecm. Nur in ſeltenen Fällen iſt das hintere Horn annähernd ſo lang oder etwas länger als das vordere; bei den meiſten Stücken erreicht es niht die halbe Länge des vorderen und erſcheint oft als ein bloßer Stummel.

Das Doppelnashorn beſißt in der Jugend ſtets Schneidezähne; in Südafrika foll es ausſ{ließli<h von laubigem Gezweige und von Wurzeln leben; im Nordoſten hat jedoch