Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

T7292 Fünfzehnte Ordnung: Gabeltiere; zweite Familie: Schnabeltiere.

Nöhre läuft von unten ſchief in die Höhe, ſo daß der Keſſel ſelten dem Eindringen des Hochwaſſers ausgeſeßzt iſt. Auch ſcheint ſi<h das Tier hierna< zu rihten und, je na der Höhe des Waſſerſtandes, die Nöhre entſprechend weit, mitunter bis 15 m Länge auszudehnen. Genauere Beſchreibung mehrerer Schnabeltierbaue hat ſpäter der Sohn Bennetts gegeben. Der Gang des erſten war ungefähr 10—11 em breit und 8 cm ho und verlief ſtetig in S<hlangenwindungen nach oben; ungefähr 1,5 m vom Eingange befand ſich eine Kammer an der reten Seite, 30 cm lang, 15 em hoh und 21 cm breit, 1,5 m weiter eine zweite, ähnlich der erſten. No 3 m weiter befand ſi ein größeres Gema, 50 cm lang, 21 cm breit und 26 cm hoch. Es barg ein Neſt aus troŒenem Graſe, Rohrſtengeln und Eukfalyptusblättern; leßtere waren ſ{hwarz, alſo offenbar vom Grunde des Waſſers geholt. Einen Ausgang nach oben beſaß die Neſtkammer niht. Sehr ähnlich dieſem Baue war ein zweiter, welchen der jüngere Bennett aufgrub; er beſaß drei Seitenkammern. Wie beim erſten Baue lagen ſie höher als die Laufröhre; ihren Zwe> vermochte Bennett nict zu ergründen. Verſchieden von dieſen S<hnabeltierbauen der Ebene waren die, welche R. von Lendenfeld an den Gebirgsbächen der auſtraliſchen Alpen fand. „Der Bau beſteht niht aus einer einfachen, geraden, ſchief aufwärts ziehenden Röhre, ſondern meiſt aus einem Nebwerke von mehreren, oft gewundenen, labyrinthiſh miteinander zuſammenhängenden Gängen. Es läßt ſi in der Regel ein Hauptweg unterſcheiden, der 0,5—1,5 m unter der Waſſeroberfläche zwiſchen den Wurzeln der am Ufer ſtehenden Sträucher und Bäume beginnt und unter einem Winkel von 20—45 Grad ſchief nah aufwärts führt. Der untere, vom Waſſer erfüllte Teil des Ganges zieht ſi< dur< das dichte Wurzelgewirre hin, und er iſt oft gar niht dur das Erdreich angelegt. Von dem oberen, tro>en liegenden Teile des Hauptganges gehen mehrere Nebengänge von ähnlicher Ausdehnung wie der Hauptgang ab. Fh habe bis vier ſolcher Nebengänge beobachtet, alle bis auf einen gehen au< ins Waſſer hinab und verlieren ſich zwiz ſchen den dichten Wurzeln, während einer oberhalb der Waſſerfläche ebenfalls hinter Wurzelmaſſen ausmündet. Soviel ih ſehen fonnte, haben die unter Waſſer mündenden Aſtgänge weite Öffnungen, während der obere, in der Luft mündende Gang niht offen iſt, ſondern derart von Wurzelmaſſen abgeſchloſſen wird, daß ein Schnabeltier unmöglih hindur< könnte. Dieſer Gang ſcheint nux zur Durchlüftung zu dienen. Die Gänge ſind etwa 8—15 cm weit, im allgemeinen iſ der obere unverzweigte Teil des Hauptganges enger als die unteren Stre>en, und zwar ſo ſchmal, daß ſich ein Schnabeltier darin nicht umdrehen kann. Am Ende des Hauptganges, 1—2 m über der Waſſeroberfläche, liegt das Neſt: eine platte, 30—50 cm breite und 25—80 em hohe, rundliche Höhle, welche mit den zarten Blättern von Waſſerpflanzen und dergleichen ausgepolſtert iſt. Hier legt das Weibchen zu Beginn des Sommers mehrere weihhäutige Eier.“

Man ſieht die Schnabeltiere zu jeder Zeit in den Flüſſen Auſtraliens, am häufigſten jedoch während des Frühlinges und der Sommermonate, und es fragt ſi, ob ſie nicht vielleicht einen Winterſchlaf halten. Sie ſind eigentli<h Dämmervungstieve, obwohl ſie auh während des Tages ihre Verſte>e auf kurze Zeit verlaſſen, um ihrer Nahrung nachzugehen. Wenn das Waſſer recht klar iſt, kann man den Weg, welchen das bald tauchende, bald wieder auf der Oberfläche erſcheinende Tier nimmt, mit den Augen verfolgen. Will man es beobachten, ſo muß man ganz regungslos verweilen; denn niht die geringſte Bewegung entgeht ſeinem ſcharfen Auge, nicht das leiſeſte Geräuſch ſeinem feinen Ohre. Selten bleibt es länger als 1 oder 2 Minuten oben; dann taucht es und erſcheint in einer leinen Entfernung wieder. Wie Bennett an Gefangenen beobachtete, hält ſih das Schnabeltier gern am Ufer, dicht über dem Schlamme, und gründelt hier zwiſchen den Wurzeln und unterſten Blättern der Waſſergewächhſe, welche den Hauptaufenthalt von Kerbtieren bilden. Die Nahrung,