Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

702 Erſte Drdnung: Baumvögel; dreiunddreißigſte Familie: Segler.

die erhißten Männchen ſtundenlang, eilfertigen Fluges; wütend kämpfen ſie in hoher Luft untereinander, ingrimmig auh an den Niſtpläßen, und rü>ſihtslos vertreiben ſie andere Höhlenbrüter, falls ihnen deren Wohnung paſſend erſcheinen ſollte. Die Neſter ſelbſt zeichnen ſih vor denen aller übrigen Vögel aus. Wenige Arten bauen zierliche, die mehr oder minder denen der Schwalben ähneln; viele tragen ſi< bloß in einer Höhlung einen Haufen von Geniſt zuſammen, der ſo unordentlih wie mögli übereinander geſhi<htet wird. Unter allen Umſtänden aber kennzeihnet ſi< das Neſt der Segler dadur<, daß die Stoffe mit dem klebrigen, bald verhärtenden Speichel überzogen und gebunden werden. Bei einigen Gruppen beſteht das Neſt der Hauptſache nah aus nichts anderem als ebenſolhem Speichel. Das Gelege enthält ein einziges oder wenige Eier von walzenförmiger Geſtalt und lichter Färbung. Das Weibchen brütet allein; die Jungen werden von beiden Eltern aufgefüttert. Fedes Paar macht eine, höhſtens zwei Bruten im Jahre.

Auch die Segler haben ihre Feinde; doh iſ deren Zahl gering. Der überaus ſnelle und gewandte Flug ſhüßt ſie vor vielen Nachſtellungen; nur die allerſchnellſten Falken ſind im ſtande, einen Segler im Fluge zu fangen. Die Jungen werden, ſolange ſie no< hilflos im Neſte ſigen, durh die kleinen kletternden Räuber gefährdet, gewiſſe Arten ihrer Neſter und ebenfalls der Fungen wegen au< von den Menſchen heimgeſucht.

Für die Gefangenſchaft eignen ſih die Segler niht. Gleichwohl iſt es möglich, wenn man ſie jung aus dem Neſte nimmt, au< dieſe Vögel großzuziehen. Alt eingefangene gewöhnen ſi<h niht an den Käfig, liegen hier entweder hilflos am Boden oder klettern raſtlos an den Wänden umher, verſhmähen Futter zu nehmen und gehen infolge ihres Ungeſtüms oder \{<ließli< an Entkräftung zu Grunde. Jung dem Neſte entnommene muß man anfänglich ſtopfen, um ſie nah und nah dahin zu bringen, daß ſie ſelbſt freſſen. Rechte Freude gewinnt man übrigens auh dann nicht an ihnen. Es iſt unmöglich, ihnen den nötigen Spielraum zur Entfaltung ihrer hervorragendſten Fähigkeiten zu gewähren, und hierin liegt der Grund, daß ſie nur unbehilflih ſi< gebaren. Jhre Abſonderlichkeit feſſelt den Beobachter, ihr Weſen hat wenig Anſprechendes.

Die S<hwalbenſegler (Micropus) zeigen das Gepräge der Familie und unterſcheiden ſih von ihren Verwandten dadurch, daß die erſte Shwinge der zweiten gleich oder dieſe kaum über jene verlängert, der Shwanz ſeiht ausgeſchnitten oder <hwah gegabelt, der Fuß ſtämmig und auf der Vorderſeite mit Federn bekleidet, hinten dagegen nat iſt.

n Europa leben zwei Arten dieſer Gattung, die beide au< in Deutſchland vorkommen, die eine allerorten, die andere in ſüdlicheren Gebirgsgegenden. Lettere zählt zu den größten Arten der Familie und verdient aus dieſem Grunde an erſter Stelle erwähnt zu werden. '

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Der Alpen- oder Felſenſegler, Berg- und Münſterſpyr, Alpenhäkler, die Alpen-, Verg- und Gibraltarſhwalbe, und wie er ſonſt no< genannt werden mag (Micropus melba, Cypselus melba, alpinus, gutturalis, gularis und layardi, Hirundo melba und alpina, Apus melba), erreicht eine Länge von 22, eine Breite von 59— 56 cm; die Fittichlänge beträgt 20, die Shwanzlänge 8,5 cm. Alle Dberteile, die Kopfſeiten und unteren Schwanzde>en haben dunkel rau<hbraune Färbung, die Federn äußerſt feine, bräunlihe Endſäume. Ein ausgedehntes Kinn- und Kehlfeld ſowie die Bruſt, Bauch- und Aftergegend ſind weiß, ſo daß auf der Oberbruſt nur ein braunes Band ſichtbar wird, das, beiderſeits den Raum zwiſchen Schnabelwurzel und Schulter einnehmend, auf