Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

106 Zehnte Drdnung: Unpaarzeher; dritte Familie: Nashörner.

von H. Schinz im lezten Fahrzehnte, am Kunene von Humbe an aufwärts no< häufig, am Kubango und Ngamiſee aber ſeltener; laut Selous gab es im vorleßzten Jahrzehnte an den Tſchobeſümpfen bloß noc einige, viele dagegen in einem buſchreichen Landſtriche, der ſi<h ſüdlih vom Sambeſi von den Victoriafällen an oſtwärts erſtre>t. Fn gebirgigen Ländern foll unſer Tier bis zu 2600 m Höhe emporſteigen.

Jn Nordoſtafrika, wo Graf Teleki und von Höhnel auf ihrem Zuge na< Norden jenſeits des Gleichers ſowohl einer anderen Büffelart als auch einer anderen Art von Tigerpferden begegneten, ſtießen ſie ferner unter 1 Grad 30 Minuten nördlicher Breite auf Nashörnexr, die ſi<h von den bis dahin ſehr häufig geſehenen Doppelnashörnern, von denen ſie allein 80 Stü erlegt hatten, auffällig unterſchieden. Die nördlicher lebenden Tiere, die nun, wie von Höhnel uns brieflih mitteilt, aus\{<ließli<h auftraten, waren mindeſtens um ein Drittel kleiner als die früher geſehenen, überhaupt viel zierlicher gebaut und dazu ſchneller und gewandter in ihren Bewegungen. Wenn früher ein Doppelnashorn genügte, um die Karawane für einen Tag hinreichend mit Fleiſch zu verſorgen, fo waren dazu jeßbt immer zwei der kleineren Tiere nötig. „Die beiden zierlichen Hörner zeigen meiſtens einen geringeren Längenunterſchied als beim Doppelnashorne, verjüngen ſich ziemlich jäh und ſind ſtets ſeitlih fla<h gedrü>t, man<hmal fogar ſehr platt.“ Weiter fügt unſer Gewährsmann hinzu: „Jh habe ſicherlih über ein halbes Hundert Stü>k Nashörner der ſüdlichen und nördlichen Art zerwirken ſehen und als Mageninhalt niemals Blätter, ſondern nur Gras gefunden.“

Das Stumpfnashorn odex breitmäulige Nashorn, Monuhu, Kobaba und Tſchikori der Eingeborenen Südafrikas, Weißnashorn der Boers (Rhinoceros [Atelodus] simus, Rhinoceros camus, oswellii und burchellii, Atelodus simus, Ceratotherium simum), erreiht eine Schulterhöhe von nahezu 2 m, denn Chapman beſtimmte die eines Weibchens zu 195,5 cm, Selous die eines Männchens zu 198 em, wird, einſchließlih des 60 cm meſſenden Schwanzes, an 5 m lang und übertrifft ſomit alle Familienverwandten an Größe. Als bezeihnende Merkmale der Art werden folgende angegeben: der Kopf iſt ſo außerordentlich lang, daß er faſt ein Dritteil der Geſamtlänge einnimmt, das Maul breit und e>ig, die Oberlippe niht zugeſpibt hervorragend, das Ohr ziemlich lang und [pißzig, der Hals kurz, der Leib ſehr di>, die Haut durch zwei vom Na>en auf die Bruſt laufende Furchen gezeichnet, die Färbung man<mal ein bis zu Lichtgrau verblaſſendes Lichtgelb oder Blaßgraubraun, welches auf Schultern und Schenkeln ſowie am Unterleibe zu dunkeln pflegt. Selous, der ſehr viele Nashörner in der Wildnis vergleichen konnte, nennt die vorherrſhende Färbung auh dieſer Art ein dunkles Schiefergrau und fügt, ſich gegen die landläufigen Bezeihnungen der beiden afrikaniſchen Arten wendend, ausdrüdli<h hinzu: „Die eine wie die andere iſt weit davon entfernt, ſhwarz oder weiß zu ſein; ih könnte ſogar auf meinen Eid hin nicht angeben, welche von beiden die dunklere iſt.“ Weſentliher no< als dur< die angegebenen Merkmale unterſcheidet ſi<h das Stumpfnashorn von ſeinem Verwandten durch die ihm eigentümliche Bildung des Schädels und durch die geringere Zahl der Nückenwirbel, welche von 20 auf 18 herabgeſunken iſt; außerdem verſchwinden die Schneidezähne, wenn überhaupt vorhanden, ſchon ſehr bald nah der Geburt. Das hintere Horn iſt kürzer als das vordere, mißt bis zu 60 cm, gewöhnlich aber nur 6—12 em. Das vordere, meiſt gerade oder wenig nah vorn gebogene Horn dagegen iſt länger als bei irgend einer anderen Art. Allerdings mögen gegenwärtig nur noh ſelten Stücke gefunden werden, deren Horn mehr als 80—90 em hoch iſt, weil die älteſten und ſtärkſten Tiere abgeſchoſſen worden ſind; Selous hat aber im vorleßten Jahrzehnte noh Hörner von 109, 122 und 137 cm Länge gemeſſen. Die größten Hörner ſind, und dieſes Merkmal iſt bezeichnend für ſie,