Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

A\ſc<hkoko. Baumſchliefer. 127

Pflanzenſtoffen. Die auf unſeren Tiermarkt gelangenden Klippſchliefer halten ſelten längere Zeit die Gefangenſchaſt aus.

Die Beduinen in Arabien lieben, wie bemerkt, das Fleiſch der Klippſchlieſer in hohem Grade. Gefangene töten ſie ſofort, weiden ſie, wie die anderweitig mit dem Gewehre erlegten, an Ort und Stelle aus und füllen die Leibeshöhlen mit wohlriehenden Alpenkräutern an, ebenſowohl um das Fleiſh ſ{<hmad>hafter zu machen, als um es länger vor Der Verweſung zu bewahren. Eine ſonſtige Benußung des Tieres kennen dieſe Leute niht, wohl aber die Kapbewohner, welhe auh anderes vom Klippſchliefer zu verwenden wiſſen. Noh heutigestags kommt die immer mit Harn gemiſchte Loſung, welche von holländiſchen Anfiedlern „Daſſenpiß“ oder Dachsharn genannt wird, unter dem Namen Yyraceum in den Handel , und ſelbſt in Europa gibt es Ärzte, welche bei gewiſſen Nervenkrankheiten den „Dachsharn““ als Arzneimittel verordnen. Schade nux, daß es auch mit dieſem Mittel geht wie mit vielen anderen, welhe aus dem Tierreiche ſtammen: ſeine Wirkung beruht eben auf der Einbildung. Für den Fall aber, daß mit dem Uyraceum wirklih ein Geſchäft zu machen iſt, will ih meinen Leſern mitteilen, daß man auf faſt allen Felſen der Bogosländer von jenem Arzneimittel ſo viel einſammeln kann, als man will. Die Klippſchliefer leiſten, dank ihrer geſegneten Freßluſt, wirklich Erſtaunliches in Erzeugung ihrer Loſung, und deshalb liegt dieſe in verhältnismäßig ſehr großen Haufen auf allen Steinen, wo die Tiere ſi< umhergetrieben haben, und ſcheffelweiſe in gewiſſen Felſenſpalten aufgeſpeichert.

Dasſelbe gilt au< von der in Südafrika und in Niederguinea ſicher bis zum Kongo einheimiſchen Art (Hyrax capensìs) ſowie von der im öſtlichen Afrika vorkommenden (Hyrax mossambicus). Jene ſah Pechuel-Loeſche mit einer Eidechſe (A game colonorum) zwar auh ein und dasſelbe Gefelſe bewohnen, aber ohne in irgend welcher Beziehung zu ihr zu ſtehen; beide Tiere lieben eben die nämlichen Schlupfwinkel. Von der zweiten Art berichtet R. Böhm ausdrülich, daß ſie allerdings ebenfalls mit einer Agame zuſammenleben, aber viel ſcheuer und vorſichtiger als dieſer ihr angeblicher Wächter ſei. Auch hier wird das fette Wildbret von den Eingeborenen ſehr ge\ſ{häßt.

Eine in ihrer Lebensweiſe durchaus abweichende Art, die wir deswegen bezeichnend Baumſchliefer nennen könnten (Hyrax [Dendrohyrax] dorsalis), beobachtete Büttifofer in Liberia. „Dieſer Klippdahs“/ ſchreibt unſer Gewährsmann, „iſt ein e<hter Waldund Baumbewohner. Gleich am erſten Abend nah meiner Ankunft wurde ih durch eigentümliche Laute getroffen, die aus dem nahen Walde herüberklangen, und die ih während meiner erſten Reiſe nie gehört hatte. Es war ein durchdringendes, in kurzen Pauſen ausgeſtoßenes und weithin ſchallendes „Kerr“ und ih wußte nicht, ob ih es einem Vogel oder vielleiht einem Amphibium zuſchreiben ſollte. Am allerwenigſten aber dachte ih an ein Säugetier, die Eingeborenen behaupteten jedoh, daß der Urheber dieſer Töne ein Säugetier ſei, das in hohlen Bäumen lebe und vermittelſt ſeiner langen Zähne an den Stämmen hinauftlettere; es ſollte eine nächtliche Lebensweiſe führen und den Tag in Baumhöhlen zubringen. Eine hohe Belohnung, die ih auf das Einbringen dieſes Tieres ſebte, bewirkte, daß i< bald verſchiedene Stücke bei einander hatte. Alle wurden mir lebend gebraht, wohl geborgen in fiſchreuſenartigen, aus ſtarken Knüppeln verfertigten Körben; denn die Tiere ſind ungemein biſſig und duldeten kaum, daß man mit der Hand den Käfig berührte. Wütend fauchend biſſen ſie in die ſtarken Stäbe, ſ{<hlugen mit einer der Vorderpfoten kräftig aut den Boden und richteten dabei die langen Nü>enhaare ſenkre<ht empor, wobei die meiſten Haare auf dem Hinterrücken auseinander ſ{<lugen und den darunter verborgenen na>ten und bläulichen Streifen ſehen ließen. Bekanntlich wird dieſer na>te Streifen, der bei allen Klippdachſen vorkommt, dur eine eigentümliche Hautdrüſe gebildet.