Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

662 Fünfte Ordnung: Rallenvögel; erſte Familie: Rallen.

in das ſ<hüßende Element und waren dann für längere Zeit unſichtbar.“ Die Stimme beider Arten iſt hoh und gellend, mehr quiekend als pfeifend, die der einen Art der der anderen ſo ähnlich, daß ſi<h faum Unterſchiede angeben laſſen; den Lo>ton bezeichnet Naumann als ein hellpfeiſendes „Kühk“/ den herausfordernden Laut, angeſihts herannahender Menſchen, als ein kurzes, oft wiederholtes, raſh aufeinander folgendes, dem Lorufe des Mittelſpechtes gleichendes „Kik kik kik“ 2c.

Allerlei im oder am Waſſer lebende Kerbtiere oder deren Larven, z. B. Lauf- und Nohrkäfer, Hafte, Fliegen, Mü>ken und Spinnwanzen, kleine Heuſchre>en , au< Spinnen und Schne>ken bilden die Nahrung beider Sumpfhühnchen. Zarte Pflanzenteile ſeinen ſie zufällig mit zu verſhlu>en, Sämereien nur im Notfalle zu genießen. Gefangene, die ih pflegte, in jeder Beziehung reizende Geſchöpfe, gewöhnten ſih bald an ein reihli< mit Ameiſenpuppen und Mehlwürmern gewürztes Miſchfutter.

Ende Mai oder Anfang Juni ſchreiten beide Arten zur Fortpflanzung. Zum Standorte ihres Neſtes wählen ſie einen dihten Erlen-, Weiden- oder Seggenbuſh im Waſſer ſelbſt oder doh in deſſen unmittelbarer Nähe, am liebſten einen rings umfloſſenen, kni>en einige Seggenſtengel übereinander oder benugen einen paſſenden Strauchzweig und errichten auf dieſer unſicheren Unterlage ihren aus zerſchliſſenen tro>enen Schilfblättern beſtehenden, ſorgfältig verflohtenen, napfförmigen Bau. Das Gelege zählt beim Bruhhühnchen 8—10, beim Zwergſumpfhühnchen 7—8 glattſchalige und feinkörnige, aber glanzloſe Eier, die bei erſterem einen Längsdurchmeſſer von 32, bei leßterem einen ſolhen von 26, bei jenem einen Querdurchmeſſer von 22, bei dieſem von 20 mm haben, bei jenem auf f<wachem und trübem, braun- oder lehmgelbem Grunde mit vielen gelbgrauen und gelblihbraunen Punt ten beſtreut, bei dieſem auf graugelblihem Grunde mit aſchgrauen Unter- und rotbraunen Obexrfleen gezeichnet ſind. Die Weibchen brüten ſehr eifrig und führen die Jungen, ſobald dieſe abgetro>net, vom Neſte aus in den Sumpf oder Bruch, unter Umſtänden weit vom Neſte weg. Das ſhwarzwollige Daunenkleid der Küchlein geht binnen 3 Wochen in das Fugendkleid über, und damit iſt für das kleine Volk der Zeitpunkt gekommen, die Mutter zu verlaſſen.

Dieſelben Feinde, die das Tüpfelſumpfhuhn bedrohen, gefährden auch deſſen zwerghafte Verwandten; die Eier namentlih werden von Waſſerratten oft gefreſſen, auh die Jungen oder brütenden und führenden Weibchen, die, jenen zu Liebe, bei Gefahr ſich preisgeben, von laufendem oder fliegendem Raubzeuge weggefangen.

An ſchönen Maiabenden vernimmt man von Wieſen und Feldern her einen ſonderbar ſchnarrenden Laut, der klingt, als ob man mit einem Hölzchen über die Zähne eines. Kammes ſtreicht. Dieſer Laut ertönt mit wenigen Unterbrechungen bis tief in die Nacht hinein und vom früheſten Morgen an bis nah Aufgang der Sonne, ſelten von einer Stelle, vielmehr bald von hierher, bald von dorther, obſchon innerhalb eines gewiſſen Gebietes. Der Vogel, der das Knarren hervorbringt, iſt der Wieſenknarrer, auch Wieſenſhnarqcher, Wieſenſhnärper, Knarrer, Schnarker, Schnerper, Schnarrichen, Schnarper, Schnarf, Schnärz, Schre>e, Schryk, Arpſchnarr, Gröſſel, Kreßler, Grasrutſcher, Grasrätſher, He>enſhär, Feldwächter, Wachtelkönig genannt (Crex pratensis, herbarum und alticeps, Rallus, Gallinula und Ortygometra Crex), Vertreter der Wieſenrallen (Crex). Jhn kennzeichnen der hohe, ſeitlich ſtark zuſammengedrüdte Leib, der mittellange Hals und ziemlih große Kopf, der kurze, ſtarke, hohrü>kige, zuſammengedrü>te Schnabel, der mittellange, faſt bis auf die Ferſe befiederte Fuß, die muldenförmigen Flügel, in welchen die zweite Schwinge die längſte iſt, der kurze, ſ{<hwache, im Degefieder