Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Alpenſegler: Unbehilflichkeië auf dem Boden. Stimme. Tägliches Treiben. 7

na< dem Kommen und Gehen der Vögel ſi verſtärkend oder verklingend, um immer aufs neue wieder an das Ohr des Beobachters zu ſchlagen. Es gewinnt an Deutlichkeit dur< ſeine anhaltende Dauer, ih möchte ſagen dur ſeine einförmige Unaufhörlichkeit.“ Einzeln fliegende Felſenſegler rufen in der Luft „ziep ziep“. Es iſt dies wohl der Lockton, ihresgleichen zu ſi einzuladen; ſind ja doh auch ſtets mehrere in Sicht.

Feſſelnd wie der erſte Eindru> iſt auh die Beobachtung des täglichen Lebens und Treibens der Alpenſegler. „Die Umgebung eines alten Turmes, ja eines ganzen Gebirg8zuges, der einer größeren Geſellſchaft dieſer zwar geſelligen und doch immer ſtreitſüchtigen, außerordentlich wilden und ſtürmiſchen Vögel zur Heimat dient“, ſo ſchildert Girtannex, „wird dur ihr Leben und Treiben ungemein belebt. War ſchon während der ganzen Nacht des Lärmens und Zankens in den Niſthöhlen kein Ende, ſo daß ſchwer zu begreifen iſt, wie ſie die ſo nötig erſheinende Ruhe finden, ſo entfaltet ſich doh mit Anbru<h des Tages erſt ret ihr wildes Treiben. Noch ſieht der junge Tag kaum in die dunkle Felſenſpalte hinein, ſo ſchi>en ſi< deren Bewohner auch ſhon an, ſie zu verlaſſen. Mühſam friehend, die Bruſt feſt auf den Boden gedrü>t und mit den Flügeln eifrig nachhelfend, ſtreben ſie, die Öffnung der Höhle zu erreihen. Dort angekommen, hat alle Not für die Dauer des Tages ein Ende. Mit gellendem Geſchrei, das von Zeit zu Zeit in einen \hrillenden Triller übergeht, in die lautloſe Dämmerung hinausrufend, auf die düſtere Stadt, die dunkle Waldſ<hlucht hinabjauchzend, ſ{hwebt jezt die wunderlihe Schar rätſelhafter Geſtalten durch die friſche Morgenluft dahin, im Fallen exſt die nie ermüdenden Shwingen zum Fluge ausbreitend. Bis in Höhen kreiſend, in welchen das unbewaffnete Auge ſie niht zu erz reichen vermag, ſcheint ſie plößlih der Gegend ihres nächtlichen Aufenthaltes entrückt zu ſein. Doch ſchon iſt ſie wieder ſichtbar. Fn unendlicher Höhe flimmern die tadellos weißen Bäuche, die glänzenden Flügel wie Schneefloen im Sonnenglanze. Jeßt umtobt ſie wieder, bald jagend, bald ſpielend, immer aber lärmend, das heimatliche Felsrevier. So bringt ſie, inzwiſchen der klaren Morgenluft Nahrung abjagend, bei freundliher Witterung den ganzen langen Morgen zu. Wird ſpäter die Hiße drü>kend, ſo zieht ſie ſi< ihren Höhlen zu, und ſtill werden die Segel eingezogen. Denn ſie läßt die größte Hige lieber in den fühlen, ſchattigen Felsniſchen liegend vorübergehen. Offenbar ſchläft dann die ganze Bande; wenigſtens iſt in dieſer Zeit faſt kein Laut zu hören, und erſt der Abend bringt wieder neues Leben.

„Ju großen, ruhigen Kreiſen bewegt ſich der Schwarm durcheinander, im vollen Genuſſe unbedingter Freiheit. Von Beginn der Abenddämmerung bis zu ihrem Erlöſchen hat wilde, zügelloſe Fröhlichkeit die Oberhand, und noch ſpät, wenn die Straßen der Stadt und die belebten Alpentriften ſhon lange öde geworden ſind, müſſen ſie noch dieſen wilden Geſellen der Lüfte zum Tummelplate dienen. Bei unfreundlichem, regneriſhem Wetter würde unſer Lärmmacher freilich lieber zu Hauſe bleiben; der Nahrung wegen aber muß er doh einen Flug unternehmen. Unter ſolhen Umſtänden zieht er mehr einzeln, eifrig Kerbtiere fangend, über die Alpenweiden hin oder verfolgt ſtillſhweigend den Lauf eines Flüßchens, das ihm Libellen und dergleichen liefern ſoll, und der ſtolze Gebirgsbewohner iſt dann froh und zufrieden, ſ<hweigſam durch die Thalſohle ſtreichend, ſeinen Hunger ſtillen zu können. Tritt in dem höheren Alpengürtel ſtarke Wetterkühlung ein, oder tobt eines jener majeſtätiſchen Hochgewitter dur< das Gebirge, ſo läßt er ſih wohl au< im Thale ſehen. Nach langer Troenheit iſt ihm ein warmer Regen ſehr willkommen; trinkend, badend und gleichzeitig ſeiner läſtigen Schmarotzer ſi entledigend, ſhwärmt er dann im Kreiſe über ſeiner Wohnſtätte, und ſelbſt der dem Brutgeſchäſte obliegende ſoll ſich dieſen Genuß nicht verſagen können.

„Dieſes ungebundene Leben dauert fort, bis das Neſt mit Eiern beſeßt iſt, deren Bebrütung der freien Zeit ſhon Abbruch thut. Jt aber das Gelege ausgeſchlüpft, fo iſt einzig