Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

598 Vierte Ordnung: Hühnervögel; erſte Familie: Faſanvögel.

„Den Lockruf, jenes laut klagende Pfeifen, hört man im Walde zwar zu allen Stunden des Tages, am häufigſten aber do< vor Tagesanbruch und gegen Abend. Jn der kalten Jahreszeit tönt der Wald wider von dem Geſchrei der jeßt zahlreih verſammelten, insbeſondere furz bevor ſie ſi< auf einzelne hohe Bäume oder au< wohl Felsza>ken zum Schlafen aufſeßzen wollen. Der Monaul nährt ſi<h von Wurzeln, Blättern, jungen Schößlingen, verſchiedenen Grasarten und Kräutern, Beeren, Nüſſen und anderen Sämereien, aber au< von Kerbtieren aller Art. Fm Herbſte ſucht er lettere unter den abgefallenen Blättern zuſammen; im Winter äſt er oft in den Weizen- und Gerſtenfeldern. Er beſchäftigt ſi, ſeinen hierzu beſonders geeigneten Shnabel angemeſſen verwendend, jederzeit eifrig, nicht ſelten mehrere Stunden nacheinander, mit Graben. Fn den höher gelegenen Wäldern ſieht man zuweilen auf Blößen oder offenen Stellen, die frei von Unterholz ſind, Maſſen von Monauls in voller Arbeit.

„Die Brutzeit beginnt bald nah Eintritt des Frühjahres. Die Henne bereitet ihr Neſt unter einem kleinen de>enden Buſche oder einem Grasbüſchel und legt 5 Eier, die auf düſterweißem Grunde mit rötlihbraunen Punkten und Fle>en getüpfelt ſind. Die Küchlein entſ<hlüpfen den Eiern Ende Mai.“

Manche Jäger ahten das Wildbret des Monaul dem Fleiſche des Truthuhnes an Güte gleich. andere behaupten, daß es kaum eßbar ſei; „Mountaineer“ verſichert, daß namentli<h Weibchen und Junge im Herbſte und Winter einen ausgezeihneten Braten liefern, während das Wildbret gegen Ende des Winters an Güte verliere. Entſprechend der Fahreszeit bietet die Jagd größere oder geringere Shwierigkeiten; bei der Häufigkeit dieſes prachtvollen Wildes erzielt der geſhi>te Jäger aber doh regelmäßig reiche Beute. Unſer Gewährs mann wartete im Herbſte, bis die aufgetriebenen oder ſchlafluſtigen Vögel aufgebäumt hatten, beſhli<h dann den erſten, {hoß ihn herab, ging einem zweiten zu, erlegte ihn eben: falls und konnte mit ſeiner Jagd oft lange Zeit fortfahren, da die Tiere ſih wenig um den Knall des Schuſſes zu kümmern ſchienen.

Es ift leicht, alt gefangene Monauls im Käfige zu erhalten; demungeachtet zählt der prachtvolle Vogel in unſeren Tiergärten noh zu den Seltenheiten. Jn Fndien kann man geeigneten Ortes ſo viele gefangene Glanzhühner erhalten, wie man will; die Kinder der luftigen Höhe vertragen aber die Hibe der Tiefe niht, und die meiſten ſterben während der Neiſe. Lady Fmpey brate die erſten lebenden Monauls nah England und ließ es ſich viel Mühe und Geld genug koſten, ſie hier einzubürgern. Sie führen auch in der Gefangenſhaft ein möglichſt verſte>tes Leben, verbergen ſih gern vor dem Beobachter, zeigen ſich immer etwas ängſtlih, graben beſtändig, bearbeiten die Raſenpläße in ihrem Käfige ohne Unterlaß und verunſtalten ſehr bald ihr Gebauer. Den Winter überſtehen ſie ebenſo leiht wie unſere Faſanen. Jn dem Tierparke des Earl of Derby gelang es zuerſt, gefangene Glanzhühner zur Fortpflanzung zu bringen; ſpäter haben ſie au< in den Tiergärten gebrütet. Da man den gefangenen hier die Eier wegnimmt, um dieſe von Haushennen ausbrüten zu laſſen, erzielt man in der Regel 10—14 Eier von einem Paare, ſelten aber mehr als 5—7 Junge. Die Küchlein ähneln denen anderer Hühner in Geſtalt*und Färbung, laſſen ſich aber an ihrer bedeutenden Größe leicht erkennen. Fhr Daunenkleid iſt auf dunkelbraunem Grunde lichter geſtreift und dunkel gemarmelt; die Unterſeite pflegt einfarbig gelblihweiß zu ſein. Sie wachſen raſh heran, ſind aber zärtlich, und viele gehen während der leßten Mauſer zu Grunde. i

Als die nächſten Verwandten der Glanzhühner ſehe ih die Satyrhühner (Ceratornis) an. Der Leib iſt gedrungen, der Schnabel ſehr kurz und ziemlih ſ{<hwach, der Fuß niedrig, aber kräftig geſpornt, der Flügel mittellang, der aus 18 Federn beſtehende