Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

714 Erſte Ordnung: Baumvögel; dreiunddreißigſte Familie: Segler.

Der auf vorſtehenden Seiten wiederholt erwähnte Verwandte des Alpenſeglers, unſer Mauer- oder Turmſegler, Mauerhäkler, die Mauer-, Turm-, Stein-, Geier-, Feuer- und Spyrſ<hwalbe (Micropus apus, Cypselus apus, murarius, barbatus, vulgaris, dubius turrinm, Hirundo apus, Brachypus murarius, Abbildung S. 703), erreicht eine Länge von 18, eine Breite von 40 cm; die Fittichlänge beträgt 17, die Shwanzlänge 8 cm. Das Gefieder iſt einfarbig rau<hbraunſhwarz mit ſ{hwarzgrünem Erzſchimmex, der am ſtärkſten auf Mantel und Schultern hervortritt. Kinn und Kehle werden durch einen rundlichen weißen Fle>en geziert. Das Auge iſt tief braun, der Schnabel ſhwarz, der Fuß lihtbräunlih. Die Geſchlechter unterſcheiden ſi< niht, die Jungen durch helleres Gefieder und äußerſt ſ{<male fahl weißlihe Endſäume der Federn.

Jn Ägypten wird der Mauerſegler dur<h den Mausſegler vertreten, der zuerſt von meinem Vater und mix unter dem Artnamen murinus, von Shelley 15 Jahre ſpäter unter dem Namen pallidus beſchrieben worden iſt und ſi< dur<h mäuſegraues Gefieder und weißen Kehlfle>en von den Verwandten unterſcheidet. Fn China lebt eine dem Mausſegler ſehr ähulihe Art, Micropus pecinensis.

Der Mauerſegler iſt es, den wir vom 1. Mai an bis zum Auguſt unter gellendem Geſchrei dur die Straßen unſerer Städte jagen oder die Spigzen alter Kirhtürme umfliegen ſehen. Der Vogel iſt weit verbreitet. Fc fand ihn von der Domkirche Drontheims an bis zu der von Malaga in allen Ländern Europas, welche ih kennen gelernt habe. Andere Beobachter begegneten ihm in dem größten Teile Nord- und Mittelaſiens. Auch in Perſien zählt ex ſtellenweiſe unter die häufigſten Sommervögel und brütet auf einzelnen Örtlichkeiten, ſo in der Umgegend von Schiras, in außerordentlichher Menge. Den Winter verbringt er in Afrika und Südindien. Erſtgenannten Erdteil durchſtreift er vom Norden bis zum Süden. Er triſt mit merkwürdiger Regelmäßigkeit bei uns ein, gewöhnli<h am 1. oder 2. Mai, und verweilt hier bis zum 1. Auguſt. Jn ſehr günſtigen Frühjahren kann es geſchehen, daß einzelne au< ſchon in der lezten Woche des April bei uns ſich zeigen, in günſtigen Sommern ebenſo, daß man unſeren Brutvogel no<h während der erſten Hälfte des Auguſt bemerkt; das eine wie das andere aber ſind Ausnahmen. Diejenigen, welche man ſpäter ſieht, ſind ſolche, welche im hohen Norden brüteten, dur ſ{<le<tes Wetter in ihrem Brutgeſchäfte geſtört wurden und ihrer noh unſelbſtändigen Kinder wegen einige Tage länger im Lande ihrer Heimat verweilen mußten. Solche Nachzügler ſah ih no< Ende Auguſt in Deutſchland und auf dem Dovrefjeld.

Da, wo viele Mauerſegler brüten, wird die Beobachtung über ihr Kommen und Gehen ertlärlicherweiſe erſhwert; da, wo das Entgegengeſeßte der Fall, kommt man eher ins klare. So konnte ih im Jahre 1877 feſtſtellen, daß das einzige Pärchen, das den Kirchturm meines heimatlichen Dorfes bewohnte, bereits am 26. Juli verſ<hwunden war. Von dieſer Zeit an bis Mitte Auguſt wanderten andere Mauerſegler einzeln, in Paaren und Familien dur<, umkreiſten den erwähnten Kirchturm einige Male und verſhwanden dann wieder. Vom 13. Auguſt an zeigte ſich in dieſem Jahre keiner mehr. E. von Homeyer beobachtete ſehr verſpätete Zuggeſellſhaften no<h am 8. und 10. September. Jn Spanien findet ſich der Mauerſegler um dieſelbe Zeit ein wie bei uns und verläßt das Land ebenſo früh, wie er von Deutſchland ſcheidet. Für Griechenland ſcheint dieſe auf eigne Beobachtungen gegründete Angabe nicht zu gelten. Hier trifft er früher ein und wandert erſt ſpäter ſüdwärts. Nach Lindermayers ſ<hwerlih rihtiger Angabe erſcheint er hier bereits zu Ende des März, früher als der Alpenſegler, nah Krüpers Beobachtungen um die Mitte, ausnahmsweiſe wohl au<h im Anfange des April, gleichzeitig mit dem Verwandten und zieht