Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

620 Vierte Ordnung: Hühnervögel; zweite Familie: Hokkovögel.

wenn man einen guten Hund mit zur Verfügung hat und dieſen auf ihre Fährte ſet. Fhre Furcht vor dem Vierfüßer verblüfft ſie ſo, daß ſie den gefährlicheren Feind gänzlich verfennen, und niht ſelten geſchieht es, daß ſie ſi< geradezu mit der Hand wegnehmen oder doch, wenn ſie gebäumt haben, ohne alle Umſtände vom Aſte herabſchießen laſſen. Fm Sudan wendet man einfahe Schnellgalgen an, um ſie zu fangen, ſtellt ihnen au<h wohl Neve quer dur< das niedere Gebüſ<h und darf in beiden Fällen reihliher Beute gewiß ſein. Die erſteren erinnern an unſere Maulwurfsfallen, beſtehen aus einem langen, biegſamen Stoe, der auf der einen Seite in die Erde geſie>t, an der anderen dur einen Faden niedergehalten und mittels eines Stäbchens ſo befeſtigt wird, daß er bei der leiſeſten Berührung nach oben ſ<hnellt und dabei eine Schlinge, in deren Berührung das betreffende Wild gefommen ſein muß, zuſammenzieht. Die Steppenbewohner Kordofans bedienen fi< zu ihrer Jagd vorzugsweiſe ihrer Hunde, jener vortrefflichen, früher geſchilderten Windſpiele, die laufende Perlhühner regelmäßig fangen, ſogar nach den bereits aufgeſtandenen emporſpringen und in vielen Fällen eins von ihnen glü>lih erſ<nappen. Auf Famaika ſest man ihnen Körner vor, die man in Rum 2c. eingeweiht hat; ſie freſſen davon, berauſchen ſich, verlieren die Beſinnung, taumeln umher, drücen ſi< endli<h an einem Orte nieder, der ihnen Schuß zu gewähren ſcheint, und laſſen ſih hier widerſtandslos von dem Jäger aufnehmen. Häufig findet man übrigens einen großen Teil von denen, die von den berauſchenden Körnern fraßen, verendet.

Die Hokfkfovögel (Cracidae), eine höchſt eigenartige, mehr als 50 Arten umfaſſende Familie der Hühner bildend, find groß oder mittelgroß und geſtre>t gebaut; der Shnabel iſt in der Regel länger als bei den meiſten anderen Hühnern, an der Spigzenkuppe gewölbt, am Ende breithakig herabgebogen, hinten mit einer Wachshaut überzogen, die ſih über die ganze Naſengrube, gewöhnlih auch über die Zügel und Augengegend erſtre>t und den oft ſich findenden Höcker auf der Shhnabelwurzel überkleidet, der Fuß mittelſtark und mittelhoch, lang, dünnzehig und mit langen, ziemlich ſ{<malen, ſcharf zugeſpißten und ſanft gebogenen Krallen bewehrt, der Flügel ſtark abgerundet, weil die 4—5 vorderſten Handſ<wingen ſtufig gekürzt find, auh wohl abgeſeßt langſpibig, der aus 12 Steuerfedern beſtehende Schwanz ſehr lang, ſtark, kräftig, feitlih etwas verkürzt oder ziemlih gleichlang. In dem derben und großfederigen, jedoh niht dihten Gefieder ſind die einzelnen Federn breit und abgerundet, ihre Schäfte aber meiſt eigentümlich verdi>t, von der Wurzel aus angeſhwollen und erſt gegen die Spiße hin verdünnt und verſhmächtigt. Bei einzelnen Arten erſcheint dieſe eigentümliche Bildung ſo ausgeprägt, daß der Schaft in der Mitte um das Zehn- und Zwanzigfache dier iſt als an der Spiße, um das Se<hs- bis Zehnfache dier als an ſeiner Wurzel. Mit dieſer Verdi>kung ſteht die Bebartung im Einklange: der verſtärkte Schaft trägt daunige, die verdünnte Spige geſchloſſene Fahnen. Am auffallendſten zeigt ſih dieſe Verdi>kung im Kleingefieder, zumal an den Bünrzelfedern, am wenigſten an den Schwingen und Steuerfedern. Düſtere Farben ſind vorherrſchend, lihtere aber niht ausgeſchloſſen. Das Gerippe hat mit dem der Faſanvogel manche Ähnlichkeit. Die Wirbelſäule beſteht aus 14 Hals-, 7 Rü>ken- und 6 Schwanzwirbeln; die Platte des Bruſtbeines iſt mäßig ausgerandet, der Kiel ſehr hoh; Oberarm und Oberſchenkel führen Luft. Ein Kropf iſt vorhanden, der Vormagen klein, der Hauptmagen ſehr ſtarkinuskelig. Größere Beachtung dürfte die Luftröhre verdienen, weil ſie ſih nicht bloß dur eigentümliche Geſtaltung, ſondern au<h dur< ungewöhnlichen Verlauf auszeichnet, obſchon leßteres bei vielen Mitgliedern der nächſtverwandten Familie noch erſichtlicher wird. Die Luftröhre tritt