Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

624 Vierte Ordnung: Hühnervögek; zweite Familie: Hokkovögel.

Valmenblattes auf. Hier und da werden auch die kleineren Federn zu allerlei Shmu> verwendet.

Die gefangenen Hokkos, die man faſt in allen Niederlaſſungen der Fndianer findet, werden, laut von Martius, aus den im Walde ausgenommenen, von Hühnern bebrüteten Eiern erzogen; denn die Fortpflanzung gefangener Hofkos ſoll nur unter beſonders günſtigen Verhältniſſen gelingen. Die Fndianer teilten Schomburgk mit, daß ſich die Hokkos niemals in der Gefangenſchaft fortpflanzen; Bates ſcheint dasſelbe erfahren zu haben, weil er bemerkt daß es ſhwer zu ſagen ſei, warum dieſe prächtigen Vögel niht ſchon längſt von den Jndianern zu Haustieren gewählt wurden, da ſie doh ſo leicht zahm werden. „Das Hindernis ſoll darin liegen, daß ſie in der Gefangenſchaft nicht brüten. Dies mag wohl mit ihrem Baumleben zuſammenhängen. Fortgeſeßte Verſuche würden möglicherweiſe ein günſtigeres Ergebnis zur Folge haben; die Jndianer beſißen zu ſolchen Verſuchen aber niht genügende Geduld und auch niht hinlängliches Verſtändnis. Gleichgültig gegen ſolche Vögel kann man ſie niht nennen; denn das gemeine Truthuhn, das in Südamerika eingeführt wurde, ſteht bei ihnen in hoher Achtung.“ Die Annahme der Reiſenden iſt nicht ganz begründet, dürfte aber dazu beitragen, die Hoffnungen, die einige Tierzüchter auf die Hokkos geſeßt haben, auf das re<hte Maß zurüczuführen.

Über die leihte Zähmbarkeit dieſer Vögel ſind alle Naturbeobachter und ebenſo alle Tierzüchter einig. Schon Azara erzählt, daß die Hokkos in den Niederlaſſungen niht bloß wie Haushühner leben, ſondern förmlich zu Stubentieren werden. Sonnini ſah in Guayana Sqaren gezähmter Hokkos in den Straßen umherlaufen und ſi< ohne Furcht vor den Menſchen frei bewegen. Sie beſuchten die Häuſer, in welchen man ihnen Nahrung gegeben hatte, regelmäßig wieder und lernten ihren Pfleger genau kennen. Zum Schlafen erwählten ſie ſi erhabene Orte, in den Ortſchaften alſo, wie die Pfauen, die Dächer der hohen Häuſer. Bates berichtet von einem gefangenen, der ſehr vertraut mit ſeinem Gebieter war, Gh ſelbſt als ein Glied der Familie anzuſehen ſchien, bei jeder Mahlzeit einfand, rund um Den Tiſch lief, von dem einen zum anderen ging, um ſich füttern zu laſſen und zuweilen den Kopf an Wange oder Schulter ſeiner Freunde rieb. Nachts erwählte er ſeinen Sclafplag neben der Hängematte eines kleinen Mädchens, dem er beſonders zugethan war, und dem er bei allen ſeinen Ausflügen folgte. Solche liebenswürdige Anhänglichkeit ſollte, ſo möchte man glauben, die Hokkos zu allgemeinen Lieblingen ſtempeln; gleichwohl werden ſie niht von jedermann gern in der Gefangenſchaft gehalten. Auch ſie haben, abgeſehen von ihrer Langweiligkeit, Unarten, namentlich die eine, daß ſie alles Glänzende, Goldknöpfe 2c., verſhlu>en und infolge der ſtarken Muskeln ihres Magens verderben.

T emmin> bemerkt, daß man in Holland zu Ende des vorigen Fahrhunderts Hokkos gezüchtet habe, dieſe Zucht aber wieder verloren gegangen ſei, erinnert ſih dieſer Angelegenheit jedo<h nur aus ſeiner Jugendzeit her und kann ſi<h re<t wohl geirrt haben. Dafür ſprechen die Erfahrungen, die wir neuerdings gelegentlih der mit großer Sorgfalt angeſtellten Verſuche gewannen. Die Hokkos eignen ſich, ſoviel wir bis jebt erfuhren, in keiner Hinſicht zur Vermehrung im gezähmten Zuſtande. Schon die Haltung iſt ſhwierig. Alle gewöhnen ſich zwar leiht an ein Erſaßfutter und erheben in dieſer Hinſicht wenig Anſprüche; aber ſie verlangen im Winter einen warmen Stall, weil ſie ſonſt mindeſtens die Zehen erfrieren odex zu Grunde gehen, zeigen ſih auch feineswegs ſo verträglich, wie man behauptet hat, ſondern ſtreiten heftig mit anderen ihrer Art oder mit Hühnern, dürfen alſo kaum unter gewöhnlichem Hausgeflügel gehalten werden. Zudem ſind ſie nux, wenn man ihnen einen größeren Spielraum gewährt, einigermaßen anziehend, im engeren Naume jedo< höchſt langweilig. Stundenlang ſiven ſie auf einer Stelle, faſt ohne ſih zu rühren, obgleich ſie, wenn man ſie jagt, eine große Beweglichkeit an den Tag legen. Fhre