Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Wara-, Badak- und Rauhohr-Nashorn. 103

Halbpanzer-Nashörner möchte ich die Arten nennen, welche Flower nah Grays Vorgang in der zweiten Untergattung (Ceratorhinus) vereinigt. Fhre Merkmale liegen in dem von der Stirn an ſanft abfallenden, langgeſtre>ten Kopfe, auf deſſen Naſen- und Geſichtsteil hintereinander zwei verhältni8mäßig kurze Hörner ſtehen, den breiten, rundlichen Ohren, der zugerundeten Unterlippe und den unvollſtändigen Hals- und Lendenfalten, welche die Panzerhaut in Gürtel, niht aber in Schilde teilen. Das Gebiß weiſt oben einen einzelnen, mittelgroßen, zuſammengedrüd>ten, unten einen einzigen, zugeſpißten Schneidezahn in jeder Kieferhälfte auf.

Das Badak- oder Halbpanzer-Nashorn, Badak oder Bahdak der Bewohner der Sundainſeln, Sumatra-Nashorn der europäiſchen Händler (Rhinoceros [Ceratorhinus] eumatrensis, Rhinoceros sumatranus und crossíi, Ceratorhinus sumatranus und niger), ſteht an Größe wenig oder nit hinter dem indiſhen Nashorne zurü>, iſt aber, na< Mügels Befund, ſ<hlanker gebaut und hochbeiniger als dieſes, macht au<h wegen der ſ<wächer entwidelten Falten einen minder {<werfälligen Eindru>. An dem mäßig langen Kopfe treten die Stirnhügel weniger hervor, und die Augen erſcheinen deshalb niht ſo tief: liegend wie bei dem Verwandten. Den vorderen Teil des Maules de>t eine halbkugelige, hornige Panzerkappe, welche die Naſenlöcher faſt verbirgt und nur dem unterſten Lippenrande Beweglichkeit geſtattet. Die ausgeſtre>te Unterlippe nimmt eine rundlöffelige Geſtalt an. Die mittelgroßen Ohren tragen an der Jnnenfläche des Außenrandes einen dien Haarbuſch, am inneren Ohrrande einen dichtſtehenden wimperartigen Beſatz von rötlicher Färbung. Die Halsfalten unterſcheiden ſih kaum von denen des indiſchen Verwandten, die Hautabteilung jedo<h, welche die Schulter bede>t, fällt, auf der Mitte des Oberarmes eine Falte bildend, mit ihrem unteren Rande tief herab; eine zweite, aus der Hal3grube entſpringende Falte verläuft unter und hinter dem Ellbogen und hängt zuſammen mit einer dritten, welche hinter dem Widerriſte das Rückgrat überſchreitet; die Falte, welche den Leib gegen die Schenkel zu begrenzt, reiht kaum über die Leiſtengegend hinauf und iſt auf dem Hüſtkamme vollſtändig abgeflacht; die Falten der Hinterſchenkel zeigen in ihrer Anlage zwar große Ähnlichkeit mit den entſprechenden des indiſhen Nashornes, ſind jedo<h ſo ſ{hwa<h, daß ſie, mit Ausnahme der über den Ferſen liegenden, nur als angedeutet bezeihnet werden dürfen. Der mittellange Schwanz iſt gegen das Ende hin mit einem dünnen Quaſt geziert. Nur an wenigen Stellen finden ſi< auf der im allgemeinen glatten Haut kaum bemerkbare roſettenartige Knoten. Die über den ganzen Leib ſehr vereinzelt verbreiteten {<hweinsborſtenartigen ſ{warzbraunen Haare ſtehen im Nacen und an den Bauchſeiten am dichteſten. Hinſichtlih der Färbung weicht das Halbpanzer-Nashorn wenig von den Verwandten ab: ein ſchwer zu beſhreibendes Graubraun iſt die Grundfarbe; Stirnhügel, Augengegend und Naſenkappe ſehen dunkelbraun aus. Das Tier bewohnt Borneo und Sumatra; hier fand von Roſenberg ſeine Fährten no<h in Höhen von 2000 m.

Ein naher feſtländiſher Verwandter des Panzer-Nashornes iſt das von Sclater unterſchiedene Rauhohr-Nashorn (Rhinoceros [Ceratorhinus] lasiotis), welches in weſtlichen Teilen Hinterindiens, beſonders in Tenaſſerim und Arakan, vorkommt. Die Haut iſt dünner als bei den vorher beſchriebenen Arten und niht mit den erwähnten warzigen Wucherungen verunſtaltet. Der hintere Rand der Ohren iſt mit ſehr langen Haarfranſen geſ<hmüctt; der Körper eines jungen wax, laut Sterndale, mit langen, feinen, rötlichen Haaren bede>t. Derſelbe Gewähr3mann führt auh än, daß das Tier zwei Hörner trage.

Ein Stück wurde 1868 bei Tſchittagong gefangen und vom Londoner Tiergarten für 25/000 Mark angekauft.

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