Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Allgemeines. 121

platte, hufartige Nägel tragen, wogegen die hintere innere Zehe von einem krallenartigen Nagel umhüllt wird; die na>ten Sohlen zeigen mehrere durch tiefe Spalten getrennte, ungemein ſ{hmiegſame Schwielenpolſter. Eine weiche und dihte, nur aus Grannen beſtehende Behaarung bekleidet Leib und Glieder; dieſe Grannen ſind an der Wurzel gewellt und exrſeßen daher auch die fehlenden Wollhaare.

Hinſichtlih des inneren Baues iſt das Nachſtehende zu bemerken. Der Schädel ſpißt ſi na< vorn zu und hat ein ſehr flahes Dach; der Jochbogen wird vom Fochbeine gebildet, deſſen na< oben verlaufender Fortſaß mit dem des Stirnbeines ſi<h verbindet, ſo daß Schläfen- und Augenhöhle durch eine faſt vollſtändige Knochenbrücke getrennt werden; die an ihren äußeren Rändern umgebogenen Naſenbeine ſtoßen an die Zwiſchenkiefer und oben und hinten an den Oberkiefer; der in der Mitte vollſtändig verwachſene Unterkiefer iſt am Ende ſehr breit. 21 oder 22 Rippen-, 8 oder 9 Lenden-, 5—7 Kreuzbein- und 5—10 Schwanzwirbel ſegen mit denen des Halſes die Wirbelſäule zuſammen. Die übrigen Knochen

Gerippe des Klipyſ<liefers. (Aus dem Berliner anatomiſhen Muſeum.)

ſind geſtre>t, Ellbogenröhre und Wadenbein ſtark entwi>elt und von der Armſpindel und dem Schienbeine getrennt. Das Gebiß iſt ſehr eigentümlih. Von den Schneidezähnen fallen die ſeitlichen aus, ſo daß oben und unten nur je zwei dur eine Lücke getrennte verbleiben; jene ſind dreifantig, faſt halbkreisförmig gebogen und infolge der Abnußzung an der Spiße zugeſchärft, dieſe gerade und faſt wagereht in weit nach hinten reichende Zahnhöhlen eingebettet; Ezähne fehlen gänzlih, und es findet ſih daher zwiſchen den Schneide- und den 7 von vorn nah hinten an Größe zunehmenden, in 4 Lücken- und 3 Mahlzähne zerfallenden Ba>enzähnen eine Lücke. Auch die Weichteile verdienen Beachtung. Der Magen wird durch eine Scheidewand in zwei Abteilungen getrennt; der anfangs ſehr dünne Dickdarm erweitert ſich in der Mitte ſeiner Länge und trägt hier jederſeits einen kurzen, zipfelförmigen An: hang; die mehrlappige Leber hat keine Gallenblaſe; die Gebärmutter iſ zweihörnig; dic Hoden liegen im Fnneren des Leibes, dicht hinter den Nieren.

Schon in uralter Zeit werden die Klippſchliefer als wohlbekannte Tiere erwähnt. Die in Syrien und Paläſtina lebende Art ſcheint unter dem bibliſchen Namen Saphan“ verſtanden worden zu ſein, welches Wort Luther mit „Kaninchen“ überſezt. Die Schrift ſagt, daß der Saphan geſellig lebe, ſeine Wohnung in Felſen habe und ſi< durh Schwäche auszeichne, dieſe aber dur<h Schlauheit erſeße: „Die hohen Berge ſind der Gemſen Zuflucht und die Steinklüſte die der Kaninchen.“ — „Kaninchen, ein ſ<hwaches Volk, dennoch legt es ſein Haus in den Felſen.“ Moſes ſett die Saphane unter die wiederkäuenden Tiere mit