Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

146 Elfte Ordnung: Paarzeher; zweite Familie: Kamele.

man es vernimmt, wenn man eine halbgefüllte Tonne ſ{<wenkt. Während der Regenzeit, wenn viel Waſſer vorhanden, löſen die Araber Oſtſudans ſalzhaltige Erde oder reines Kochſalz in kleinen Tränkteichen auf und treiben ihre Tiere dahin. Das Salz vermehrt die Freßluſt der edlen Wüſtenſchiffe außerordentlih, und dieſe mäſten ſi< nun bald einen re<t hübſchen Höer an.

Es verdient bemerkt zu werden, daß den Kamelen größere oder geringere Genügſamkeit anerzogen wird. So anſpru<hslos die Tiere im allgemeinen ſind, ſo leiht laſſen ſie ſih verwöhnen, und damit werden ſie in gewiſſer Hinſicht geradezu unbrau<hbar. Die Kamele der Wüſte, welhe von Jugend auf gewöhnt wurden, alle 4—6 Tage getränkt zu werden, und ſih mit den dürftigen Gräſern ihrer Heimat ernähren müſſen, find naturgemäß für Wüſtenreiſen weit beſſer geeignet als die, welche in wohl angebauten Landſtrichen leben, denen es mithin weder an Nahrung no< an Trank gebricht. Fene, die Wüſten- und Steppenkamele/ bleiben allerdings viel kleiner und magerer, obwohl dies niht dur<hweg als Regel gelten kann. Nachtigal von den Kamelen Tibeſtis ſprehend, nennt zwar ihre Anzahl nicht ſehr groß, rühmt aber deſto mehr ihre Güte. „Die Tubu“/, fährt er fort, „„ülhten mit den Leuten von Ennedîi die beſten Kamele von allen Stämmen im öſtlichen Teile der großen Wüſte, und zwar gehören die ihrigen derjenigen Raſſe an, welche der mittleren und ſüdlihen Sahara überhaupt eigen iſt, und welche ſi<h von dem nördlichen Kamele, das man das arabiſche nennen könnte, unterſcheidet. Dieſes, mit verhältnismäßig furzen, ſtämmigen Gliedmaßen, plumperem Körper, di>erem und niedriger getragenem Kopfe und Halſe und zottigem Haare, ſcheint von Natur mehr zum Laſttragen beſtimmt; jenes der Tuareg, Teda und Baele iſt hochbeinigexr, ſ{<lanker, kurz- und glatthaariger, trägt ſeinen ſ<lankeren Hals und kleineren Kopf mit einer gewiſſen Leichtigkeit und weiſt durch ſeinen ganzen Bau entſchieden mehr auf Schnelligkeit der Bewegung hin als auf das Tragen \<werer Laſten. Es iſt bewundernswürdig, mit welcher Sicherheit und Leichtigkeit dieſe Tiere in ihren heimatlihen Bergen herumklettern, und niht übertrieben, wenn der Scheich etTuniſi ſagt, daß die Tubu ſie wie Pferde abzurichten verſtehen. Freilih hatte ih ſpäter Gelegenheit, einzuſehen, daß dieſelben doch in der Züchtung von Reitkamelen erheblich hinter den Tuareg und einzelnen Stämmen der Arabiſchen Wüſte zurü>ſtehen. Wenn es unmöglich iſt, den Tubu-Kamelen mit nordiſhen Kamelen zu folgen, beſonders auf Felsboden und in den Bergen, ſo ſind dieſe dagegen meiſt ſtärker und in der Ebene bei gleiher Nahrung ausDauernder.““ Wenn man ein ruhig ſtehendes Dromedar betrachtet, wird man ſih ſhwerlih denken, daß dieſes Tier an Schnelligkeit faſt mit einem Pferde wetteiſern kann. Und doch iſt dies der Fall. Die in der Wüſte und Steppe geborenen Kamele ſind vielfach vortrefflihe Läufer und im ſtande, ohne Unterbrechung Entfernungen zurüczulegen wie kein anderes Haustier. Alle Kamele gehen einen ſcheinbar ſehr ſ{<hwerfälligen Paß, ſie mögen nun langfam oder ſ<hnell laufen; allein dieſer Paßgang iſ bei abgerihteten Reitkamelen wahrhaft leicht und zierlih. Der gewöhnliche Gang iſ ein ſonderbares Dahinſtelzen, und das Kamel bewegt dazu bei jedem Schritte no< in ſo auffallender Weiſe den Kopf vor- und rü>wärts, daß man ſi< kaum einen häßlicheren Anbli> denken kann als ſolche Mißgeſtalt in ihrer langſamen Bewegung. Bringt man einen Läufer wirklih in Trab, und gehört er zu den guten Raſſen, wel<he ohne Unterbrehung in der angefangenen Schrittweiſe dahinziehen, ſo erſheint das ſchwere Geſchöpf leicht und {hön. Man bezeichnet in Afrika die leichten und abgerichteten Reitkamele mit dem Namen „Hedjin“ oder Pilgerkamel und nennt den auf ihnen Reitenden Hedjan, verſteht aber zunächſt bloß die eigentlichen Botenreiter unter dieſem Worte. Solche Botenreiter nun legen in kurzer Zeit faſt unglaublich große Stre>ken zurü>. Berühmt ſind die Dromedare, welche in der Nähe von Esneh in Oberägypten gezüchtet werden, und no