Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

D4 Erſte Unterordnung: Eidechſen; dritte Familie: Agamen.

Feſtland und Hinterindien bis Südchina. Beſonders häufig findet er ſih auf Ceylon, niht ſelten in allen übrigen Ländern, vorausgeſeßt, daß es an Bäumen und Hecken nicht fehlt. An heißen, fonnigen Tagen ſieht man das Tier mit offenem Maule, gewöhnlih einzeln, auf einem Zweige oder vielleicht auf einer Mauer den Sonnenſtrahlen ſi hingeben, nah einem Regenſchauer aber in vollſter Thätigkeit ſeiner Jagd auf allerlei Kerbtiere obliegen und bei dieſer Gelegenheit oft au< auf den Boden herabkommen, den es ſonſt nicht zu betreten pflegt. Das Weibchen legt 5—16 eiförmige, mit weicher Schale umhüllte Eier in Baumhöhlen oder in ſelbſt ausgegrabene Löcher in weihem Boden, aus welchen nac 8 oder 9 Wochen die Fungen ſ{lüpfen. Der Urſprung ſeines Namens „Blutſauger“ iſt noh niht genügend aufgeklärt: Kelaart glaubt, daß man ihm den Namen bloß deshalb gegeben habe, weil jein Kopf ſehr häufig in roter Farbe prangt.

Wie es ſcheint, kämpfen auch die Männchen der Schönechſen heftig miteinander; darauf hin deutet wenigſtens der Name „Kampfhähnchen“, den der Blutſauger von den Holländern Oſtindiens erhalten hat. Möglicherweiſe freilih bezieht ſih leztere Bezeichnung auf die Eigenſchaft des Tieres, gereizt heftig zuzubeißen und das einmal Erfaßte unter keiner Bedingung loszulaſſen, und ob es auch einen Zahn oder einen Teil der Kinnlade koſten ſollte. Jn der Regel freilih bedienen ſih die Schöne<hſen ihres Gebiſſes niht, ſondern flühten vor den ſih ihnen nähernden Menſchen wie vor jedem anderen größeren Feinde, wobei ſie ihre außerordentliche Gewandtheit und Raſchheit im Klettern und Springen von Aft zu Aſt in vollſtem Maße bethätigen. Verfolgt man ſie ernſter, und verliert man ſie plößlih aus dem Auge, ſo ſoll man, laut E. von Martens, zuerſt nachſehen, ob ſie ſi nicht in die Kleider des Verfolgers ſelbſt geflüchtet haben. Wegen aller dieſer Eigenſchaften zählen die Tiere zu den volkstümlichſten Arten ihrer Drdnung. Für die Europäer bleibt der jähe Farbenwe<ſel immer das Merkwürdigſte an ihnen, und der Name „Chamäleon“, den man ſehr häufig auf ſie anwenden hört, erſcheint daher im Munde der Unkundigen gerechtfertigt.

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Unter den noh zu beſprechenden Gliedern der Familie ſtellen wir die Agamen im engſten Sinne (A gama) obenan. Sie kennzeihnen ſi< dur< kurzen, dreie>igen, hinten aufgetriebenen, nah vorn ſtark abſchüſſigen, an der Shnauzenſpiße gerundeten Kopf, kräftigen, abgeplatteten Leib, lange und ſchlanke Beine und mehr oder minder langen, rundlichen Schwanz. Die Naſenlöcher ſind einander genähert, die Ohröffnungen, in welchen das verſenkte Trommelfell no< ſichtbar iſt, deutlih. Die Kehle zeigt ſelten einen entwidelten Kehlſa>, der Hals dagegen ſtets eine Grube an jeder Seite und eine ſehr ausgebildete Querfalte; Schenkelporen fehlen, ſtatt deren beim Männchen ſhwielig verdi>kte Shuppen in einer oder mehreren Querreihen vor dem After ſtehen. Mehr oder minder gleihmäßig angeordnete, deutlich gekielte und geſchindelte Schuppen de>en die Oberſeite des Leibes, zahlreiche, meiſt kleine, flahe oder aufgetriebene Schilde den Kopf, Schindel- oder Wirtelſchuppen den Schwanz.

Die Gattung, von welcher man 41 Arten unterſchieden hat, verbreitet ſich von Südoſteuropa dur ganz Afrika und Südweſtaſien bis Fndien, und die zu ihr gehörigen Arten treten da, wo ſie vorkommen, gewöhnlih überaus zahlreih auf.

„Cine der auffallendſten und anziehendſten Erſcheinungen für den Reiſenden, der nah mehrmonatiger ermüdender Seefahrt die Goldküſte betritt“ ſo ſchreibt mir A. Reichenow, „iſt eine dort ungemein häufige E<hſe. Wie die Weberſiedelungen in den hohen Kronen . der Kokospalme und die dumpfen Rufe der Tauben in den dorfumgürtenden He>en Auge