Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Wirtelſhwanz. Krötenechſe. 95

ſind es vor allen Sumichraſt und der jüngere Wallace, denen wir hierauf bezügliche Angaben verdanken. Die Krötenechſe bewohnt das Gebirge wie die Ebenen des nördlichen Mexiko, am häufigſten die ſandigen und der Sonne ausgeſeßten Teile der tro>enen und falten Hochebenen in der Mitte des Landes. Hier findet ſie ſi ſtellenweiſe ſehr häufig, wird aber gleichwohl oft überſehen, weil ihr erdfarbiger Leib ſich leiht den Bli>ken entzieht. Wenig zum Laufen geſchi>t, beſit ſie nicht die ſprihwörtliche Beweglichkeit der Eidechſen; ihr Gang iſt ſtoßweiſe und darum nicht ſehr raſh. „Wenn man ſie mühſam über den Sand laufen ſieht“, ſagt Sumichraſt, „begreift man, daß ſie ihre liebe Not um das tägliche Brot hat. Zhre di>e, am Gaumen liegende Zunge läßt ſich nicht, wie die des Chamäleons, nac Käfern ſ<hleudern, die in ihre Wurfweite kommen. Jhr breiter Hängebauch verhindert

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Krötene<ſe (Phrynosoma cornutum). % natlirl. Größe.

ſie, Beute im Laufe zu gewinnen, wie die ſ{<hlanken Eidechſen es vermögen, oder gar eine fliegende Mücke aus der Luft zu fangen, wie die ungeſtümen Anolis zu thun im ſtande ſind. Zu ihrer Abendmahlzeit bedarf es eines jener trägen Sandkäfer, der, ein ebenſo ungeſchi>ter Läufer wie ſie ſelbſt, ihr ſozuſagen in den Rachen rennt. Dieſe notgedrungene Mäßigkeit hat ſie bei den Eingeborenen iù den Ruf gebracht, daß ſie von der Luft lebe.“

Aller Mittel zur Verteidigung bar, läßt ſie ſih ergreifen, ohne auh nurx einen Verſuch zum Beißen zu machen. Dagegen ſoll ſie ihre Unbehaglichkeit in anderer und zwar höchſt auffallender Weiſe kundgeben. Schon der alte Hernandez erwähnt, daß beim Ergreifen einer Krötenechſe ihrer Naſe oder den Augen Blutstropfen entquellen und oft viele Centimeter weit geſchleudert werden, glaubt aber, die Urſache der bei keinem anderen Kriechtiere beobahteten Erſcheinung in der Zartheit der betreffenden Teile ſehen zu dürfen. Nach den neueren Beobachtungen des jüngeren Wallace, der von der eben erwähnten Angabe des Hernandez offenbar nichts gewußt hat, ſchien es jedoch, als ob dieſes Blutſprißen ein Mittel zur Abwehr ſei. - „Unter gewiſſen Umſtänden“, bemerkt er, „und anſcheinend als ein Verteidigungsmittel, ſprißt dieſes Geſchöpf aus einem ſeiner Augen den Strahl einer glänzend roten, dem Blute täuſchend ähnlichen Flüſſigkeit. Dies habe ih dreimal an drei