Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

682 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiunddreißigſte Familie: Kolibris,

wenn ſie fliegen, gewöhnlih ni<hts; ſie wird erſt offenbar, wenn ſie ruhen, ſei es, indem ſie ſich ſhwirrend vor einer Blüte halten, ohne einen anderen Teil des Leibes außer den Flügeln zu bewegen, ſei es, indem ſie ſi< ausruhend auf einem Zweige niederlaſſen. Dieſe Art der Bewegung meint wohl auh Schomburgk. „Das Auge“, ſagt er, „das einen Augenbli> vorher die Blüte no< ſtill bewundert hatte, ſah im nächſten Augenbli>e einen Topaskolibri darüber ſ{<weben, ohne ſi<h Rechenſchaft geben zu können, wie er dahin gekommen, bis dieſer ebenſo gedankenſhnell an einer anderen Stelle zitternd und flimmernd über dem Blütenſhmu>e hing. Wandte ih das trunkene Auge einer anderen Richtung, einem anderen Baume zu, ſo fand ih dasſelbe täuſchende und entzückende Spiel: hier begegnete ih dem lieblihen Rubin, dort dem glühenden Goldtropfen oder dem tauſendfach widerſtrahlenden Saphir, bis ſi< endli<h alle dieſe fliegenden, flimmernden Funken zum reizendſten Kranze vereinigten, plößlih aber, wieder geſchieden, das frühere ne>dende Spiel begannen.“ Doch gibt es einzelne, deren Farbenpra<ht, auh wenn ſie fliegen, leuchtet und ſchimmert. „Der Sapphoktolibri“// ſchreibt mix Göring, „gleicht, wenn das Sonnenlicht auf ihn fällt, einem Feuerfunken und überraſcht auch den, der ſhon viele Arten ſeines Geſhle<htes beobachtet hat. Als der erſte dieſer lebenden Funken vor mir hin und wieder flog, feſſelte er mi ſo, daß i< das Gewehr auf ihn zu rihten vergaß.“

Sind unſere Vögel vom längeren Fluge ermüdet, ſo ſuchen ſie im Gezweige eine geeignete Stelle zur Ruhe. Sie bevorzugen hierzu dünne abgeſtorbene Zweiglein oder wenigſtens ſole, welche auf einige Centimeter blätterlos ſind, kehren immer und immer wieder zu ſolchen zurü>, beſuchen au<h mehrere ähnliche Ausruhezweige mit ſolher Regelmäßigkeit, daß man, wie Gundlach hervorhebt, um ſie mit voller Sicherheit ſehen und beobachten zu können, ſi nur in der Nähe einer ſolchen Stelle geraume Zeit aufzuhalten braut. Die furze Ruhe pflegen ſie zur Ordnung ihres Gefieders oder zur Reinigung ihres Schnabels zu benuten, ruhen alſo jeßt no< niht aus, zu>en wenigſtens fortwährend mit Flügeln und Schwanz. Sobald ihr Gefieder wieder zurehtgelegt iſt, fliegen ſie weiter, um von neuem in gewohnter Weiſe über die Blumen dahinzugaukeln.

Auf dem Boden ſind ſie ebenſo fremd wie die Segler: ſie wiſſen ſih hier niht zu behelfen, denn ſie ſind unfähig zu gehen. „Ein Kolibri“, erzählt von Kittliß, „den ih ſ{hoß, war nur ſehr leiht am Flügel verwundet, dennoch aber außer ſtande, zu fliegen. Er fiel zu Boden, konnte ſich hier aber niht von der Stelle bewegen. Seine. Füße ſind zum Laufen und Hüpfen völlig unbrauchbar.“ Trozdem kommen die Kolibris zum Boden herab: man ſieht ſie, z. B. wenn ſie trinken wollen, ſih niederſeßen.

Einer althergebrachten Meinung zufolge ſoll kein Kolibri ſingen können. Fm allgemeinen ſcheint dies rihtig zu ſein; es liegt aber jeßt ſhon eine Reihe von Beobachtungen vor, die das Gegenteil beſagen. Der Prinz von Wied bezeichnet ihre Stimme als einen „nur hö<hſt unbedeutenden, , kleinen Laut“ und erwähnt an einer andern Stelle, daß ein Kolibri ſeine „laute, kurz lo>Œende Stimme“ hören ließ; Burmeiſter dagegen ſagt: „Die Kolibris ſind keine8wegs ſtumm; denn wenn ſie ſih irgendwo auf einem dürren Zweige niederlaſſen und da einige Zeit Ruhe pflegen, ſo laſſen ſie von Zeit zu Zeit ihre feine, ſhwahe, zwitſhernde Stimme hören. Jch habe ſie öfters vernommen und den über mir im Schatten des Laubes ſißenden Vogel beobachtet, wie er abwechſelnd mit dem zarten Lo tone ſeine feine Spaltzunge 3 em weit aus dem Schnabel auf Augenbli>e hervorſhnellte.“ Die meiſten übrigen Beobachter wiſſen nux von rauhen und ſchrillen Lauten zu berichten, die dur die Silben „tirx tirr tirer“ oder auh dur< „zo> zo> zo“ wiedergegeben werden können. Nah Salvins Auffaſſung iſt der erſterwähnte hohe, ſhnarrende Laut, den der genannte dur „ſcirik“ ausdrüdt, der allgemeine Ruf faſt aller Kolibris und wird namentlich dann vernommen, wenn \ie fliegend ſih verfolgen oder ſonſtwie in Aufregung geraten. Einige