Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

668 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiunddreißigſte Familie: Kolibris,

verliert. Beim Männchen iſt der Shwanz ſehr lang, und die ſeitlihen Federn ſind bedeutend verkürzt. Das Weibchen unterſcheidet ſi<h dur< kurzen, breiten, abgerundeten, gleiſederigen Schwanz. Die Länge des Männchens beträgt 15, die des Weibchens 11, der Schwanz von jenem mißt 6,5, von dieſem 2,8 cm.

Nach dem Prinzen von Wied iſt der Blumenküſſer in Braſilien ziemlich ſelten, nah Burmeiſter bewohnt er das Waldgebiet der Oſtküſte bis Rio de Janeiro hinab. Jn Guayana wird er dur eine ſehr ähnliche Art vertreten; die übrigen Verwandten bewohnen den Weſten Südamerikas.

Die lette Unterfamilie, die wir in Betracht ziehen wollen, umfaßt die Feenkolibris (Trochilinae), gewiſſermaßen die Urbilder der ganzen Familie. Ein außerordentlicher Formenreihtum kennzeichnet die zu dieſer Gruppe gehörigen Arten, und es iſt deshalb ſchwierig, mit kurzen Worten die übereinſtimmenden Hauptmerkmale der Geſamtheit anzugeben. Jhre Kennzeichen liegen in dem ſehr verſchieden langen, aber dabei ſtets dünnen, runden und ſpißigen, nur am Grunde zuſammenfſließenden, vor der Spiße etwas abgeplatteten, meiſt ganzrandigen Schnabel und der ungewöhnlichen Pracht des Federkleides, das ſowohl dur< Glanz und Schimmer der Färbung als au< durch eigentümliche Gebilde, verlängerte Hauben-, Ohr- und Schwanzfedern, daunige Büſchelhöschen und dergleichen, ein aus ſchuppenartigen Federn gebildetes Kehlſchild und andere Zierden das Gefieder aller übrigen Kolibris in Schatten ſtellt.

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Der Kolibri ohne weitere Nebenbezeihnung (Trochilus colubris) gehört dieſer Gruppe an und vertritt eine beſondere, der Familie gleihnamige Gattung (Trochilus), deren Merkmale in dem glatten, mehr als kopflangen Schnabel, dem tief ausgeſchnittenen, an der äußerſten Feder aber etwas verkürzten Shwanze, ſhmalen Seitenflügeln und kurzen, ſ<wachen, ſhlankläufigen Füßen zu ſuchen ſind. Das Gefieder der Oberſeite iſt dunkel bronzegrün, das des Kinnes und der Kehle bis auf die Halsſeiten hoh kupferig feuerrot, unter gewiſſem Lichte leiht ins Grüne ſ{himmernd, das dex Unterſeite ſhmußig weiß, der Leibesſeiten erzgrün, der Shwingen und äußeren Schwanzfedern dunkelbraun mit ſchwachem Metallſhimmer. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſ{hwarz, der Fuß bräunlich.

Der Kolibri bewohnt vorzugsweiſe die öſtlihen Vereinigten Staaten von Nordamerika, vom 57. Breitengrade bis zum äußerſten Süden, verbreitet ſih aber hier von der Küſte des Atlantiſchen bis zu der des Stillen Meeres; auf ſeinem Winterzuge beſucht er auh Mittelamerika und die Weſtindiſhen Fnſeln.

Überaus reizende Tiere ſind die Prachtelfen (Lophornis). Das Halsgefieder der Männchen iſt beſonders entwi>elt, indem ſih ein prächtiger Kragen bildet, der aus mehr oder weniger ſ{<malen, langen, wundervoll gezeihneten Federn beſteht und entweder angelegt oder abſtehend getragen wird, das Gefieder des Scheitels gewöhnlich ebenfalls verlängert. Der Schnabel iſ ungefähr kopflang und fein pfriemenförmig, vor der Spibe etwas verdi>t. Die Flügel ſind klein und ſhmal, kürzer als der Schwanz, der ſih dur breite, ziemlich gleihlange Federn auszeihnet.

Welche von den verſchiedenen Arten dieſer Gattung die ſchönſte, iſt ſhwer zu ſagen: ſie wetteifern alle an Pracht. Fh will die Shmu>elfe (Lo phornis ornata und aurata, Trochilus ornatus, Ornismya und Mellisuga ornata) zur Beſchreibung wählen. Das