Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

18 Ein Bli> auf das Leben der Geſamtheit.

Anders zeigt ſih die Einrichtung bei der Wühlechſengattung Mabuia. Hier iſt das untere Augenlid ſehr vergrößert und hinaufgezogen und wohl für gewöhnlich feſt an das kleinere obere angedrüd>t. Aber darum ſieht dieſe Eidechſe doh ebenſo ſharf, als wenn ſie die Lider offen hätte, denn ein großes, dur<ſihtiges Fenſter im Unterlide geſtattet dem Lichte freien Eintritt zum Auge. Noch auffälliger endlich iſ dieſe Einrichtung bei der Wüſten-Fohannise<ſe übertrieben, bei der das untere Augenlid na<h G. A. Boulengers Entde>ung mit dem oberen verwachſen, der wagerehte Trennungsſpalt verſ<hwunden iſt und das uhrglasförmige, dur<ſichtige Liderpaar ganz das Ausſehen und die Thätigkeit einer Hornhaut erhalten hat. Man hatte früher angenommen, die Fohannisechſe beſiße überhaupt keine oder nur ſhuppenförmige Reſte von Augenlidern; in Wahrheit verhält ſi< die Sache vielmehr genau wie beim Auge der Schlangen.

„Was endlih das Ohr anlangt, ſo treffen wir bei mehreren den Sand bewohnenden Haftzehern, z. B. bei Gymnodactylus rus80Wi, deutlich kleinere und ſ<hmälere Dhrſpalten als bei ihren nächſten Verwandten. Andere Eidechſen, wie Agame und die Wühlechſe Enmeces, zeigen zum Schuße des äußeren Ohres franſenförmige oder dornförmige Anhänge, beſtehend aus leiht verſchiebbaren De>ſchuppen, die ſtets ſo geſtellt ſind, daß beim Graben oder Wühlen im Sande die Ohröffnung von ihnen ganz oder wenigſtens großenteils geſ<hloſſen wird. Bei den Krötenköpfen aber iſt wie bei den Schlangen die äußere Ohröffnung ganz geſ{hwunden , eine überaus merkwürdige und bei Eidechſen ſeltene Anpaſſung, die zweifellos für das maſſenhafte Auſtreten gerade dieſer Gattung an Einzelweſen wie an Arten im Jnneren von Aſien von entſcheidendem Vorteil geweſen ſein mag.

„Rein grüne Färbungen mangeln der transkaſpiſchen Kriechtierwelt durhaus. Sie fehlen ſelbſt bei der einen vorkommenden Art von Cyeclophis, in einer Gattung, die do< ſonſt gern grüne Tracht anzulegen pflegt. Höchſtens matt graugrüne Färbungen ließen ſich beobahten. Eine Erklärung dieſer Erſcheinung iſt niht ſ{hwer: Grün iſt im transkaſpiſchen Gebiete eine ſeltene und nux in den kurzen Frühlingsmonaten hier und da geſehene Farbe der Umgebung. Auch bleiche Farben, weiß mit grauer oder ſhwarzer Fle>enzeihnung find nicht häufig; wir treffen ſie nur an den nächtlichen Haftzehern in Anpaſſung an Mondliht und Mondſchatten. Dagegen zeigen ſi überall und allgemein gelbe, gelbgraue, gelbrote und gelbbraune Sandfärbungen, meiſt in ihrer Art bunt, abgetönt in den mannigfaltigſten und oft re<ht ſauberen Zeichnungen und Schattierungen. Fſſt doh der ſonnenbeſhienene Sand nicht eintönig gelbgrau, gelb oder gelbrot; er beſteht vielmehr aus weißen, gelben, roten, braunen und ſchwarzen Körnchen und kleinen Steinchen. Al dieſes läßt ſich an einem Krötenkopfe (Phrynocephalus mystaceus) oder an einer Scapteira grammica aufs ſchönſte ſehen, ſo genau ahmen dieſe beiden Eidechſen in der Färbung ihre ſandige Umgebung nah. Beim Sterngu>er (Phrynocephalus helioscopus) kommen ſogar no<h die dunkeln Rü>enhö>er, die größere, ſhwarz oder ſhwarzgrau gefärbte Steinchen vortäuſchen, zur Geltung, und die Abplattung des ganzen, an den Seiten in den Sand eingewühlten, flachen Körpers ſelbſt mag oft an einen ruhig daliegenden Stein erinnern. Neben der ebengenannten Fle>enfärbung in matten Tönen, gleihſam Schattenfarben, kommen nun aber auch freiliegende, leuchtend gefärbte Makeln vor. So die ziegelroten Fle>en, die häufig — aber, wie es ſcheint, niht immer — den Rütten des Weibchens der Agame (Agama ganguinolenta) zieren, die beiden farminroten, himmelblau umrahmten AugenfleŒen am Halſe des Sterngu>ers, die ähnlichen, aber weiter nah hinten in die Scultergegend gerü>ten Makeln beim Raddeſchen Krötenkopfe (Phrynocephalus raddei), der leuchtende EinzelfleŒen mitten auf dem Rücken bei Phrynocephalus interscapularis, die prachtvoll weißblau-ſhwarzen Seitenaugen bei Eremias velox. Ob alle dieſe ſonderbaren und überaus lebhaft von ihrer Umgebung abſtehenden Fle>enzeihnungen Anpaſſungserſcheinungen an den