Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

134 Elfte Dronung: Paarzeher; erſte Familie: Giraffen.

und in Landſtrichen zwiſchen dem Kubango und Kunene zu finden; einige abgeſonderte weſtlichſte Standorte hatten ſie, laut H. Schinz, Ende der ahtziger Fahre no< nördli<h und ſüdlih der Etoſapſanne. Fm Hinterlande von Moſſamedes, im Tſchellagebirge, hörte zwar A. von Dan>elman 1883 noh von ihrem Vorkommen, konnte ſich aber von der Richtigkeit der Angabe nicht überzeugen. Öſtlih vom Ngamiſee nah dem Limpopofluß und nah dem Matabelelande hin ſind ſie, wie in der Kalahari und au<h am Tſchobe, ſtellenweiſe noh re<t häufig. Montagu Kerr ſah etlihe no< 1884 ſüdlih von Schoſchong; laut Selous beginnen ſie ſeit Ende der ſiebziger Jahre im nördlichen Matabelelande oſtwärts in Gebiete vorzurü>en, wo ſie vordem niht heimiſ<h waren. Nördlich vom Sambeſi ſcheinen ſie weiten Landſtrichen gänzlich zu fehlen und erſt wieder in Deutſh-Oſtaſrika aufzutreten, wo ſie, laut R. Böhm, bis zum Tanganjika, niht aber weſtlih von dieſem See vorkommen. Von hier aus verbreiten ſie ſi<h durch das Maſſailand und die oberen Nilländer nordweſtwärts bis in das Gebiet des Tſadſees, nordoſtwärts aber bis na< Taka und zwar faſt bis zur Breite von Kaſſala. Wenigſtens traf no< zu Anfang des letzten JFahrzehntes Fames die erſten Giraffen am Chor-el-Gaſch (Mareb) etwa unter dem 15. Grade nördlicher Breite. Jn den weſtlichen oberen Nilländern überſchreiten ſie, wie W. Funker uns ſchreibt, nirgends die Waſſerſcheide na< dem Kongo hin, bleiben ſogar teilweiſe erhebli<h nordwärts von ihr entfernt und finden ſi< erſt öſtlih vom Bahr el Dſchebel nah Süden verbreitet. Die Giraffe iſt eine e<te Bewohnerin der Strauh- und Baumſteppen und liebt die ebenen Gelände, iſt aber auh bergigen Gegenden keine8wegs fremd. Fiſcher hat ſie im Maſſailande bis zu 1700 m Höhe beobachtet.

Fn ihren heimiſchen Wäldern nimmt ſich die Giraffe freilih anders aus als in dem eng umzäunten Raume eines Tiergartens. Die merkwürdige Übereinſtimmung der Geſtalt und allgemeinen Erſcheinung eines Tieres mit der Örtlichkeit in welcher es lebt, macht ſih au hier bemerklih. „Wenn man eine Herde Giraffen“, ſagt Gordon Cumming, „in einem Haine dex maleriſchen, fſonnenſhirmförmigen Mimoſen, die ihre heimiſchen Ebenen ſ{<hmüden, und an deren legten Zweigen ſie infolge ihrer gewaltigen Höhe nagen können, zerſtreut ſieht, müßte man wirkli nicht viel Sinn für Naturſchönheiten haben, wollte man den Anbli> nicht überaus anziehend finden.“ Alle übrigen Beobachter ſtimmen vollſtändig mit dieſen Worten überein. „So maleriſh“, drü>t ſi<h Sir Samuel Baker aus, „wie die Giraffe in ihren heimatlichen Aufenthalts8orten iſt kein Tier in der ganzen Natur.“ Man begegnet ihr vielfach da, wo überſtändige verwitterte Stämme vorkommen, welche dank den Flechten, die auf ihnen ſi<h ausbreiten, man<hmal dem langen Halſe einer Giraffe täuſchend ähneln. „Oft bin ih“, fährt der genannte Jäger fort, „über die Anweſenheit eines ganzen Trupps von Giraffen in Zweifel geweſen, bis ih zu meinem Fernglaſe Zuflucht nahm; ſogar meine halbwilden Begleiter mußten bekennen, daß ihre ſcharfen, geübten Augen zuweilen getäuſcht wurden: denn ſie ſahen bald jene verwitterten Stämme für Giraffen an und verwechſelten wiederum wirkliche Giraffen mit den ho<hbejahrten Bäumen.“ Um ſo deutlicher treten jene hervor, wenn ſie ſih in der baumloſen Steppe am Rande des beſchränkten Geſichtskreiſes bewegen: ſie erſcheinen dann, laut von Heuglin, vorzüglich bei günſtiger Abendbeleuhtung, noch viel länger und übernatürlicher, als ſie in Wirklichkeit ſind.

Gewöhnlich trifft man die Giraffe in Trupps von 6—8 Stü; da hingegen, wo ſie niht geſtört wird, ſchart ſie ſih oft in größerer Menge. Gordon Cumming ſpricht von Herden, welche aus 30—40 Stüc beſtanden, meint aber, daß 16 als dur<ſhnittlihe Zahl betrachtet werden muß; Baker will ſogar Scharen von 70 —100 begegnet ſein. Jh habe in Kordoſan immer bloß von {wachen Trupps reden hören.

Alle Bewegungen der Giraffe ſind ſonderbar. Am vorteilhafteſten nimmt ſie ſih bei ruhigem Gange aus: ſie erſcheint dann würdig und anmutig. Der Gang ſelbſt iſt ein