Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Anpaſſung an Klima und Boden, 19

Boden ſind oder an Blüten, auf deren Stengel ſich die Krötenköpfe, angeklammert mit ihrem Wikelſhwanze, zu gewiſſen Jahreszeiten aufzuhalten pflegen, oder ob es Schre>- oder Lofarben ſind, wage ih nicht zu entſcheiden. Unerklärt ſind au< noch die zitrongelben oder ſiegella>roten Färbungen der Schwanzunterſeite von Eremias- und Krötenkopfarten, bei leßteren ſehr gewöhnlih in Verbindung mit tief {warzen Halbringen vor der Spite des Schwanzes.

„Neben dieſer ſehr verbreiteten Fle>enzeihnung kommt nun aber auh Streifenzeihnung vor. Die Eremias- Arten, namentli<h in der Jugend, Scapteira scripta, in gewiſſem Sinne auch die Wüſten- Johannisechſe unter den Eidechſen und Taphrometopon unter den Schlangen zeigen dieſe auh ſonſt in Steppengegenden häufige Erſcheinung. Sie ſind vielleiht als Anpaſſungen an den Aufenthalt in der Steppe während des Auf- und Niederganges der Sonne aufzufaſſen, alſo zu einer Tageszeit, wo einzelne Gräſer und Stoppeln lange Schatten auf den fahlen Boden zu werfen pflegen. Da die Stkreifenfärbung, wie ſhon Eimer klar nahgewieſen hat, bei den Eidechſen häufiger der Jugend zufällt, die auch gegen Wärmeſchwankungen empfindlicher zu ſein pflegt, mag dieſe Anpaſſung inſofern beſonders zwe>mäßig ſein, als die Tiere thatſächlich verhindert ſind, in der Sommerhitze des Mittags oder in der Kälte der Vollmondnahht, wenn die Schatten weniger langgezogen ſind, im Freien auszuhalten. Die Veränderlichkeit in der Tracht von Taphrometopon, bei welchem bald ſehr ſcharfe, bald ganz untergeordnete Streifenzeihnung auftritt, erlaubt überdies dem Einzeltiere mehr Abwechſelung in der Auswahl ſeines Aufenthaltsortes und verhindert ſo die Anhäufung zahlreicher Tiere auf beſchränktem Naume, geſtattet vielmehr eine Ausbreitung der Art auh auf anſcheinend ſ{hußloſerem und ungünſtigerem Boden.

„Gegen dieſe Erklärung der Streifenzeihnung wendet ſi<h übrigens Alfred Walter und, wie mir jegt ſcheint, mit guten Gründen. Er urteilt ſo: „Lichtwirkungen ſind ja thatſächlih das Einzige, was wir heute als farbenerzeugende und umändernde Urſache in dieſer Frage annehmen dürfen. Aber ih muß gegen Boettgers Erklärung in erſter Linie ins Feld führen, daß die Dämmerungszeit in jenen Gebieten auf eine derartig geringe Spanne beſchränkt iſt, daß es Dämmerungsformen nicht geben kann. Die ſämtlichen erwähnten geſtreiften Arten ſind e<te Gluttiere, die i< nur am vollen Tage, meiſt um Mittag, nie früh morgens oder bei einbrehender Nacht rege geſehen habe, zu einer Zeit, wo die Sonne wenig Schattenſchlag liefert. Sämtliche Arten legen aber ihre Nöhren und Schlupfwinkel an den Wurzeln der Wüſtenſträucher und -Kräuter an. Dieſe beſißen faſt ausnahmslos ſ{hmale/ grasartige Blätter, die bei den meiſten Pflanzenformen des Gebietes ſih, nahdem ſie abgefallen ſind, zu kleinen Haufen um den Grund des Strauches anhäufen. Die ſ{<hmale, feine Blattform bietet eben der Sonne eine geringe grüne Fläche und vermag ſich leichter ſcharf gegen die Sonne zu ſtellen. Nun ſollte man ſehen, wie ſ{hwer es hält, eine der ſtreifigen Eidechſen in den tro>nen, feinen Blättern ausfindig zu machen! Daß die Jungen die Streifenzeihnung ausgeprägter beſißen als die erwachſenen Tiere erkläre ih mir für die Transfaſpier nicht etwa aus ihrer größeren Empfindlichkeit gegen Wärmeeinflüſſe, ſondern daraus, daß die meiſt dünnen, im Sande lebenden Schlangen den kleinen Eidechſen beſonders geſährlih ſind, und dieſe daher der Schußfärbung, d. h. hier dex Anpaſſung an die Streifenblätter des Unterſchlupfes bedürftiger ſind. Die kleinſten Arten (wie Scapteira scripta) find auh erwachſen am ſtärkſten geſtreift oder ſonſt der Umgebung in der Färbung am meiſten angepaßt. Weismann hat in vielen Fällen die Raupenzeichnung ſo ſ{hön auf die Gräſer zurü>führen können, und i< glaube, hier liegt no< viel Ausgeſprocheneres Derart nor.“

„Wohl die meiſten der Kriechtiere Transkaſpiens ſind eingefleiſchte Tierfreſſer, worauf das faſt allgemein kräftige Gebiß der einzelnen Arten hinweiſt. Beſonders auffallend aber

9%