Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Hokkovögel: Allgemeines. Hofkko. 621

nämlih auf die äußere Seite des Bruſtkorbes heraus, verläuft hier in einer oder mehreren Windungen und ſenkt ſi< nunmehr erſt in die Tiefe des Bruſtkaſtens ein. Bei einzelnen Arten erweitert ſie ſi< au< wohl zu Taſchen oder Buchten 2c.

Bei den Hokkos (Crax) iſt der Schnabel hoh, auf dem Firſte ſtark gekrümmt, ſeitlich zuſammengedrüd>t, ausnahmsweiſe au< auf dem Firſte ſhneidenartig ausgezogen, am Grunde regelmäßig mit einer Wachshaut überkleidet und dur<h Höcker verziert, die während der Paarungszeit no< bedeutend aufſhwellen, bei einer Art aber ſi< zu einem harten, ſehr großen, birnförmigen Knollen umgeſtalten und bei einer zweiten Art durch ein mehr auf der Kopfmitte ſtehendes Horn vertreten werden, der Fuß kräftig, mäßig hoh und ziemlich langzehig, der Flügel furz, in ihm die ſiebente und ahte Shwinge die längſten, der Schwanz ziemli<h lang, etwas abgerundet, das Gefieder auf dem Scheitel und Hinterkopfe meiſt zu einer fammförmigen Haube verlängert, die aus ſhmalen, ſteifen, ſanft rü>wärts an ihrer Spitze aber wieder vorwärts gekrümmten Federn beſteht, auf der Wange, dem Oberhalſe und in der Steißgegend wei, faſt daunig, auf dem Unterhalſe und Rumpfe hart und derb der Zügel mit fleinen Pinſelfedern beſeßt, die Augengegend nat.

Der Hokko (Crax alector), deſſen Name zur Bezeichnung der Geſamtheit gedient hat, trägt einen gelben Fleiſhhö>er auf der Wurzel des Schnabels und iſt bis auf den weißen Bauch, den Steiß und den Endſaum der Schwanzfedern glänzend blauſ<hwarz. Das Auge iſt braun, der Schnabel an der Wurzel blaß wachsgelb, im übrigen hornfarben, der Fuß fleiſhrot. Die Länge beträgt ungefähr 95, die Fittichlänge 42, die Schwanzlänge 32 em. Das Weibchen ſoll nur am Kopfe, Halſe, auf der Bruſt und auf dem Rücken ſhwarz, auf dem Bauche roſtrot, auf Flügel und Unterſchenkel roſtrotgelb gewellt ſein.

Alle Arten bewohnen Süd- und Mittelamerika, einſ<hließli<h des Südens von Mexiko; der Hotto verbreitet ſih über das Fnnere Braſiliens, von Guayana bis Paraguay, und wird dort in allen Wäldern gefunden. Aus den mir bekannten Berichten der Naturforſcher, die an Drt und Stelle beobachteten, und den Erfahrungen, die wir an gefangenen Vögeln ſammeln konnten, ſcheint hervorzugehen, daß ſeine Lebensweiſe der anderer Arten entſpricht; es dürfte daher angemeſſen ſein, ein allgemeines Lebensbild zu zeichnen.

Die Hoktos ſind an Väume gebunden und verlaſſen den Wald höchſtens auf kurze Zeit. Man trifft ſie zwar oft au< auf dem Boden an und beobachtet, daß ſie hier, falls der Grund eben iſt, mit großer Schnelligkeit einherrennen; in der Regel aber ſieht man ſie im Gezweige der Väume, während der Brutzeit paarweiſe, außerdem zu drei, vier und mehr Stüc beiſammen. Jm Gezweige bewegen ſie ſih langſam, obſchon mit verhältnismäßigem Geſchi>e; der Flug hingegen iſt niedrig, geſchieht in wagerechter Richtung und hat keine lange Dauer. Sämtliche Arten fallen auf dur< ihre Stimme, die immer etwas Eigen: tümliches hat, aber je nah der Art ſehr verſchieden iſt. Einige brummen, andere pfeifen, andere fnurren, andere ſchreien ein „Hu hu hu hu“ aus tiefer Bruſt hervor, andere laſſen Laute vernehmen, die dur die Silben „ra>a rada“ wiedergegeben werden mögen. Jhre Stimme vernimmt man am häufigſten während der Paarungszeit und insbeſondere in den frühen Morgenſtunden, bald nachdem ſie aus dem Schlafe erwacht und aus dem Jnneren der Waldungen nach den Lichtungen an den Stromufern hervorgekommen ſind. Die Fndianer aber erzählten Schomburgk, daß eine Art (Crax tomentosa) regelmäßig zu ſchreien beginne, wenn das Sternbild des ſüdlichen Kreuzes ſeine größte Höhe erreicht