Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

48 Erſte Unterordnung: Eidechſen; zweite Familie: Shuppenfüße.

niemals, ſi bei den Mahlzeiten einzuſtellen und die für ihn beſtimmten Biſſen in Empfang zu nehmen “

Solche Beobachtungen, welche jeder anſtellen könnte, ſollten, ſo möchte man meinen, überall für die harmloſen Tiere einnehmen — ſtatt deſſen verfolgt und tötet man ſie nußloſerweiſe. „An dem Ge>o“/ ſagt Prinz Lucian Bonaparte mit vollſtem Rechte, „ſieht man ein deutliches Beiſpiel von der Undankbarkeit der Welt. Dieſes Tierchen hat kein anderes Beſtreben, als die Orte, die es mit uns teilt, von Spinnen, Müen und anderen läſtigen Kerbtieren zu reinigen; und für dieſe Wohlthat bekommt es keinen anderen Lohn als Verleumdung und Verfolgung!“

Alle europäiſchen Ge>onen legen 2 faſt kugelförmige Eier mit harter, weißer, falkiger Schale. F. H. Bauer berichtet, daß ſein javaniſcher Faltenge>o in der Gefangenſchaft im November ebenfalls nur 2 Eier legte, die erſt Mitte Mai ausgekrochen ſeien. Nur Naultinus elegans in Neuſeeland bildet eine Ausnahme von dieſer Regel. Nah W. Colenſo iſt dieſe Art lebendiggebärend, bringt ſtets Zwillinge zur Welt und ihre Tragzeit beläuft ſi auf 5/2 Monat.

Leider iſt es ſehr ſhwierig, Ge>onen in enger Gefangenſchaft zu halten und ſie, zumal bei uns zu Lande, zu überwintern. Sie ſind äußerſt hinfällig. Schon ihr Fang iſt ſhwierig. Bei Tage gelingt es verhältnismäßig leicht, ſih- ihrer zu bemähtigen, vorausgeſeßt, daß ſie in einer nahbaren Höhe ſißen; des Nachts hingegen iſt ein Einfangen der behenden Geſchöpfe ſehr ſ{<hwer, wenn niht unmöglih. Bei einer nur einigermaßen Uungeſchi>ten Berührung briht der Schwanz ſofort ab wie Glas. Dies iſt nun allerdings kein großer Verluſt; denn ſhon nah wenigen Tagen ſproßt ein neuer hervor, und nah Verlauf von Monatsfriſt hat er, wenn auh nicht ſeine inneren Wirbel, ſo doh ungefähr ſein früheres Anſehen wiedererhalten, mit Ausnahme ſeiner äußeren Bede>ung, indem er glatt, ohne dornige Höcker bleibt und an der Anſaßſtelle etwas verdi>t iſt. Dér Geo lebt nah wie zuvor: für den erſten Augenbli> aber iſt es doh re<t unangenehm, das Tier ſo verſtümmelt zu ſehen, und ſpäter erſhwert es deſſen Behandlung in unglaublicher Weiſe. Selbſt bei der größten Vorſicht erneuert ſich das Mißgeſchi>; ja, man kann ſagen, daß man einen Ge>o unverlezt kaum von einem Käfige in den anderen bringen kann. Das Leben im engeren Raume ſcheint dem Tiere überdies Sorge und Unruhe zu bereiten: es bleibt immer ängſtlih und ſ{heu, und ehe es gezähmt iſt, kommt dann der böſe Winter heran, der ihm regelmäßig verderblih wird. Dies iſt die Urſache, weshalb man ſo ſelten einen Haftzeher im Beſiße von Liebhabern zu ſehen bekommt. Neuerdings erſt hat man gelernt, namentlih dur< Zucht zwe>mäßigen Futters (kleiner Käferlarven), die ſhmud>en Tierchen länger am Leben zu erhalten. Fn einem wohleingerihteten Tierhauſe, in welhem man jahraus jahrein eine gleihe Wärme erhalten kann, iſt dies leiht; hier verurſacht es keine ſonderlihe Mühe, au<h Ge>onen zu überwintern.

„Mein Gefangener“, ſhließt mein Bruder, „frißt Fliegen, die er mit einem jähen Sprunge erhaſcht, nachdem er ſie längere Zeit beobahtet hat. Mehlwürmer ſcheinen ihm nicht zu behagen; bis jezt wenigſtens hat er ſie hartnä>ig verſ<hmäht. Als beahtenswert teilé ih mit, daß die Behauptung der Alten, der Geo freſſe ſein eignes Fell auf, aus Neid gegen die Menſchen, weil dieſe Haut ein trefflihes Heilmittel gegen die fallende Sucht ſei, auf thatſähliher Beobachtung beruht. Mein Gefangener hat dies vor einigen Tagen wirklih gethan. Die Häutung begann auf dem Nü>ken und erſtre>te ſih von da nah Kopf und Hals, denjenigen Stellen, an welchen die Haut am längſten haften blieb. Sobald der Geo ſich vollſtändig von dem alten, abgetragenen Überrode befreit fühlte, erſhnappte er ihn und würgte ihn nah und nach, anſcheinend niht ohne Anſtrengung, hinunter.“