Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Hoëïkos: Weſen. Nahrung. Fortpflanzung. Wildbret. 623

freſſen, fügt aber ausdrü>li<h hinzu, daß ſie hon Maiskörner nicht verdauen, ſondern ſie mit ihrem Kote wieder ausſcheiden, und alle übrigen Beobachter, mit Ausnahme von von Martius, ſtimmen darin überein, daß Früchte ihr natürliches Futter ſind. „Fn ihren Magen“, ſagt der Prinz von Wied, „fand ih halb und ganz verdaute Früchte und Nüſſe, die zum Teil fo hart waren, daß man ſie mit einem Meſſer nicht rigen konnte.“ Schomburgk beſtätigt dieſe Angabe und fügt hinzu, daß ihr Fleiſ<h man<hmal, unzweifelhaft infolge einer zeitweilig von ihnen bevorzugten Nährpflanze, einen durchdringenden zwiebelartigen Geruch und gleichzeitig einen erhöhten oder veränderten Geſhma> annimmt. „Als die Jndianer“, erzählt er, „mit dem Reinigen eines Plages zum Aufhängen der Hängematten beſchäftigt waren und mit dem Waldmeſſer das im Wege ſtehende Gebüſch und die Schlingpflanzen niederhieben, traf meine Geruch8snerven jener Geruch in ſolhem Maße, als wären die Leute in einem Zwiebelfelde beſchäftigt. Bei der Unterſuchung fand ich, daß dieſer Geruch dem Stamme und den Blättern einer Shlingpflanze eigentümlih war. Ohne Zweifel freſſen die Hokkos zur Zeit, in welcher ihr Fleiſch den beſchriebenen zwiebelartigen Geruch und Geſhma> annimmt, die Früchte, Samen und Blüten dieſer Shlingpflanze.“ Bates hebt beſonders hervor, daß die in den Waldungen am Amazonenſtrome lebenden Hotkkos niemals von den Wipfeln der hohen Waldbäume zum Boden herabkommen, und ſagt damit nicht allein, daß ſie in den Kronen der Bäume den größten Teil ihres Lebens verbringen, ſondern daß ſie in ihnen auch ihr Weidegebiet finden. Dafür ſpricht außerdem eine Erfahrung, die wir in den Tiergärten gewonnen haben. Fm Aufſuchen der Nahrung unterſcheiden ſih die Hokkos und die Schakuhühner von allen ihren ſogenannten Ordnungsverwandten; ſie ſcharren nämlich nicht, ſondern leſen höchſtens auf oder pflücken ab, wie die Tauben thun.

Über die Fortpflanzung wiſſen wir leider bis jezt noch ſehr wenig, ſo viel aber doh, daß die Hokkos niht auf dem Boden, ſondern auf Bäumen brüten. „Sie bauen ihre flachen Neſter“, jagt von Martius, „aus Reiſig in die Winkel der Äſte, nicht eben hoh über dem Boden und das Weibchen legt nah unſerem eignen Befunde und der Verſicherung der Fndianer ſtets nur 2 weiße Eier, die größer und ſtärker als unſere Hühnereier ſind.“ Schomburgk und Bates ſtimmen hiermit überein. Die Mitteilungen des Prinzen von Wied, daß der Mutung (Crax carunculata) 4 Eier in ſein aus Prügeln und Neiſern auf Bäumen erbautes Neſt lege, iſt damit genügend widerlegt; ſie beanſprucht aber auch keine Unfehlbarkeit, da der Prinz ausdrü>lih bemerkt, daß er ſelbſt niemals ein ſolches Neſt gefunden habe. Über das Fugendleben der Hokkos iſt mix keine ausführliche Mitteilung glaubwürdiger Reiſender bekannt; gerade dieſer Punkt aber würde für die Erkenntnis der Stellung der Vögel von größter Wichtigkeit ſein.

Da das Wildbret der Hokkos an Zartheit dem Taubenfleiſche, an Wohlgeſhma> dem des ZTruthahnes ähnelt, wird ihre Jagd in Südamerika eifrig betrieben, insbeſondere zur Zeit der Paarung, während welcher unſere Vögel dur ihre weitſchallende Stimme verraten 1werden. Jm tiefen Walde, fern von den Wohnungen, ſollen ſie kaum Scheu vor den Menſchen zeigen. Sonnini erzählt, daß er ſi<h in Guayana oft mitten unter ihnen befunden habe, ohne ſie dur< ſeine Erſcheinung in die Flucht zu ſchre>en. Man könne ſi ihrer deshalb auch ohne alle Mühe bemähtigen und ſelbſt mehrere nacheinander erlegen, ohne daß die anderen fih entfernen; denn die überlebenden ſähen den getöteten Genoſſen wohl ängſtlich nah, flögen aber nur von einem Baume zum anderen. In der Nähe menſchlicher Wohnungen hingegen ſind die Hoffos ſehr ſcheu und furhtſam; jedes Geräuſch ängſtigt ſie, und die Erſcheinung eines Menſchen bewegt ſie zur eiligen Flucht. Außer dem Fleiſche der erlegten Vögel benugen die Fndianer ihre ſtarken Schwingen oder Schwanzfedern zur Herſtellung von Fächern, ſammeln daher auh ſolche Federn, welche ſie im Walde finden, und bewahren ſie bis zum Gebrauche in dem röhrenförmigen Scheidenteile eines getro>neten