Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Schraubenziege: Allgemeines, Verſchiedenheiten. 197

höherem Grade als bei anderen Wildziegen abändern. Die Hörner der Geißen ſind bis 25 cm lang, fla<h gedrü>t und ſtumpf, die der Bö>ke aber können, der Krümmung nach gemeſſen, bis zu 1m an Länge erreichen, haben einen halbeiförmigen Querſchnitt, an deſſen beiden Enden ſi je eine leiſtenartige Wulſt anſeßt, ſtehen mit den Wurzeln ſehr eng nebeneinander, richten ſih mehr oder weniger gerade nah oben und hinten und drehen ſi<h bald in engerem, bald in weiterem Raume ſ{<raubenförmig von innen nah außen, 1!/2—2 Windungen beſchreibend; ihre hintere Seite iſt ſtärker gekielt als die vordere; die rund umlaufenden Querwülſte ſind deutlich, die Fahresringe ziemlich tief eingeſchnitten. Bei einzelnen Böcken ähneln die Hörner KorKziehern, bei anderen weiten ſih die Windungen ſtärker aus, ohne jedo< ihre ſhraubige Geſtalt zu verlieren ; in erſterem Falle erheben ſie ſih faſt ſenkre<t vom Kopfe und ſind vollkommen gerade, in leßterem Falle biegen ſie ſi<h mehr nah hinten und außen, verflachen ſi<h au< wohl und erhalten dann ein von jenen ſo verſchiedenes Anſehen, daß man geneigt ſein könnte, ihre Träger für eine beſondere Art zu erklären. Dies iſt au< geſchehen. Namentlih weſtli<h vom Fndus in Afghaniſtan 2c., finden ſich Schraubenziegen, die niht korkzieherartig gewundene, ſondern gerade, bloß um ihre Achſe gedrehte Hörner tragen und als beſondere Art (Capra jerdoni) angeſehen worden ſind. Kinloch, der die Tiere viel gejagt hat, tritt dafür ein, daß die geſhweifthörnigen und die geradhörnigen Markthurs als Arten zu trennen ſind, und ſtüßt ſeine Anſicht mit darauf, daß jene vorzugsweiſe öſtliche, dieſe aber weſtliche Gebiete, daß ferner jene hohe, waldreiche Berge mit Schneegipfeln, dieſe öde und felſige Berge von geringer Höhe bewohnen, wo die Hite im Sommer häufig ſehr groß iſt. Sterndale hingegen hält die verſhiedenhörnigen Vertreter unſeres Tieres bloß für Spielarten, von denen er, mit anderen, vier annimmt. Wenn nun auh die Gehörne beſonders in ihren ausgeprägteſten Formen ſehr verſchieden ſind, ſo kommen ſie doh auch in allen möglichen Zwiſchenbildungen vor und laſſen eine ſtrenge Trennung kaum durhführbar erſcheinen. Außerdem bleiben ſih die übrigen Merkmale der Tiere im allgemeinen gleich, insbeſondere Beſchaffenheit und Färbung des Haarfleides; auch die Verſchiedenheiten, die ſih aus den neueſten Beiträgen Macintyres ergeben, erſcheinen niht ausreihend genug, um darauf Arten zu gründen. Das Haarkleid verlängert ſich auf dem Oberhalſe, den Schultern und längs der Rü>kenmitte bis zum Kreuze oft ſo bedeutend, daß es ein mähnenartiges Gepräge annimmt, wuchert aber mit beſonderer Stärke an der Vorderſeite des Tieres, indem es nicht allein einen ſtarken Kinnbart bildet, ſondern ſi< au< als reiher Behang über Vorderhals und Bruſt fortſezt, bei alten Böen bis auf die Fußwurzelgelenke herabfallend; vom Nücken an nah dem Bauche zu verkürzt es ſih mehr und mehr, bis es auf den Beinen wie an der Naſe ſeine geringſte Länge erreiht. Die langen Haare erſcheinen wegen ihrer welligen Drehung teilweiſe gelo>t, die furzen dagegen ſind glatt und ſhli<t. Je nah der Jahreszeit iſt die Färbung etwas verſchieden. Jm Sommerkleide herrſcht ein helles, auf dem Oberkopfe und nach den Beinen zu dunkler werdendes Fahl- oder Lichtgraubraun vor, wogegen der Bart und der zweizeilig behaarte Shwanz dunkelbraune Färbung zeigen; an den langhaarigen Teilen des Felles machen ſih wellige Streifungen bemerklih, weil hier viele der meiſt einfarbigen Haare in braune Spigen endigen, welche, ſih de>end, jene Streifung hervorrufen. Die dunklere Fr: bung der Beine wird am fräftigſten auf der Vorderſeite, wo ſie, die graulich iſabellfarbenen Handwurzeln und die weiße, durch einen braunen Strich getrennte Ellbogene>e freilaſſend, ſich über das ganze Vein ausdehnt; unterhalb der Fußwurzeln drängt ſich dieſe dunklere Färbung zu einem keilförmigen Streifen zuſammen, deſſen Spiße nach der Teilungsſtelle der Zehen gerichtet iſt, und welcher von der allgemeinen, auch auf der Feſſel herrſchenden Färbung begrenzt wird. Die Jnnenſeite der Beine und die Unterſeite des Leibes iſt heller, faſt weißgrau. Gegen den Winter hin verbleichen die Spigen, und die jet reihli< wu<hernde