Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

128 Zehnte Drdnung: Unpaarzeher; vierte Familie: Klippſchliefer.

„Die meiſten dieſer Tiere wurden gefangen, indem man das Schlupfloch verſtopfte und nachher den Baum umha>te, worauf man ein ſtarkes Fiſchneß vor das wieder geöffnete Sc<hlupflo< band und das Tier dur Klopfen hineintrieb. Die Schlupflöcher befinden fi gewöhnlich in einer Höhe von 2,5—5 m, und die Stämme ſind in der Regel von Lianen umſchlungen und nicht allzu di>. An dex bohnenartigen Loſung ſind die Stellen, wo die Tiere ſich aufhalten, leicht zu erkennen. Da wir dieſe Tiere alle unverletßt erhielten, trachtete ih, fie in Gefangenſchaft zu halten; na< vielen vergeblihen Verſuchen gelang es mix, ſie mit Maniokblättern zu füttern. Aus einem Baumſtamme erhielten wir einmal ein Pärchen mit einem Jungen, welche ih einige Tage im Käfige verwahrte. Jn einer Nacht aber brachen die beiden Alten aus, kletterten an einem Thürpfoſten empor und entwiſhten oben dur< eine Öffnung ins Freie. Das junge Tierchen aber blieb zurü> und mit ihm gelang mir nun, was mir mit alten nie gelingen wollte: es wurde verhältnismäßig zahm, ſo daß i< es unter einiger Aufſicht im Zimmer herumlaufen laſſen konnte. Selbſtverſtändlih war ih ſehr begierig, es klettern zu ſehen. Dies gelang auh über Erwarten gut, denn bald hatte i< es ſo weit gebracht, daß es an einem der Tiſchbeine auf meinen Arbeitstiſ<h kletterte und von da an einem Fenſterpfoſten hinauf bis zu einem über dem Fenſter angebrachten Lagerbrette. Von dieſem dunkeln Plate aus ſah es oft ſtundenlang meinen Arbeiten zu. Das Hinauſfklettern wurde bewerkſtelligt, indem das Tierchen ſeine na>ten Fußſohlen an die zwei aneinander ſtoßenden Seiten des viere>igen Tiſchbeines oder Fenſterpfoſtens drückte und ſih ſo mit großer Leichtigkeit emporarbeitete.“