Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, page 588

544 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

ſoweit ih von den dur< mich in Afrika beobachteten Angehörigen dieſer Gattuug urteilen darf, paar- oder familienweiſe in buſchreihen Gegenden, au< wohl im eigentlichen Walde, jedoch kaum im Hochwalde, ſondern lieber da, wo niedriges Gebüſch vorherrſ<t und nur hier und da ſi einzelne höhere Bäume darüber erheben. Da, wo ihnen der Menſch niht beſtändig nachſtellt, ſind ſie häufig; einzelne Arten habe ih in Afrika in großer Anzahl gefunden, zahlreicher vielleicht als jedes andere dort vorkommende Huhn, da ein Paar dicht neben dem anderen hauſt und jedes ſi< mit einem kleinen Wohnkreiſe begnügt. Dieſe Häufigkeit erklärt ſich teilweiſe dur< die Anſpruchsloſigkeit dieſer Hühner. Sie ſind Allesfreſſer im bu<hſtäblichen Sinne des Wortes. Knoſpen, Blätter, Grasſpizen, Beeren, Körner, Kerbtiere, Schhne>en und kleine Wirbeltiere bilden ihr Futter, und an derartigen Stoffen ſind jene Wälder unendlih reich, ſo daß es ihnen alſo nicht ſchwer wird, den nötigen Bedarf an Nahrung zu erwerben. Jn ihren Begabungen ſtehen ſie anderen Mitgliedern ihrer Ordnung wenig nah. Sie laufen ausgezeihhnet, verſtehen meiſterhaft, ſih im dichteſten Geſtrüppe zu bewegen oder zwiſchen dem verworrenſten Steingeklüfte hindur<hzuſtehlen, und fliegen, wenn es ſein muß, leiht und ſchön, obgleich ſelten über weite Stre>en in einem Zuge. Die Arten, die ih beobachtet habe, bäumen nict; andere ſollen gelegentlih auf Bäumen Zuflucht ſuchen.

Mit Beginn des Frühlings der betreffenden Länder ſucht ſih die Henne eines Paares einen geeigneten Buſh, ſcharrt hier eine kleine Vertiefung, kleidet dieſe mit Geniſt, Blättern und Halmen aus und legt in das wenig kunſtvolle Neſt ihre 8—10, vielleicht au< 15 Eier. Ob ſi der Hahn am Brutgeſchäſte oder an der Erziehung der Kinder beteiligt, weiß ih niht; das leßtere glaube ih jedo< annehmen zu dürfen, da ih beobachtet habe, daß er die Leitung der Kette, die ſih ſpäter zuſammenfindet, übernimmt.

Jn Mittelafrika werden die Frankoline eifrig gejagt, auh oft gefangen. Die Jagd geſchieht faſt nur mit Hilfe der ausgezeihneten Windhunde, welche die laufenden Hühner verfolgen und greifen, ja ſelbſt den auſſtehenden noch gefährlih werden, indem ſie ihnen mit einem gewaltigen Sate nacſpringen und ſehr oft die ins Auge gefaßte Beute wirklich erreichen. Zum Fangen gebraucht man Nebe, die quer durch die Büſche geſtellt, und Schlingen, die ſo zwiſchen dem Gebüſche angebraht werden, daß das dur<ſ<lüpfende Huhn ſih entweder am Halſe fängt und erwürgt oder mit den Läufen feſſelt. An den Käfig und einfaches Körnerfutter gewöhnt ſich ſelbſt der alt eingefangene Frankolin, wenn auch niht ohne alle Umſtände, und wenn man die Vorſicht gebraucht, ſeinen Bauer mit einer weichen Dee zu verſehen, ſo daß er ſih den Kopf nicht wund ſtoßen kann, mäßigt er ſein im Anfange ſehr ungeſtümes Weſen endlich, wird zahm und ſchreitet bei geeigneter Pflege auh wohl zur Fortpflanzung.

Es unterliegt keinem Zweifel, daß noh vor etwa 40 Fahren ein Mitglied dieſer Gattung in mehreren Ländern Südeuropas gefunden wurde: ſo namentlih auf Sicilien, auf einigen Jnſeln des Griechiſchen Meeres und in der Nähe des Sees Albufera bei Valencia. Gegenwärtig iſt der Vogel allem Anſchein nach hier wie dort gänzlih ausgerottet, und wahrſcheinlih wird ex in ganz Europa niht mehr gefunden. Dagegen lebt ex noh in ziemlicher Anzahl auf Cypern, in Kleinaſien, zumal Paläſtina, Syrien, Kaukaſien, Perſien und im Norden Jndiens.

Der Frankolin (Pternistes vulgaris, Francolinus yulgaris, tristriatus, agiae und henrici, Perdix francolinus und hepburinae, Tetrao, Attagen und Chaetopus francolinus) iſt ein ſehr ſhöner Vogel. Oberkopf und Naten ſind ſhwärzlihgrau, alle Federn breit ſ{hwarz geſchaftet und fahl graugelb umrandet, der untere Teil des Na>ens und der Hinterhals lichter, weil die Nänder hier ſich verbreitern, Kopfſeiten, Kinn und Kehle