Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

638 Vierte Ordnung: Hühnervögel; vierte- Familie: Zigeunerhühner.

„„Das männliche Buſchhuhn“/, ſägt Sclater, „beginnt, wenn die Brutzeit herannaht, innerhalb ſeines Geheges alle vorhandenen Pflanzenſtoffe zuſammenzuſcharren, indem es ſie nah hinten wirft, immer einen Fuß voll auf einmal. Da es ſeine Arbeit ſtets am äußeren Rande des Geheges anfängt, wird die Maſſe nah innen in den ſi<h um\hließenden Kreis geworfen und mehr und mehr zum Haufen aufgetürmt. Sobald dieſer eine Höhe von ungefähr 1,5 m erreicht hat, machen ſih beide Vögel daran, ihn zu ebenen, und wenn dies geſchehen, höhlen ſie im Mittelpunkte eine Vertiefung aus. Jn leßterer werden zu beſtimmten Zeiten die Eier abgelegt und ungefähr 40 cm unter dem Gipfel in einem Kreiſe geordnet. Das Männchen beaufſihtigt den Hergang der Entwi>elung und namentlih der Wärme des natürlichen Brütofens ſehr ſorgfältig. Es bede>t gewöhnlich die Eier und läßt nur eine runde Öffnung, durch welche die nötige Luft nah unten gelangt, und dur<h welche übermäßig geſteigerte Wärme Abfluß findet; bei heißem Wetter aber nimmt es zwei- oder dreimal täglih faſt die ganze Decke weg.

„Das ausgeſhlüpfte Junge verweilt mindeſtens 12 Stunden im Fnneren des Hügels, ohne die geringſte Anſtrengung zum Hinausfkriehen zu machen, und wird während dieſer Zeit vom Männchen ebenſo tief vergraben wie der Reſt der Eier. Am zweiten Tage kommt es hervor und zwar mit wohlentwi>elten Federn, die beim Ausſ{hlüpfen no< in einer bald plaßzenden Hülle ſte>en. Es ſcheint jedo<h keine Neigung zu haben, dieſe Federn zu gebrauchen, ſondern bewegt ſih aus\<ließli< mit Hilfe ſeiner kräftigen Füße. Nachmittags zieht es ſi< na< dem Bruthaufen zurü> und wird von dem beſorgten Vater wieder vergraben, obſchon in geringerer Tiefe als früher; am dritten Tage iſt es zum Fliegen vollſtändig befähigt: eins von denen, die im Garten groß wurden, drängte ſih um dieſe Zeit dur die Maſchen des Netzes, welches das Gehege überde>te.“ Die Eier ſind 95 mm lang, 65 mm did> und rein weiß.

Sclaters Angaben ſind dur< wiederholt in verſchiedenen Tiergärten angeſtellte Beobachtungen durchaus beſtätigt, neue Thatſachen aber niht erkundet worden.

In ſeinen heimiſhen Waldungen lebt das Buſchhuhn geſellig, gewöhnlih in kleinen Trupps, nach Art anderer Hühnervögel. Solche Geſellſchaften pflegen heu und mißtrauiſ< zu ſein, ſolange ſie auf dem Boden dahinlaufen, während ſie die äußerſte Sorgloſigkeit bekunden, ſobald ſie gebäumt haben. Beim Laufen dur<h die Waldungen laſſen ſie oft einen laut glu>ſenden Ton vernehmen. „Aufgeſcheuht“, fährt Gould fort, „vereitelt das Buſchhuhn die Verfolgung durch die Leichtigkeit, mit welcher es durch das verworrene Buſchwerk rennt. Wird es hart bedrängt oder von ſeinem ärgſten Feinde, dem Wildhunde, angefallen, ſo ſpringt es zum niederſten Zweige eines benachbarten Baumes empor und von Zweig zu Zweig immer höher, bis es den Wipfel erreicht hat, um hier ſißen zu bleiben odex von hier aus nah einem der anderen Bäume des Waldes zu fliegen. Auch pflegt es im Gezweige Schuß vor der Mittagsſonne zu ſuchen und führt dadurch oft ſeinen Untergang herbei, da es ſih dann dem Schüßen als ſicheres Ziel bietet. Ft es in kleinen Geſellſchaften vereinigt, ſo kann der Jäger eins nach dem anderen von ihnen herabſchießen und die ganze Geſellſchaft nah Hauſe bringen. Ohne beſondere Mittel für ihre Erhaltung muß dieſe Fahrläſſigkeit der Vögel ihre Ausrottung zur Folge haben. Dies aber würde zu beklagen ſein, da ihr Wildbret ein ausgezeichnetes Gericht iſt.

„Meine Aufmerkſamkeit“, erzählt Shomburgk, „wurde durch ein auffallend heiferes Geſchrei und Gekrächze rege gemacht, das mir aus dem bewaldeten Uferſaume entgegenſchallte. Als ih mich vorſichtig der Stelle näherte, ſah ih eine ungeheure Herde großer