Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

636 Vierte Dronung: Hühnervögel; dritte Familie: Wallniſter.

Gefangene benehmen ſi< in ähnliher Weiſe wie die Verwandten, ſind aber keineswegs beſonders anziehend, haben ſi<h au<, ſoviel mir bekannt, in den Tiergärten nicht fortgepflanzt.

Mit dem Namen Buſ<hhuhn oder Buſchtruthuhn (Catheturus lathami und australis, Alectura oder Alectrorura und Talegallus lathami, Meleagris lindesayH) bezeihnen die Anſiedler Auſtraliens denjenigen Wallniſter, welchen ſie am beſten kennen gelernt haben. Ex kennzeihnet ſih dur< kräftigen Bau, mittellangen Hals großen Kopf, kräftigen, auf dem Firſte ſharf gebogenen Schnabel, ſtarke, verhältni8mäßig noch kurzzehige Füße, kurze, gerundete Flügel, mittellangen, aus 18 Federn gebildeten Schwanz und reiches, aus großen, breitfahnigen Federn und weichem, wolligpelzigem Flaume beſtehendes Gefieder, das auf Kopf und Hals nur dur< wenige haarartige Gebilde vertreten wird, fo daß dieſe Teile na>t erſcheinen. Bezeichnend iſt außerdem ein am Vorderhalſe lang herabhängender Hautwulſt. Das Gefieder iſt auf der Oberſeite ſ<hön ſ<hokoladenbraun, auf der Unterſeite hellbraun, ſilbergrau gerändert oder gebändert, das Auge hellbraun, die Haut des na>ten Kopfes und Halſes ſcharlachrot, die herabhängende Klunker hochgelb, der Schnabel bleigrau, der Fuß hell ſhokoladenbraun. Die Länge beträgt 80, die Fittichlänge 31, die Schwanzlänge 25 cm. Das Weibchen unterſcheidet ſih dur geringere Größe und minder entwi>elten Halsſ{<mu> vom Männchen.

„Wie weit ſi der Verbreitungskreis dieſes Vogels ausdehnt“, ſagt Gould, „iſt noh nicht hinlänglich ermittelt. Man kennt ihn aus verſchiedenen Teilen Neuſüdwales vom Kap Howe bis zur Moretonbai; M’Gillivray verſicherte mih auch, daß er ihn an der öſt: lichen Küſte bis Port Molle hin erlegt habe; die häufigen Jagden in den Wäldern von Jllawarra und Maitland haben ihn aber ſchon ſo vermindert, daß er möglicherweiſe jeßt hier bereits ausgerottet iſt. Am häufigſten, vermute ih, hält er ſi<h in den dichten und noch wenig betretenen Buſchhölzern des Manning und Clarence auf. Zuerſt glaubte ich, daß das Land zwiſchen dem Gebirge und der Küſte ſeine einzige Heimat ſei und war daher niht wenig überraſcht, ihn in den buſchigen Schluchten und auf kleinen Hügeln zu treffen, die von dem großen Gebirgszuge des Fnneren ausgehen.

„Der merkwürdigſte Umſtand in der Lebensweiſe des Buſchhuhnes beſteht darin, daß es ſeine Eier niht nah Art anderer Vögel bebrütet. Mit Beginn des Frühlinges ſcharrt ſich der Vogel einen ſehr großen Haufen aus abgeſtorbenen Pflanzenteilen zur Unterlage ſeiner Eier zuſammen und überläßt die Entwi>kelung ſeiner Jungen der Wärme, welche die Zerſetzung jener Pflanzenſtoffe hervorbringt. Der zu dieſem Zwe>e aufgeſchichtete Haufe wird mehrere Wochen vor der Legezeit errichtet, iſt breit kegelförmig, ſhwankt jedoch in der Größe ſo, daß er von 2—4 Karrenladungen enthält; dasſelbe Gebäude ſcheint aber, falls man von ſeiner Größe und der vollkommenen Zerſeßung der Stoffe des Unkerteiles folgern darf, mehrere Jahre nacheinander benugt und nur dur< Zuthat neuer Stoffe wieder brauchbar gemacht zu werden. Der Hügel wird aufgehäuft, indem die Vögel eine gewiſſe Menge Bauſtoff mit dem Fuße losſharren und hinter ſich nah einem Mittelpunkte werfen. Sie reinigen dabei den Boden ringsum ſo vollſtändig, daß kaum ein Blatt oder Grashalm liegen bleibt. Wenn nun der Haufe ſeine genügende Größe erreiht und ſih hinlänglihe Wärme in ihm entwi>elt hat, werden die Eier hineingelegt und zwar in einem Kreiſe in ſeiner Mitte, in einer Entfernung von 25—30 em voneinander, etwa armtief, aber ſo, daß ſie mit dem breiten Ende nah oben aufrecht ſtehen, hierauf mit Blättern überde>t und der Entwickelung überlaſſen. Mir iſt von Eingeborenen wie von glaubwürdigen Anſiedlern verſichert worden, daß man aus einem Haufen zuweilen einen Scheffel Cier ausnehmen kann, und ich ſelbſt habe eine Frau geſehen, die halb ſo viele,