Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Hammerhuhn: Nahrung. Fortpflanzung. Brutlöcher. 635

voneinander. Die Vögel kommen oft aus einer Entfernung von 10—15 engliſchen Meilen paarweiſe zum Strande, wählen entweder einen neuen Plaß oder eine alte Höhle und ſcharren abwechſelnd, bis ſie die genügende Sandmenge zuſammen haben. Hierauf legt das Weibchen ein Ei, bede>t es mit Sand, und das Paar kehrt in den Wald zurü>. Wie ein CEingeborener verſicherte, kommt das Paar nach 13 Tagen wieder an den Strand, um ein zweites Ci zu legen. Dieſe Behauptung ſcheint ſich auf Beobachtung zu gründen, möglicherweiſe auf die eines verſtümmelten oder ſonſtwie gezeihneten Vogels, und ih glaube, daß ſie ſo ziemlih der Wahrheit entſprehen wird, da bei allen Weibchen, welche ih ſ{<oß, bevor ſie ihr Ei gelegt hatten, dieſes die Bauchhöhle ſo vollſtändig füllte, daß es die Eingeweide außer Thätigkeit zu ſeßen ſchien, gleihwohl aber der Eierſtok noc 8 oder 10 bis zur Größe kleiner Bohnen entwielte Eierchen enthielt, deren größtes bis zu ſeiner vollen Entwi>elung ungefähr die angegebene Zeit brauchen mochte. Die Färbung der Eier iſt ein blafſes Braunrot; ihre Länge beträgt 12, ihre Breite 6 cm. Ganz friſch bilden ſie ein außerordentlih ſ{<mad>haftes Gericht; die Eingeborenen kommen deshalb mehr als 50 Meilen weit herbei, um ſie zu ſuchen. Die Eltern bekümmern ſi<h na< dem Legen niht mehr um ſie, und die Jungen arbeiten ſih, wenn ſie einmal ausgeſhlüpft ſind, ohne jegliche Hilfe dur< den Sand und laufen dem Walde zu.“

Beſonders häufig fand von Roſenberg die Vögel auf einer fleinen «Fnſel des Bonefluſſes, die von den Radſchas von Bone als Eigenbeſitz angeſehen, dur< beſonders angeſtellte Dienſtleute bewacht und zur Brutzeit der Vögel ausgebeutet wird. Denn die höchſt ſ<ma>haften Eier werden fo geſucht, daß ihretwegen der Name des Vogels jedem Einwohner der Fnfel geläufig iſt, wie denn auh jeder Shle>er Gorontalos das Ei gern mit 12—15 Cents bezahlt. Jagd und Fang der Erzeuger einer ſo nußbringenden Ware ſind alſo ſtreng verboten, und der betreffende Wächter hat noh außerdem die Verpflichtung, den Warneidechſen ihre Gelüſte nah den Eiern zu verleiden. Von einem dieſer Wächter erfuhr unſer Forſcher etwa Folgendes:

Die Henne gräbt, meiſt an der Wurzel eines Baumes oder Strauches, nicht ſelten jedoh auf na>tem Boden, ein Loh von 60 cm Durchmeſſer und 1,5—2 m (?) Ziefe in die Erde. Es läuft mehr oder weniger ſchief na< unten zu und fällt auf der Seite, auf welcher der Vogel ſcharrend die Erde hinter ſi wirft, allinählih, übrigens aber ſteil, zur Tieſe ab. Fſt der Vogel nun in die gehörige Tiefe getommen, ſo lo>ert er den Boden der Grube noh etwas auf und läßt hierauf das Ei in dieſes loſe Bett fallen. Das Ei ſinkt dur die eigne Schwere in ſenkrehter Richtung ein und bleibt ſo ſtehen; die Henne wirft die Grube mit der ausgegrabenen Erde loſe zu und bekümmert ſich fortan niht mehr um Neſt und Ei. Jn zwei Brutlöchern, die von Roſenberg öffnete, zeigte der Wärmemeſſer 44,4 Grad Celſius, während die Luftwärme nur 27,8 Grad betrug. Jedes Brutloch enthält nur ein Ei, deſſen Zeitigung 26—28 Tage beanſprucht. Die Fungen kommen vollſtändig entwielt aus ihrer Erdmulde zum Vorſchein und ſuchen vom exſten Tage ihres Lebens an ihre Nahrung ſelbſt,

„Die Hammerhühner“, {ließt Wallace, „nehmen ſih, wenn ſie auf dem Sande dahinlaufen, ſehr hübſch aus. Die Farben ihres Gefieders, der behelmte Kopf und der aufgerihtete Shwanz geben ihnen ein eigentümliches Anſehen; der langſame, bedächtige Gang macht ſie noh bemerkenswerter. Nähert man ſi ihnen, ſo laufen ſie ſehr {<nell davon; überraſcht man ſie, ſo fliegen ſie bis zu den niederen Zweigen des nächſten Baumes empor. Zwiſchen den Geſchlechtern bemerkt man kaum einen Unterſchied; doh iſ beim Männchen der Höder etwas größer und das Roſenrot des Gefieders etwas lebhafter als beim Weibhen. Aber dieſe Merkmale ſcheinen keineswegs beſtändig und auffällig genug zu ſein, um Hahn und Henne zu unterſcheiden.“