Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, page 550

508 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

1mnit Buſchwerk beſtanden, aber mit Gras bewachſen ſind, bilden ſeine Aufenthaltsorte; von dem bebauten Lande zieht es ſi jedo<h niht zurü>, ſondern ſucht Felder eher auf, weil ſie ihm reichlihe Nahrung gewähren. Mehr als andere Rauhfußhühner gleicher Größe iſt es auf den Boden gebannt, bäumt höchſtens bei ſ<werem Wetter oder um Beeren und Früchte von Büſchen und Bäumen abzupflü>en und verbringt auh die Nacht in der Tiefe zwiſchen Gras und Geſtrüpp. Fm Winter tritt es Streifzüge an, die man in gewiſſem Sinne Wanderungen nennen kann, weil ſie einigermaßen regelmäßig geſchehen; doh haben ſie bloß den Zwe>, auf günſtige Futterpläße zu führen, und werden deshalb auh feine8wegs überall, ſondern nur hier und da und in gewiſſen Wintern ausgeführt, o daß viele Jäger unſere Hühner mit Recht als Standwild anſehen.

Ju ſeinen Bewegungen erinnert das Prairiehuhn vielfah an unſer Haushuhn; jedenfalls iſ es viel plumper und ſhwerfälliger als das Haſelhuhn. Wenn es plötlih geſtört wird, erhebt es ſih; wenn es aber den Verfolger von ferne wahrnimmt, und der Raum vor ihm offen iſt, läuft es mit größter Eile davon, einem der nächſten Grasbüſche oder Buſchdidichte zu, verbirgt ſih hier und drüdt ſih, bis ihm der Jäger ſehr nahe kommt. Auf friſch gepflügten Feldern ſah es Audubon mit aller Macht unter Zuhilfenahme der Flügel dahinrennen, ſi< hinter größeren Schollen niederdrü>en und dann wie dur< Zauberei aus dem Auge verſchwinden. Auf di>en Baumzweigen bewegt es ſih mit Geſchi>, auf ſchwächeren erhält es ſi<h nur mit Hilfe der Flügel im Gleichgewichte. Der Flug iſt kräftig, regelmäßig und ziemlih ſ{hnell, auh recht anhaltend, das Schwingengeräuſch minder ſaut als bei anderen Rauhfußhühnern. Es bewegt ſih dur die Luft mit wiederholten Flügelſchlägen, auf welche dann bei ſtark niedergebeugten Schwingen ein langſames Gleiten folgt; währenddem pflegt es das unter ihm liegende Gebiet zu überſehen. Beim Auſfſtehen ruſt es gewöhnli<h 4—5mal nacheinander. Von dem Hunde läßt es ſih nicht ſtellen, ſucht vielmehr lieber ſein Heil in der Luft und erhebt ſi< womögli< in weiter Entfernung von dem Schüßen. Die gewöhnliche Stimme unterſcheidet ſi<h wenig von dem Gacfern unſeres Haushuhnes; während der Paarungszeit aber läßt der Hahn höchſt eigentümliche Laute vernehmen. Er bläſt die Luftſäcke zu beiden Seiten des Halſes auf, ſo daß ſie in Geſtalt, Farbe und Größe einer kleinen Orange ähneln, biegt den Kopf zum Boden herab, öffnet den Schnabel und ſtößt nacheinander mehrere, bald lauter, bald ſhwächer rollende Töne aus, die denen einer großen Trommel niht ganz unähnlich ſind, erhebt ſich hierauf, füllt die Luftſä>ke von neuem und beginnt wiederum zu „tuten“. An einem Prairiehahne, den Audubon zahm hielt, bemerkte er, daß die Luftſäke nah dem Ausſtoßen jener Töne ihre Rundung verloren und einen Augenbli> lang wie geborſtene Blaſen ausſahen, aber nah wenigen Minuten wieder ihre Fülle erlangt hatten. Dies veranlaßte ihn, die Luftſä>e vermittelſt einer Nadel zu öffnen, und das Ergebnis war, daß der Vogel jene Laute nicht mehr hervorbringen konnte. Ein Hahn, bei welhem unſer Forſcher nur eine Zelle geöffnet hatte, vermochte no< zu tuten; die Laute waren aber viel ſ{wächer als früher. Sobald die Paarungs- und Kampfzeit vorüber iſt, ſ{hrumpfen die Luftſäde zuſammen, und während des Herbſtes und Winters haben ſie ſih bedeutend verringert. Bei jungen Hähnen treten ſie mit Ausgang des erſten Winters in Thätigkeit, vergrößern ſich aber no< mit den Jahren mehr und mehr.

Die Äſung des Prairiehuhnes beſteht ebenſowohl aus Pflanzenſtoffen wie aus Kleingetier der verſchiedenſten Art. Jm Lauſe des Sommers werden Wieſen und Kornſfelder, im Herbſte die Gärten und Weinberge, im Winter Gegenden, in welchen es viele Beeren gibt, aufgeſucht. Beeren aller Art liebt dieſes Huhn ganz ungemein, auh Baumfrüchte, z. B. Äpfel, behagen ihm ſehr, und Getreide aller Art bildet einen Hauptteil ſeiner Nahrung: es frißt ſowohl die jungen Spißen der Blätter als auh die reifen Körner, kann