Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

98 Erſte Unterordnung: Eidechſen; fünfte Familie: Gürtelechſen.

Afrikas angegeben wird, bei einem meiner Tiere ein mehrfaches Nicken mit dem Kopfe nah abwärts das, wie das Gähnen bei manchen Menſchen, anſte>end wirkte, indem ein zweites und drittes Stü dieſe Bewegung ſogleih na<hmachte, Die Lebhaſtigkeit der Krötenechſen bei voller Sonnenwärme iſ ungemein groß und ihre Munterkeit und Beweglichkeit dann geradezu mit der unſerer heimiſchen Eidechſen zu vergleichen; auh ihr Streben nah Frei heit iſt gleih mächtig und beharrlih wie bei dieſen.

„Die Krötene<ſe frißt nur lebende Tiere und iſt in deren Auswahl je nachdem äußerſt wähleriſch. Kleine Ameiſen und kleine oder mittelgroße Spinnen ſind die paſſendſte Nahrung und werden von allen gern, ja mit Begierde gefreſſen. Fhr Nahrungsbedürfnis iſt der Kleinheit der einzelnen Biſſen wegen ein ſehr großes. Nur ganz einzeln werden Käfer, namentlich fleine \<warze Lauf- und Düſterkäfer, verzehrt. Es iſt niht ſchwer, die Tiere ſo weit zu zähmen, daß ſie wie ein zahmer Laubfroſch herbeieilen, um einen vorgehaltenen Mehlwurm mit Begierde zu ergreifen. Längere Verfolgung einer ins Auge gefaßten Beute iſt übrigens ſehr ſelten; nur bei ſtarkem Hunger und bei Erregung durch grelle Sonnenhiße verfolgt die Krötene<hſe Ameiſen auf fußweite Entfernung; gewöhnlich läßt ſie ſie nahe herankommen und erfaßt ſie dann erſt blibſchnell mit leŒendem Vorſchnellen der Zunge. Sißt das Tier<en ſtill, und gewahrt es eine le>ere Beute, ſo wedelt es ſtets nah Kaßenart ſeitli< mit dem Schwanze, ein ganz untrügliches Zeichen, daß es in den nächſten Sekunden auf Beute vorſtoßen will. Überhaupt ſcheint mir das lebhafte <hwarze Auge der Tiere ihr hauptſächlichſter Sinn zu ſein; das Gehör iſt anſcheinend weniger entwi>elt, und nur ausnahmsweiſe dreht ſi< unſere Echſe, dur das Raſcheln irgend eines Tieres aufmerkſam gemacht, um und nah ihm hin.

„Regelmäßig zu trinken ſcheint die Krötenehſe niht, was aber niht aus\<ließt, daß ſie dann und wann Tautropfen aufle>t.

„Bei Verrichtung ihres natürlichen Bedürfniſſes hebt die Krötenehſe den Schwanz über Körperhöhe und ſcharrt dabei, zugleih die Bauhmuskeln anſtrengend, öfters mit dem einen Hinterfuße nah hinten. Der Miſt beſteht aus ziemlih großen, dunktelgefärbten, aus den Chitinreſten der Nahrung geballten Würſtchen, der Urin aus faſt tro>enen weißen Maſſen von ähnlicher Form, aber geringerer Größe als die Miſtballen. Der Urin wird getrennt von dem Miſte, aber ſtets unmittelbar vorher entleert. Sehr intereſſant iſt, daß er wie bei den Schlangen, nach Unterſuhung meines Vaters, aus faſt <hemiſh reiner Harnſäure beſteht. Die Entleerungen ſind der bedeutenden Nahrungsmenge entſprehend reihli< und geſchehen ziemlich regelmäßig einen um den anderen Tag.“

Neuerdings hat die Art bei R. Simons 8 Monate, eine verwandte (Phrynosoma coronatum) bei J. von Fiſcher über 6 Fahre lang in Gefangenſchaft ausgehalten.

Jc übergehe eine Familie amerikaniſcher Echſen, über deren Lebensweiſe uns bisher nur die allerdürftigſten Nachrichten geworden ſind, und reihe den Leguanen die Gürtele<ſen (Zonuridae) an. So nennt man diejenigen Schuppenechſen, an deren Leibesſeite regelmäßig eine mit kleinen Schuppen bekleidete Falte verläuft, die hinter den Vorder: gliedern beginnt und Rücken- und Bauchſeite voneinander ſondert. Die Leibesgeſtalt iſt entweder die der Eidechſen oder eine mehr verlängerte, infolge des ſehr langen Schwanzes und des Verkümmerns der Gliedmaßen ſhlangenähnliche. Die. Zunge iſt immer einfach, ihr vorderer Teil nicht zurü>ziehbar. Augenlider ſind ſtets vorhanden, das Paukenſell liegt offen. Den Rücken bekleiden entweder große, ſchildartige, meiſt gekielte, wirtelförmig in Querreihen geſtellte oder auh kleine, körnige Schuppen, den Kopf regelmäßige Schilde.