Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

704 Erſte Ordnung: Baumvögel; dreiunddreißigſte Familie: S egler.

Grenzen dieſes ausgedehnten Gebietes an: ſo, nah Beobachtungen von Heuglins, in den Hochgebirgen von Abeſſinien, namentlich in den unzugänglichſten ſenkrehten Baſaltwänden von Tenta in Woro Heimano, ebenſo, laut Jerdon, hier und da in Oſtindien an Felſenwänden, die ſeinen Anforderungen entſprechen. Auf keiner der genannten Örtlichkeiten aber iſt der Alpenſegler Standvogel, im Norden ſeines Gebietes vielmehr regelmäßiger Zug-, in den übrigen mindeſtens Strichvogel.

Er erſcheint weit früher als ſein Verwandter, der Mauerſegler, an der Südküſte des Mittelländiſhen Meeres laut Triſtram bereits um die Mitte des Februar in Syrien, nah Krüpers Beobachtungen zu Ende des März in Griechenland, niht viel ſpäter auc in der Shweiz. Der Zeitpunkt ſeines Kommens {wankt hier nah den jeweiligen Witterungsverhältniſſen zwiſchen Ende März und Mitte April. Nach den von Girtanner mitgeteilten Beobachtungen des ſehr zuverläſſigen und verſtändnisvollen Reinhard, Oberwähters auf dem Münſterturme zu Bern, zeigen ſi< im Frühjahre 2—3 Stü, die mit gellendem Geſchrei ihre alte Heimat umkreiſen, um ſofort mit der Überzeugung, daß dieſe noh vorhanden und von ſtundan zu beziehen ſei, wieder zu verſhwinden, bald nachher ſhon in größerer Geſellſchaft zurü>kehren, bis nah Verlauf von etwa 8 Tagen der ganze im Frühjahre auf 150 Stü zu veranſhlagende Shwarm eingerüdt iſt. Wenn aber, was niht gerade ſelten, nah ihrer Rü>kkehr no< herber und einige Tage lang dauernder Froſt oder gar Shneefall eintritt, gehen ihrer viele zu Grunde. So berichtet Reinhard, daß er im Jahre 1860, gegen Ende April, nach einem heftigen Schneegeſtöber 23 tote Alpenſegler von den Gängen und Balkengerüſten des Berner Münſterturmes habe aufnehmen können, erflärlicherweiſe aber niht im ſtande ſei, die Anzahl der überhaupt umgekommenen anzugeben. Vor mehreren Fahren fand au< Girtanner auf dem Roſenberge bei St. Gallen im Anfange des Sommers einen ſehr ermatteten und äußerſt abgemagerten Alpenſegler auf der Erde liegen, der wahrſcheinlich dieſen Ausfall auf Nahrung von den mit neuem Schnee bede>ten Appenzeller Alpen aus unternommen hatte. Ebenſo wie im Frühjahre richtet ſi< im Herbſte der Abzug nah dem Süden na< den Witterungs- und Nahrungsverhältniſſen, ſ{<wankt daher zwiſchen Mitte September und Anfang Oktober. Das Berner Münſter wurde im Fahre 1866 Anfang Oktober, im Jahre 1867 am 7. Oktober verlaſſen. Dagegen waren die Vögel im Jahre 1867 am 12. Oktober noh vorhanden, obwohl ſie dur< Kälte und Shneegeſtöber ſo viel zu leiden gehabt hatten, daß au< um dieſe Zeit wieder mehrere von ihnen verhungert vorgefunden wurden. Jn einem an Girtanner gerichteten, mir freundlihſt überlaſſenen Briefe vom 183. Oktober 1869 zeigt Reinhard den Abzug mit folgenden Worten an: „Die Alpenſegler haben am 7. dieſes Monats morgens um 7 Uhr die Reiſe nah Afrika angetreten. Cinige Tage, bevor ſie abzogen, ſind ſie alle Morgen ungefähr um dieſelbe Stunde von dem Turme weggeflogen, in der Höhe, wo ſie ſich geſammelt, in einem Kreiſe umhergezogen und ſo hoh emporgeſtiegen, daß ſie nur mit dem Fernrohre zu ſehen waren, abends bei Sonnenuntergang aber wiedergekommen, um zu ]<lafen und auszuruhen. Fn dieſer Zeit waren ſie bei Naht immer ruhig und ſtill, was früher niht der Fall war, wahrſcheinlih infolge ihrer großen Ermüdung nach dem langen Fluge. Andere Fahre hat man no< nah dem Abzuge einige geſehen, die mehrere Tage um den Turm herumgeflogen ſind. Dieſes Jahr iſt es ganz anders geweſen. Seit dem 7. Dftober ſind ſie alle verſ<hwunden, und kein einziger hat ſi< mehr ſehen laſſen.“

Gelegentlich ſeines Zuges überſchreitet der Alpenſegler nicht allzu ſelten die nördlichen Grenzen ſeines Verbreitungsgebietes und iſt demgemäß wiederholt im Norden Deutſchlands und ebenſo in Dänemark und auf den Britiſchen Jnſeln beobachtet worden. So wurde er am 8. Funi 1791 von Bechſtein auf dem Thüringer Walde geſehen, am 22. März 1841 von dem Oberlehrer Bromirski auf dem Turme von Wittſto> ergriffen, am 15. September