Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2, page 595

Haldenhuhn: Aufenthalt. Weſen, Nahrung. INE

Pfiffen. Er iſt bei weitem der angenehmſte von allen, welche irgend ein Federwild vernehmen läßt. Übrigens hört man dieſen vollen Ruf nux dann, wenn der Vogel ſtill ſigt; denn wenn er aufgeſtört wurde und wegläuft, ſtößt er in kurzen Zwiſchenräumen einfache, leiſe Pfiffe aus. Er ſchreit, wenn er aufſteht, ſchnell, ſchrillend und heftig, gewöhnlich auh, ſolange er fliegt, und ſelbſt noch einige Sekunden, nachdem er wieder auf den Boden herabgefommen iſt; dann aber geht ſein Ruf in einige wenige Töne über, die in einer auffallenden Weiſe Befriedigung darüber auszudrüen ſcheinen, daß er glü>lih wieder Grund und Boden gewonnen. Fh glaube, daß ic das ſchrille Geſchrei dieſer Vögel, das ſie beim Aufſtehen und Fliegen vernehmen laſſen, mit nichts beſſer vergleichen kann als mit dem . Geräuſche, das eine Taubenſchar hervorbringt, wenn ſie fliegt und wenn ſie ſich auf einer gewiſſen Stelle niederlaſſen will, um hier zu freſſen.

„Der Firmunel iſ niht beſonders wild oder heu. Wenn man von unten anſchlei<t und ſih bis auf ungefähr 80 oder 100 Schritt genaht hat, geht er langſam bergauf oder ſeitwärts, dreht ſih oft um, um zurü> zu ſehen, läuft aber, falls er niht verfolgt wird, ſelten weit weg; naht man ſi< ihm dagegen von obenher, ſo ſteht er auf, ohne erſt weit zu laufen. Überhaupt geht er ſelten weit bergab, und niemals -beſchleunigt er ſeinen Lauf bis zum Rennen, es ſei denn auf wenige Meter hin vor dem Aufſtehen. Die ganze Kette erhebt ſich ſtets zu gleiher Zeit, raſchen Fluges, ſenkt ſi zuerſt regelmäßig in die Tiefe hinab, wendet ſi< dann und ſteigt wieder bis zu ungefähr derſelben Höhe empor. Wenn ein Gehänge auf eine größere Stre>e hin dasſelbe Gepräge zeigt, fliegen die Vögel oft über eine engliſche Meile weit und erheben ſih dabei hoh in die Luft, während ſie auf tleineren Berggipfeln, namentlih auf ſolchen, welche ſie im Winter beſuchen, ſelten weit und meiſt nur um die nähſte E>e herum ſtreichen.

„Sie freſſen die Blätter verſchiedener Pflanzen und Gras, gelegentlich wohl auh Moos, Wurzeln und Blumen; Gras bildet aber immer die Hauptmahlzeit. Jung aufgeſchoſſenen Weizen und Gerſte lieben ſie ſehr, und wenn ſie ein vereinzeltes Feld in der Nähe ihres, Standortes wiſſen, beſuchen ſie es während der Nacht und am Morgen; niemals jedoch tommen ſie in das regelmäßig bebaute Land herab. Gewöhnlich ſind ſie unmäßig fett; ihr Wildbret iſt aber nicht beſonders gut und hat, wenn der Vogel in bedeutenden Höhen erlegt wurde, oft einen unangenehmen Geruch, der von gewiſſen Nährpflanzen herrührt. Obgleih ih manden Sommer im Schneegürtel des Gebirges zubrachte, habe ih doch niemals Neſt oder Eier dieſes Vogels gefunden; dagegen bin ih in Tibet oft Familien mit Jungen begegnet. Bei dieſen Ketten waren aber immer mehr alte Vögel und möglicherweiſe mehr als ein Volk zuſammen, ſo daß ih mir keine beſtimmte Meinung über die Anzahl einer Brut habe bilden können. Die Eier, die von Reiſenden gefunden wurden, haben ungefähr die Größe von denen des Truthuhnes, ſind aber, wie die der Nauhfußhühner, von einer länglicheren Geſtalt; ihre Grundfärbung iſt ein helles Olivenbraun; die Zeichnung beſteht aus einzelnen kleinen, liht nußbraunen Fle>en.“

Wie richtig „Mountaineers“ Schilderung iſt, ſollte ih auf unſerer Neiſe nah Sibirien und Turkiſtan Gelegenheit haben zu erfahren. Ein im Muſeum zu St. Petersburg ſtehender Ullar im Prachtkleide entſtammte, wie uns mitgeteilt wurde, dem TarabagataiGebirge, das wir zu berühren gedachten, und ich beſhloß ſhon damals, mit allen Kräften dahin zu ſtreben, den herrlichen Vogel in ſeiner Heimat beobachten zu können. Am 28. Mai 1876 trat ih unter Führung eines alten firgiſiſhen Jägers und in Begleitung eines Reiſegenoſſen, Graf von Waldburg-Zeil-Trauchburg, und eines deutſch-ruſſiſhen Arztes, Pander, von dem Städtchen Saiſanpoſten aus einen Jagdausflug an, um meinen lange gehegten Wunſch zur Ausführung zu bringen. Nach Verſicherung unſeres Kirgiſen, die ſich auch als vollſtändig richtig erwies, bewohnt der Ullar nicht allein die höchſten, um die