Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Flugdrache. Blutſauger. (5553

übrigens: wir wiſſen bloß, daß die Männchen anſcheinend in merklih größerer Anzahl auftreten als die Weibhen, und daß die leßteren 3—<4 walzige, an beiden Enden abgerundete, etwa centimeterlange Eier von gelblichweißer Färbung legen und ſie nach älteren Angaben Baumlöchern anvertrauen.

Ob man jemals Drachen in Gefangenſchaft gehalten hat, vermag ih niht zu ſagen: ich habe nur geleſen, daß ſie ſehr hinfällig ſein ſollen. Fhre außerordentliche Schönheit, Beweglichkeit und die Harmloſigkeit ihres Weſens würde ſie zu bevorzugten Lieblingen jedes Pflegers ſtempeln und wahrſcheinlih auh überängſtlihe Gemüter mit ihren no<h ziemli<h allgemein gefürchteten oder doh nicht gebührend gewürdigten Ordnungsverwandten ausſöhnen. E

Vollendete Baumtiere ſind auh die Schönechſen (Calotes), von welchen 17, und wenn wir die verwandte Gattung Bronchocela hinzunehmen, 19 Arten das feſtländiſhe Südaſien und ſeine großen und kleinen Fnſeln bewohnen. Der Bau iſ im allgemeinen zierlih, der Rumpf von den Seiten zuſammengedrüt, der Kopf vierſeitig pyramidenförmig, kurz, der Schwanz lang und rund, die übrige Gliederung ſehr \<hlank, durh die Länge der Beine und die langzehigen Füße ausgezeihnet. Die Bekleidung beſteht aus gleichartigen, meiſt großen, gekielten, verſchoben viere>igen Schindelſchuppen, die auf dem Rütenfirſte gewöhnlich zu einem aus ſpißigen Horngebilden beſtehenden Kamme umgeſtaltet, au< wohl an anderen Körperteilen, beiſpielweiſe am Hinterkopfe oder zwiſchen Trommelfell und Na>enkamm, zu hornartig verlängerten Spißen umgewandelt ſein können. Eine quere Kehlfalte fehlt, aber das Männchen beſit meiſt einen mehr oder weniger entwid>elten Kehlſa>.

Als die bekannteſte Art der Gattung darf der Blutſauger der Singaleſen (Calotes versicolor, Agama versicolor, vultuosa und tiedemanni, Calotes tiedemanni und cristatus) gelten. Seine Länge beträgt 41 cm, wovon der Schwanz faſt drei Viertel wegnimmt. Das Tier iſt ausgezeihnet durh rü>wärts und aufwärts gerichtete Seitenſchuppen, dur zwei voneinander getrennte Stachelgruppen über jedem Gehörgange und dur einen mäßig erhöhten Kamm auf dem Halſe ſowie dem vorderen Teile des Nüens, der bei alten Stücfen bis gegen den Shwanz hin verlaufen kann, von der Mitte des Rüens an jedo< gleichmäßig abnimmt, weit mehr aber no< dur ſeinen ebenſo umfaſſenden wie jähen Farbenwechſel. Bei vielen Stücken herrſcht ein gleihmäßiges bräunliches oder gräuliches Olivenfarb oder Gelb vor, und breite braune Bänder über den Rücken, die an den Rückenſeiten dur ein gelbes Längsband durhbrochen werden, ſ<hwarze, ſtrahlenförmig vom Auge aus verlaufende Striche und gräuliche Längsſtreifen auf dem Bauche bilden die Zeichnung. Allein der Blutſauger iſt im ſtande, die verſchiedenſten und unter Umſtänden prachtvollſten Farben anzunehmen. Zuweilen erſcheint das ganze Tier ſchimmernd rot, ſchwarz gefle>t; in einzelnen Fällen beſchränkt ſih der Farbenwechſel auf den Kopf, in anderen erſtre>t er ſich über den ganzen Leib und Schwanz. Wenn der Blutſauger auf einer He>e oder einem Buſche ſizt und ſich der Sonnenſtrahlen erfreut, bemerkt man ſehr häufig folgende Farben an ihm: Kopf und Hals ſind gelb, mit Rot durchſchoſſen, Rüen, Seiten und Bauch rot, die Glieder und der Schwanz ſ{hwarz. Ferdon und Blyth glauben, daß dieſe glänzenden Wechſelfarben dem Männchen allein und au< ihm nur während der Paarungszeit, die in die Monate Mai und Juni fallen ſoll, zukommen dürſten.

' Dex Blutſauger gehört zu den gemeinſten aller Eidehſen Südaſiens, denn ſein Verbreitungsgebiet erſtre>t ſi< von Afghaniſtan und Belutſchiſtan über das ganze indiſche