Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, page 553

Prairiehuhn. Schneehühner: Allgemeines. 511

„Vefangene Prairiehühner“, berihtet Audubon ferner, „werden ſehr bald zahm, brüten auth leiht. Jh habe mich oft gewundert, daß man ſie nicht längſt ſhon zu Haustieren gemacht hat. Während i< mi in Henderſon aufhielt kaufte ih 60 lebende, meiſt junge Prairiehühner, die für mih gefangen worden waren, verſchnitt ihnen die Flügel und ließ ſie in einem vier A>er großen Garten frei umherlaufen. Nach einigen Wochen waren ſie bereits ſo an mi gewöhnt, daß ih mih ihnen nähern durfte, ohne ſie zu erſhre>en. ZY gab ihnen Getreide, und ſie ſelbſt ſuchten ſih verſchiedene andere Pflanzenſtoffe. Fm Laufe des Winters legten ſie vollends alle Furt ab, liefen im Garten umher wie zahme Hühner, vermiſchten ſi< au< wohl mit dieſen und fraßen meiner Frau ſozuſagen aus der Hand. Einige Hähne von ihnen waren ſo mutig geworden, daß ſie es mit Haus- und Truthähnen aufnahmen. Feder einzelne von ihnen wählte ſih abends ſeinen beſonderen Sißplas und richtete ſeine Bruſt ſtets dem Winde entgegen. Als der Frühling kam, brüſteten ſie ſih und tuteten und kämpften wie in der Freiheit. Viele Hennen von ihnen legten auh Eier, und eine gute Anzahl von Jungen wurde erbrütet. Aber die Hühner thaten meinem Garten zulegt ſo viel Schaden, daß ich ſie abſhla<hten mußte.“

In unſeren Tiergärten haben wir uns bisher vergeblih bemüht, ein ähnliches Ergebnis zu erzielen. Wir haben die Prairiehühner dußendweiſe gekauft, ihnen das verſchiedenſte Futter vorgelegt, ſie in geſchloſſenen oder in freien Gehegen gehalten, immer aber erfahren müſſen, daß ſie ſtarben, ohne daß wir uns erklären konnten, warum. Dieſe Erfahrung hat man nicht bloß in Deutſchland, ſondern auch in England, Belgien und Holland gemacht und ſließlih beinahe die Luſt verloren, ſi noch fernerhin mit dem undankbaren Verſuche, ſie einzubürgern, zu befaſſen. Gleichwohl zweifle ih niht, daß man Prairiehühner bei uns eingewöhnen könnte; der Verſuch müßte aber im großen ausgeführt werden. Man ſollte mindeſtens einige Dugend kräftige Vögel an einer geeigneten Örtlichkeit freigeben und ſie gänzlih ſi ſelbſt überlaſſen. Unter ſolchen Umſtänden würden ſie wahrſcheinlich gedeihen, ſo verſchieden unſere Heiden und die Prairien Amerikas auch ſein mögen. Jedenfalls iſt das Prairiehuhn eines ſolchen Verſuches wert.

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Eine der merkwürdigſten und anziehendſten Gattungen der Familie iſt die der Shneehühner (Lagopus), ſowohl wegen des auffallenden und no< fkeineswegs genügend erforſhten Federwechſels als au<h wegen der Lebensweiſe ihrer Mitglieder. Dieſe kennzeihnen ſih dur< ſehr gedrungene Geſtalt, fleinen, mittellangen und mittelſtarken Schnabel, verhältnismäßig kurze Füße, deren Läufe und Zehen mit haarigen Federn bekleidet ſind, mittellange Flügel, in welchen die dritte Schwinge die längſte iſt, kurzen, ſanft abgerundeten oder geraden, aus 18 Federn gebildeten Schwanz ſowie dur ein ſehr reiches Federkleid, deſſen Färbung in der Regel mit der Jahreszeit wechſelt. Die Zehennägel ſind verhältnismäßig die größten, welche die NRauhfußhühner überhaupt beſißen, und an ihnen zeigt ſich der jährliche Wechſel am deutlichſten. Die Geſchlechter unterſcheiden ſih wenig, und die Zungen erhalten bald das Kleid ihrer Eltern.

Der Abend eines der legten Maitage war ſchon ziemlich vorgerü>t, als wir, mein junger Begleiter und ih, die an der Landſtraße von Chriſtiania nach Drontheim gelegene Halteſtelle FogStuen auf dem Dovrefjeld erreihten. Wir hatten eine lange Neiſe zurückgelegt und waren müde; aber alle Beſchwerden des Weges wurden vergeſſen, als ſi< uns der ſhon öfter erwähnte norwegiſche Jäger Erik Sw enſon mit der Frage vorſtellte, ob wir wohl geneigt ſeien, auf „Ryper“ zu jagen, die gerade jeßt in voller Balz ſtünden. Wir wußten, 1elhes Wild wir unter dem norwegiſchen Namen zu verſtehen hatten, weil wir uns bereits tagelang bemüht hatten es ausfindig zu machen. Das Jagdzeug wurde raſh in ſtand